Christliche Wissenschafter können dem Menschengeschlecht zur heutigen Stunde dadurch einen großen Dienst erweisen, daß sie, der Stimme ihres Gewissens folgend, als freie Bürger ihr konstitutionelles Recht auf Freiheit in Dingen des Glaubens, der Politik und der Gesundheitspflege geltend machen. Mrs. Eddy schreibt in ihrer Botschaft an Die Mutter-Kirche vom Juni 1899: „Keine Krone, kein Szepter und keine Herrscher, die zügellos geworden sind, können das wesentliche Erbe der Freiheit dämpfen, nämlich des Menschen Recht, sich zu einer Religion zu bekennen, sich von einem Arzt behandeln zu lassen oder gemäß der Stimme seines eigenen erleuchteten Gewissens und seiner eigenen ungetrübten Vernunft zu leben oder zu sterben“ (Miscellany, S. 128). Wenn der Christus, die Wahrheit, das Gewissen beherrscht, dann ist das göttliche Prinzip der einzige Machthaber, und der christliche Charakter hat sich entwickelt.
Die Gewaltherrschaft trägt vielerlei Masken, um die vielerlei Gemüter besser hinters Licht führen zu können, vermag aber das eine Gemüt nicht zu täuschen. Indem die Christliche Wissenschaft die stete Zugängigkeit des einen Gemüts lehrt, stellt sie die Gewaltherrschaft bloß, einerlei, wie verschieden diese verkleidet sein mag. Ist das Cäsarentum oder die Gewaltherrschaft eines einzelnen Menschen durchschaut worden, so schlägt es die entgegengesetzte Richtung ein und gründet den Bolschevismus, die Gewaltherrschaft der Menge. Eine Namens Veränderung beweist keine Herzensveränderung. Gewaltherrschaft bleibt sich immer gleich, wie sie auch bemäntelt sei. In allen Fällen beruht die Gewaltherrschaft des Einzelnen, der Wenigen oder der Menge auf dem Verlangen, zu ernten, ohne die Früchte verdient zu haben. Wenn die Autokratie durch Rache überwältigt worden ist und der Diener dem Meister Vorschriften macht, so führt der rachsüchtige Diener die Gewaltherrschaft nur unter einer anderen Form weiter. Das Recht, unter göttlicher Leitung der Stimme des eigenen Gewissens zu gehorchen, sollte höher stehen als menschliche Gesetzgebung.
Als Paulus dem Rat der Hohenpriester gegenüberstand, sagte er: „Ihr Männer, liebe Brüder, ich habe mit allem guten Gewissen gewandelt vor Gott bis auf diesen Tag.“ Der Hohepriester befahl, „daß sie ihn aufs Maul schlügen,“ worauf Paulus antwortete: „Sitzest du, mich zu richten nach dem Gesetz, und heißest mich schlagen wider das Gesetz?“
Autokraten, die von zügellosem Ehrgeiz beherrscht werden, nehmen es sich heraus, ihren Untertanen in Dingen des Gewissens Vorschriften zu machen; Demokratien jedoch können solche Verfahrungsarten nicht lange überleben, und um ihre Existenz zu sichern, finden sie es nötig, ihren Bürgern das Recht der Freiheit zu gewähren. Nun ist aber keine Art menschlicher Regierung vollkommen, und man muß daher oft von zwei Übeln das geringere wählen. In unseren Tagen haben die Christlichen Wissenschafter, die sich auf die Herrschaft Gottes verlassen, die trostvolle Gewißheit, daß selbst in außergewöhnlichen Zeiten die Verheißung der Bibel in Kraft bleibt: „Denn der Grimm der Menschen preiset dich, wenn du mit dem letztet Grimme dich gürtest; ... Der den Fürsten den Mut nimmt, der den Königen der Erde schrecklich ist“ (Zürcher Bibel). Jener Zustand des Gemüts, der die Erde zu beherrschen sucht, sinkt in die Erde. Dies ist selbstauferlegte Strafe, für welche dann der sterbliche Mensch Gott verantwortlich zu machen sucht. Wer sich in selbstsüchtiger Absicht ein warmes Nest