Als Paulus erklärte: „Ist ein natürlicher Leib, so ist auch ein geistlicher Leib,“ hatte er offenbar nicht den Zweck im Auge, der Materie oder dem Fleisch, das der Herr vor ihm als etwas völlig nutzloses gebrandmarkt hatte, das Wort zu reden, sondern er wollte seine Zuhörer nur mit der Versicherung trösten, daß sie ihre Individualität nicht mit dem scheinbaren Tode des sterblichen Körpers verlieren würden. Es war ohne Zweifel seine Absicht, ihnen die Zusicherung zu geben, daß in dem Zustand der Seligen jeder einzelne seine ausgesprochene Individualität behalten wird. Die Erlösung des Leibes, die im achten Kapitel des Römerbriefes erwähnt wird, weist auf die wissenschaftliche Auffassung von des Menschen Sein hin.
Adam Clarke erwähnt in seiner Auslegung dieses Textes die Tatsache, daß das griechische Wort, welches in dem vorliegenden Text mit „Leib“ übersetzt wird, eigentlich „individualisiertes Sein“ bedeutet. Jede Idee des unendlichen Geistes hat ihre ausgesprochene Individualität. Dies bedeutet keineswegs einen Körper, der aus materiellen Teilen besteht, sondern ausgesprochene und bestimmte Identität, welche die Wiederspiegelung oder Kundwerdung Gottes, des Gemüts, ist. Indem dieser geistige Sinn von Individualität erfaßt wird, schwindet die Annahme, daß der Mensch ein materieller Körper sei. Paulus erklärt: „Es wird gesäet in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit.“ Das Fleisch ist die unrühmliche Vorstellung vom Menschen, während der geistige Mensch der verklärte Ausdruck oder das Bild des Gemüts ist, welches sich nicht durch Begrenzung, nicht durch einen Organismus kundtut, sondern in geoffenbarter Harmonie zum Ausdruck kommt. Der entehrende Begriff vom Menschentum muß überwunden werden, damit die Herrlichkeit des wahren Menschentums erreicht werde. In dem Verhältnis, wie man den wahren Begriff vom Menschen erlangt, verliert man den falschen Begriff. Dieser Wandel besteht jedoch nicht in einem Übergang von einem Körper in den anderen, sondern er bedeutet das Erwachen aus einem Traum vom sterblichen Körper zum wahren Bewußtsein, zur Gottesebenbildlichkeit. Der Tod, der zum völligen Verlieren des materiellen Körpers notwendig ist, bedeutet weit mehr als das, was als der letzte Feind bezeichnet wird. Er bedeutet die Zerstörung allen Irrtums im Bewußtsein des menschlichen Individuums durch das Erwachen zum wahren Menschentum.
Wir hören oft den Ausdruck: „Sei ein Mann!“ Diese Ermahnung sollte eine weit höhere Bedeutung haben, als gewöhnlich beabsichtigt wird. Sie sollte zum Erwachen im Bilde Gottes anregen und uns dadurch über alles erheben, was geringer ist als der wahre Mensch. Das Wort erwachen, welches der Psalmist anwendete, bedeutet, daß das Ebenbild Gottes bereits unverletzt besteht, daß der Schleier der Materie, die Wolke falscher Annahme durch die Aufklärung des Individuums gehoben werden muß, damit das ewige Bild des göttlichen Gemüts sichtbar werde. Die Christliche Wissenschaft beseitigt das Geheimnis, welches so viele biblische Darlegungen zu umhüllen scheint, indem sie die geistige Wissenschaft des Seins, die Wissenschaft von Ursache und Wirkung offenbart und hierdurch die Heilige Schrift geistig auslegt.
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