Als Jesus kam, um die Unendlichkeit und Allmacht des Guten durch das Heilen der Kranken und Austreiben der Teufel zu demonstrieren, warfen ihm die Pharisäer vor, er sei ein Freund der Zöllner und Sünder. Weil sie das Gute nicht wahrhaft zu würdigen wußten, hegten sie falsche Gedanken hinsichtlich des Bösen und des Übeltäters. Ihre falsche Auffassung vom Guten machte sie selbstgerecht. Sie schienen die Tatsache, daß Gott von den Starken verlangt, den Schwachen in der Not zu helfen, scheinbar ganz vergessen zu haben und begnügten sich damit, gewisse vorgeschriebene Formen und Zeremonien zu beobachten. Da sie nicht gewillt waren, sich des Sünders zu erbarmen und ihm in dem Kampf um die Befreiung von den Fesseln des Bösen zu helfen, konnten sie die Bemühungen dessen nicht schätzen, der fähig und bereit war, denen zu helfen, die von der Sünde lassen und ein besseres Verständnis vom Leben gewinnen wollten. Jesus war im wahrsten Sinne des Wortes der Sünder Freund, wiewohl es keinen gab, der so frei von Sünde war wie er. Weil er die ewige Wirklichkeit des Guten erkannte, vermochte er auch das wahre Wesen des Bösen zu erkennen, und das befähigte ihn, denen zu helfen, die sich der ganzen Erbärmlichkeit ihrer Sünde bewußt geworden waren und sich nach Erlösung sehnten.
Jesus lehrte und demonstrierte die einzig richtige Art, die Kranken zu heilen und die Sünde zu überwinden. Seine Nachfolger müssen in diesem wie in jedem Zeitalter dieselben Taten vollbringen, die er vollbrachte, wenn sie an dem großen Werke teilnehmen wollen, die Menschheit von Sünde und Leiden, den unausbleiblichen Folgen der Sünde, frei zu machen. Hier entstehen nun zwei sehr wichtige Fragen: Wie soll man der Sünde gegenübertreten, und wie soll man über den Sünder denken? Von der Beantwortung dieser wesentlichen Fragen hängt unser Erfolg beim Heilen der Kranken und Umwandeln der Sünder ab. Vom menschlichen Standpunkte aus betrachtet, ist es schwierig, den Menschen von der Sünde zu trennen, aber geistige Erkenntnis offenbart ihn uns als eine Wesenheit und die Sünde als eine Nichtsheit.
In seiner Liebe zur Menschheit sah Jesus von Nazareth die Person nicht an, wiewohl der menschliche Sinn zuweilen nicht recht begreifen kann, wie seine Worte, bei verschiedenen Gelegenheiten geäußert und an verschiedene Menschen gerichtet, von derselben selbstlosen Liebe inspiriert sein konnten. Zu der Ehebrecherin sagte er: „So verdamme Ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.“ Hatte er kein Wort der Mißbilligung für eine Person, die so tief gefallen war? Offenbar nicht. Wahrlich, größere Liebe ist niemals einem Sünder zuteil geworden. Bei einer anderen Gelegenheit hören wir ihn wiederholt sagen: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler.“ Hatte er kein Mitleid mit diesen? Hätte er nicht gegen sie die gleiche Liebe und Vergebung bekunden und sie dadurch von der Sünde retten können? Dem persönlichen Sinn mag es vorkommen, als ob er nicht die gleiche Liebe für alle gehabt hätte; den einen segnete er, den anderen tadelte er.
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