bereiten will, macht es dadurch letzten Endes leer und kahl. Der Einfluß des göttlichen Gemüts auf menschliche Ereignisse vereitelt jedoch die Pläne des Übeltäters, der da meint, er täusche andere, während er doch sich selbst täuscht. Warum nicht offen anerkennen, daß Gott, das göttliche Gemüt, den Menschen regiert, und daß die Heilige Schrift das Gesetz feststellt! Ist die geistige Erkenntnis im menschlichen Bewußtsein tätig, so können gerade die Fehler der Sterblichen dazu dienen, Menschen und Völker zu retten. Fehler im menschlichen Urteil haben sich schon oft als Stufen zu göttlichen Siegen erwiesen. Selbst die ausgesprochenen Schwächen menschlicher Führer, die der geheime mentale Manipulator zu seiner eigenen Verherrlichung zu gebrauchen sucht, können den Weg zu dem, was allen Menschen zum Segen gereicht, nicht versperren, wenn sich die Menschen auf die unvorhergesehene Wirksamkeit des Gemüts verlassen. Unsere heutigen Staatsmänner, Politiker, Generäle, Admiräle, Geistliche, Reformer und andere mehr können zu Förderern des göttlichen Planes gemacht werden. Der Ruf Gottes ergeht an einzelne Menschen, wodurch dann althergebrachte Regeln und Normen umgestoßen werden, damit ein höheres Maß rechtschaffener Tätigkeit herbeigeführt werde. Selbst wenn Religionssysteme die Geistigkeit auf dem Altar der politischen Macht geopfert haben, selbst wenn sie unter die Welt gekommen sind statt oberhalb derselben zu bleiben, kann das Licht erscheinen, die Unterwelt der Finsternis erleuchten und den vorhandenen Irrtum vernichten.
Der Wunsch, zu dominieren und zu monopolisieren ist jedem Staate fremd, der die Demokratie in der Welt sicherstellen will. Das Monopol oder die persönliche Kontrolle ist den Lehren der Christlichen Wissenschaft zuwider. Unserem Kirchenhandbuch gemäß wird nicht einmal von Der Mutter-Kirche Christi, der Scientisten, erwartet, daß sie die Zweig-Kirchen kontrollieren, noch von Zweig-Kirchen, daß sie die Angelegenheiten anderer Zweig-Kirchen leiten sollen. Die Lehrer werden davor gewarnt, Herrschaft über ihre Schüler auszuüben, und in einem besonderen Statut unter der Überschrift „Kein Monopol“ heißt es (Kirchenhandbuch, Art. VIII, Abschn. 30): „Ein Wissenschafter darf nicht danach trachten, das Heilungswerk in einer Kirche oder in einem Ort für sich allein in Anspruch zu nehmen und andre davon auszuschließen, sondern alle, die die Lehren der Christlichen Wissenschaft verstehen, haben das Recht, dieses heilige Werk zu unternehmen; und ‚an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.‘ “
Die Christlichen Wissenschafter gehorchen gerne den Gesetzen des Landes, gerecht ausgelegt; sie unterstützen freiwillig die fruchtbringende Tätigkeit ihrer Regierung und schützen sie mit dem undurchdringlichen Panzer guter Werke. Inmitten der Ungewißheit während der Neuanordnung nach dem Krieg fahren sie fort, die Kranken zu heilen und die gute Botschaft aller Kreatur zu predigen. Dadurch gehorchen sie der Stimme ihres Gewissens und verehren den einen Gott. Wer seine Religion betätigt, tut dies jederzeit und allerorts; er wacht und betet ohne Unterlaß. Gott vermag das scheinbar verzweifeltste Durcheinander zu entwirren, sei es politisch, sei es kirchlich, oder betreffe es die Rechte der Bürger, ihre Heilmethode selbst zu wählen. Wenn die Stimme des Gewissens durch die Christliche Wissenschaft unter die göttliche Herrschaft kommt, so führt das zu den Höhen richtiger geistiger und wissenschaftlicher Erkenntnis.