Wer die Worte im Glossarium in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ von Mary Baker Eddy, studiert, wird sich wohl wundern, warum Dan als der Vertreter des tierischen Magnetismus hingestellt wird. Prüft man aber den Gegenstand an Hand der verschiedenen Bibelstellen, so erkennt man, daß diese Ausdrücke im Glossarium genaue Definitionen sind, daß Dan in der Tat ein Typus des tierischen Magnetismus ist. Dan war der Sohn Jakobs und Bilhas, Rahels Magd. Jakobs Charakter umfaßte, vom sterblichen Gesichtspunkt aus betrachtet, Falschheit und Sinnlichkeit; der Name Bilha bedeutet Schüchternheit sowie auch Furcht und Schrecken. Gibt es wohl einen günstigeren Boden für den tierischen Magnetismus als diese Eigenschaften des sterblichen Gemüts, Falschheit, Sinnlichkeit, Furcht, Schüchternheit und Schrecken? Zu Dans Nachkommen gehören sein Sohn Husim, was „der Eilige“ heißt, und Bukki, der Fürst des Stammes, dessen Name „Verschwendung“ bedeutet. Die Geschichte der unmittelbaren Vorfahren sowie der Nachkommen Dans verdient unsere eingehende Prüfung, denn sie lehrt verschiedenes, was uns von Wert ist. Falschheit, Sinnlichkeit, Schüchternheit, Furcht und Schrecken sollten als das, was sie sind, nämlich als Elemente des tierischen Magnetismus erkannt und vernichtet werden, denn sonst liefern sie gerade den Boden, in dem der Irrtum wuchern kann. Mit anderen Worten, sie lassen Dan herein. Hat man die Fähigkeit, die Symptome des tierischen Magnetismus zu erkennen und sie sofort mit der Wahrheit des Seins, zu vernichten, so heißt das, daß man in dem Verständnis und der Demonstration der Christlichen Wissenschaft vorgeschritten ist.
Und wie verhält es sich mit der Hast und der Verschwendung? Könnte sich irgend jemand vorstellen, wie das Leben hier und jetzt sein würde, wenn diese Nachkommen Dans nicht da wären? Jedes Gefühl des Drucks, das durch Hast hervorgerufen wird, alle Begrenzungen der Zeit würden verschwinden. Die Vorstellung von Zeit verursacht alle Hast. Wir sind hastig, weil wir unsere Zeit berechnen, weil wir den Einbruch der Nacht erwarten. Hast hindert unsere Arbeit, macht uns gereizt und ungeduldig, weniger leistungsfähig und erschwert es anderen, mit uns auszukommen. Hast bringt Drängen mit sich, und Drängen bedeutet Mesmerismus, die Betätigung der sterblichen Willenskraft. Hast bricht stets die Knospen mit Gewalt auf, anstatt sie auf die rechte Weise sich entfalten zu lassen. Sie äußert sich beim Eintritt, in das Haus eines Freundes mit den Worten: „Ich habe keine Minute Zeit,“ oder etwas derartigem, und der Freund fängt dann auch an, aufgeregt zu werden. Hast bewirkt, daß man in gereiztem Ton durchs Telephon spricht und die Angestellten oder Kunden unfreundlich anredet. Sie ist ein richtiger Nachkomme Dans. Die einzige berechtigte Hast ist das Beschleunigen des Erwachens aus diesem sterblichen Traum. Mit der Verschwendung steht es nicht besser. Verschwendung der Zeit, Verschwendung des Geldes, und vor allen Dingen Verschwendung günstiger geistiger Gelegenheiten muß energisch bekämpft werden. Denken, das nicht rechtschaffenes Denken ist, bedeutet Verschwendung. Alle Zeit, die nicht auf das Wirkliche und Wahre verwendet wird, ist verschwendet; alle Selbstsucht bedeutet Verschwendung. Nur das hat Wert, was den Menschen mit Gott bekannt macht oder was Gott zum Ausdruck bringt. Sowohl Hast wie Verschwendung trennt uns von Gott und gehört daher zu der Brut der Sinnlichkeit, der Falschheit, der Furcht, der Schüchternheit und des Schreckens.
