Zur heutigen Stunde ist es ganz besonders nötig, sich der ermutigenden Worte zu erinnern, die Moses an ein Volk richtete, welches er der Verwirklichung der Freiheit entgegenführte, allen ihren Feinden zum Trotz. Er sagte: „Seid getrost und unverzagt, fürchtet euch nicht und laßt euch nicht vor ihnen grauen; denn der Herr, dein Gott, wird selber mit dir wandeln und wird die Hand nicht abtun noch dich verlassen.“ Josua wiederholte diese Worte, nachdem er die Führung der Stämme übernommen hatte, und er fügte der Ermahnung des Moses folgendes hinzu: „Und laß das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, auf daß du haltest und tust allerdinge nach dem, das drinnen geschrieben stehet. Alsdann wird dir gelingen in allem, das du tuest, und wirst weislich handeln können.“
Wer das Alte Testament nur oberflächlich liest, bekommt leicht den Eindruck, als ob die Kinder Israel auf ihren Wanderungen aus Ägypten ins Gelobte Land auf Materielle Eroberungen ausgewesen seien, gerade wie diejenigen, die ihnen vorausgegangen waren, und es ist höchst wahrscheinlich, daß viele unter dem Volk nicht die Stufe des Fortschritts erreicht hatten, von wo aus sie hätten weiter sehen können. Deshalb mußten sie so viele Enttäuschungen erfahren und so lange auf das Gute warten, das sie erhofften. Wenn wir nun die höhere Bedeutung des inspirierten Wortes suchen, werden wir finden, daß „Israel nach dem Fleisch“ nicht das wahre Israel darstellte. Wir müssen uns dieses Volk als Bahnbrecher auf dem Gebiete der auf dem geistigen Gesetz beruhenden reinen und unbefleckten Religion denken, denn dann verstehen wir besser, was sie unternahmen und was sie erreichten. Solange bei den Israeliten das Feuer eines rein geistigen Ideals auf dem Altar brannte, verschwanden ihre Feinde vor ihnen, und sie zeichneten sich als Volk durch Frieden und Wohlstand aus; ja es war geradezu der Zweck ihres nationalen Bestehens, dieses göttliche Ideal heilig zu halten und dessen Segnungen allen Völkern der Erde zu bringen, insoweit diese dafür bereit waren. Hatte nicht Gott dem Abraham die Verheißung gegeben: „Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden“?
Wenn wir diese Dinge im Auge behalten, erlangen wir einen klareren Begriff von der Bestimmung des amerikanischen Volkes. Diese Nation verdankt ihr Bestehen geradezu der reinen Absicht, in ihren Grenzen Recht und Gerechtigkeit hochzuhalten und diese göttlichen Ideen allen zu bringen, mit denen ihre Bürger irgendwie in Berührung kommen. Es ist gewiß kein eitler Wahn, daß in unseren Tagen sämtliche Völker der Erde von dieser großen Nation Hilfe erwarten. Diese Hilfe kann aber nur durch die Erkenntnis des göttlichen Gesetzes und durch den Gehorsam gegen dasselbe kommen. Indem die Männer und Frauen dieses Landes von ihrem Besten darbringen, um denen zu helfen, die die gleichen Ideale haben, müssen sie sich um Kraft und Mut beständig an das Leben wenden, welches in der Tat Leben verleiht.
So mancher ist dadurch, daß er sich an die folgenden Worte Mrs. Eddys angeklammert hat, aus der Tiefe der Krankheit und Not errettet worden: „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 393). Wohl regt sich zuzeiten der Gedanke, daß wir dem großen Problem der heutigen Stunde hätten ausweichen können, daß es nicht nötig gewesen wäre, unsere Kraft in diesem großen Weltkonflikt zu messen; aber dies wäre gerade so, als ob wir dächten, wir dürften der Versuchung gegenüber eine friedliche Haltung einnehmen, weil wir glauben, wir seien nicht stark genug, dem Feinde entgegenzutreten und den Sieg zu erringen. Dies wäre im wesentlichen ein Leugnen der Gerechtigkeit und Macht der göttlichen Liebe. Selbst wenn wir den Schritt, den wir getan haben, hätten eine Zeitlang aufschieben können, während andere litten, so hätten wir dadurch nur bewiesen, daß wir die Geschichte der Menschheit nicht richtig gelesen haben — daß es uns nicht offenbar ist, wie trotz aller sterblichen Vorstellung die Gerechtigkeit doch stets den endgültigen Sieg erringt; und das Ende ist nie weit entfernt für diejenigen, die sich weigern, irgend etwas außer der Allmacht Gottes, des Guten, anzuerkennen. Ein Dichter hat gesagt:
Glücklich sind die Menschen, die zu stark sind, um beraubt zu werden, Gesegnet aber sind die Völker, die es wagen, für die andern stark zu sein.
Die amerikanische Nation hat sich in den vergangenen Jahren als stark erwiesen; und jetzt kommt die Zeit, da sie ihre Kraft in weit herrlicherer Weise, als sie sich je vorgestellt hat, beweisen kann und beweisen wird — und zwar deshalb, weil auf dem Schlachtfelde wie im Heim sich die Gedanken von den Gebrechen des Fleisches und des fleischlichen Sinnes abwenden und durch völliges Vertrauen auf die Unendlichkeit des Guten die Kraft finden werden, die nie versagt.
Vor alters sagte der Psalmist von Gott: „Er wird den Erdboden recht richten und die Völker regieren rechtschaffen.“ Will der Glaube zuzeiten schwach werden, dann wollen wir an die Worte des Apostels Paulus denken: „Die göttliche Torheit ist weiser, denn die Menschen sind.“ Wir dürfen nicht vergessen, daß des Menschen Macht über alles Böse unmittelbar von Gott kommt. Sie besteht in nichts geringerem als seiner Wiederspiegelung des göttlichen Wesens. In der Christlichen Wissenschaft ist der Mensch, wie Gott ihn kennt, nie von Gott getrennt, und man kann sich daher unmöglich Gott als stark und zugleich den Menschen als schwach denken. Diese Gottähnlichkeit muß von einem jeden durch die Erkenntnis zur Entfaltung kommen, daß nichts anderes Wert hat als das Streben, Gott zu erkennen und Sein Wesen zum Ausdruck zu bringen. Wir dürfen zur heutigen Stunde zuversichtlich glauben, daß das Reich Gottes der Menschheit in der Tat nahe gekommen ist. Es liegt uns somit ob, stets dem göttlichen Befehl zu gehorchen, der aus uralter Zeit zu uns herübertönt: „Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, das du tun wirst.“
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