Wenden wir uns nun von Dans Eltern und Nachkommen zu Dans eigenem Leben. Als Jakob seinen Söhnen den Segen gab, der die Eigenschaften der einzelnen Stämme oder die Zustände des menschlichen Bewußtseins prophezeite, für welche die Söhne typisch waren, sagte er unter anderem von Dan: „Dan wird Richter sein in seinem Volk.“ Das Wort Dan bedeutet Richter. Was für ein Gericht kann aber von Dan oder dem tierischen Magnetismus ausgehen? Es kann nichts anderes sein als eine zerstörende Kritik, ein ungerechtes Gericht, ein Richten, das von der materiellen Basis ausgeht. Wir finden den Namen Dan in dem Namen Daniel vervollständigt, und dieser bedeutet „Richter Gottes.“ Dan urteilt von der Stufe des sterblichen Gemüts, Daniel vom Standpunkte des göttlichen Gemüts aus. Derselbe Unterschied besteht zwischen dem Lesen des sterblichen Gemüts und dem Lesen des göttlichen Gemüts. Was den zweiten Teil des Segens betrifft, so ist darin ganz genau das Wirken des tierischen Magnetismus angegeben: „Dan wird eine Schlange werden auf dem Wege und eine Otter auf dem Steige und das Pferd in die Fersen beißen, daß sein Reiter zurückfalle.“ Tatsächlich wird nicht der tierische Magnetismus für das Unheil, das er bewirkt, verantwortlich gemacht, sondern das Werkzeug oder Zwischenmittel, dessen er sich bedient. So bleibt oft die Schlange, die das Pferd in die Fersen beißt, so daß dieses sich bäumt und den Reiter abwirft, ganz unbemerkt und unbeschuldigt, und man rechnet dann das Unglück dem Pferd an, oder man meint sogar, die Unvorsichtigkeit des Reiters habe den Sturz herbeigeführt.
Die Christlichen Wissenschafter haben jedoch keine Entschuldigung, wenn sie das Böse persönlich machen, denn von Anfang bis zu Ende lehrt Wissenschaft und Gesundheit die Unpersönlichkeit des Bösen sowie die große und herrliche Tatsache, daß es keine Macht hat. Findet daher Mißverständnis statt, so müssen wir es als Verwirrung oder tierischen Magnetismus erkennen und dementsprechend mit ihm verfahren. Wir müssen das Böse vernichten. Wenn über die Menschen, durch die sich das Böse kund tut, abgeurteilt wird, so wird das Böse dadurch nicht zerstört; deckt man es aber auf, dann kann man es auf sein Nichts zurückführen. Durch die Erkenntnis der Unwirklichkeit des Bösen auf Grund der Allheit Gottes, des Guten, vernichtet man das Böse und befreit oder heilt dadurch den vormaligen Übeltäter. Es ist sehr bedeutsam, daß Jakob, nachdem er, wie oben angeführt, von Dan prophezeit hatte, vermöge seiner geistigen Wahrnehmung ausrief: „Herr, ich warte auf dein Heil!“ Er ahnte, daß nur die Erlösung, die von Gott kommt, die Menschheit von dieser scheinbaren Macht des Bösen befreien könne, und daß bis zur Verwirklichung dieser Erlösung viele trübe Jahre des Wartens vergehen würden.
Wenn wir unsere Betrachtungen über Dan in der Bibel fortsetzen, kommen wir zu der Zeit, wo Moses, ehe er den Berg Nebo bestieg und nicht mehr von den Menschen gesehen wurde, die Stämme segnete und von Dan sagte: „Dan [ist] ein junger Löwe, der herausspringt von Basan.“ Eine Definition Dans in dem Glossarium lautet: „Eine Annahme, die über die andre herfällt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 583). Der tierische Magnetismus an sich ist in der Tat nichts als eine Annahme, die über eine andere Annahme — herfällt Staub zu Staub. In der Bibel heißt es: „Staub soll der Schlange Speise sein“ (n. d. engl. Bibelübersetzung). Wenn man näher auf das Wort Basan eingeht, so findet man, daß Basan das Erbteil des Stammes Manasse war, und man erkennt mit Staunen und Ehrfurcht die wunderbare Folgerichtigkeit der Bibelaufzeichnungen; denn im siebenten Kapitel der Offenbarung lesen wir von der Erfüllung dieser Prophezeiung. Dan wird nämlich nicht unter der Schar der Erlösten genannt, welche Zwölftausend aus jedem Stamme umfaßt, sondern Manasse, der Sohn Josephs, jener begünstigte Stamm, aus dem „der Hirte und Stein Israels“ hervorging, ist an seine Stelle getreten, so daß dem Hause Josephs zwei Erbteile zufallen. Dies ist die Erfüllung der Verheißung Jakobs in betreff der Söhne Josephs, Ephraim und Manasse, von denen er sagte, als er sie segnete: „Ich habe dir ein Stück Land gegeben vor deinen Brüdern.“ Die Verheißung ist in Erfüllung gegangen, Dan ist in der Tat von Basan herausgesprungen; mit anderen Worten, „der Hirte und Stein Israels“ hat in der Christlichen Wissenschaft die Machtlosigkeit des Bösen offenbart und den Menschen ein Verständnis von der Weissagung Jesajas gegeben: „Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen köstlichen Eckstein, der wohl gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht. Und ich will das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zum Gewicht machen; so wird der Hagel die Falsche Zuflucht wegtreiben, und Wasser sollen den Schirm wegschwemmen.“
Die Geschichte des Stammes Dan weist drei besondere Ereignisse auf, die von Bedeutung sind und von denen jedes für die Natur und das Wirken des tierischen Magnetismus typisch ist. Das erste Ereignis ist, daß ein Mann, der Sohn eines Weibes aus dem Stamme Dans und eines Ägypters, Gott lästert und dafür gesteinigt wird. Die zweite interessante Erwähnung der Daniter finden wir in dem herrlichen Gesang der Debora, im fünften Kapitel des Buchs der Richter, als dieses erleuchtete Weib Richter in Israel war und als Anführer der Scharen Israels aus der Schlacht gegen ihre Feinde zurückkehrte. Sie sang von dem glorreichen Siege Israels und von der Tapferkeit und dem Ruhm derer, die an dem Kampf teilgenommen hatten, worauf sie ausrief: „Warum verblieb Dan bei den Schiffen?“ (Zürcher Bibel). Hieraus geht hervor, daß Dan nicht hinaufzog, um sich an dem gerechten Krieg zu beteiligen. Denselben Zug des tierischen Magnetismus nehmen wir heute an denen wahr, die sich zu Werkzeugen des Bösen hergeben und daher nicht ausziehen, um gegen den König von Kanaan zu kämpfen. Sie behaupten entweder, neutral zu sein, oder sie ergreifen offen Partei gegen diejenigen, die für eine gerechte Sache kämpfen.
Die dritte und interessanteste Erzählung von den Taten Dans ist der Bericht von dessen Eroberung der Stadt Lais, deren Einwohner eine Zeitlang dem Mesmerismus der Behaglichkeit in der Materie anheimgefallen waren. Nachdem sich die Daniter die Stadt angeeignet hatten, nannten sie sie Dan, führten Götzendienst ein und bewogen einen Leviten, beim Gottesdienst vor diesem Götzenbilde ihr Priester zu sein. Die ganze Geschichte ist äußerst interessant und wichtig. Die Boten Dans kehrten auf ihrem Wege nach dieser Stadt bei einem Manne namens Micha ein, der sich ein Haus voll Götzen eingerichtet und einen jungen Leviten als Priester angestellt hatte. Diesen jungen Leviten ersuchten die Boten (fünf an der Zahl), den Herrn für sie zu fragen, ob ihre Wege „wohl geraten“ würden. Der Levit antwortete ihnen, nachdem er die Götter gefragt hatte: „Ziehet hin mit Frieden; euer Weg, den ihr ziehet, ist recht vor dem Herrn.“ So benutzte der tierische Magnetismus den Okkultismus, um seinen Zweck zu erreichen, und die Boten zogen nach Lais, wo sie ein Volk fanden, das sorglos, „still und sicher“ wohnte, und das niemand hatte, „der ihnen Leid täte im Lande oder Herr über sie wäre,“ wie die Bibel es so kurz und treffend ausdrückt. Dieser Bewußtseinszustand fällt sehr leicht dem tierischen Magnetismus zum Opfer.
Nachdem die Boten das Land ausspioniert hatten, kehrten sie zu ihrem Stamme zurück und sammelten ein Heer, um nach dem Lande Lais zu ziehen und es einzunehmen. Unterwegs raubten sie die Götter, die dem Micha gehörten, und bestachen seinen Priester, den jungen Leviten, mit ihnen zu gehen und ihr Priester zu sein. Dann kamen sie nach Lais, „an ein stilles, sicheres Volk.“ Und es „war niemand, der sie errettete,“ wie es im weiteren heißt. Nun stellten die Kinder Dans das Götzenbild auf, und der junge Levit und seine Nachkommen waren Priester des Stammes, bis das Land erobert wurde. Diese ganze Geschichte beschreibt in sehr interessanter Weise das Wirken des Bösen oder des tierischen Magnetismus. Sie legt dar, wie dieser in dem sorglosen und gesetzlosen Gedanken ein Opfer findet und wie leicht er von diesem Bewußtseinszustand Besitz ergreift und seinen Götzendienst darin anfängt.
Im achtundvierzigsten Kapitel des Propheten Hesekiel wird die Errichtung des geistigen Tempels beschrieben, und es heißt da, die Tore des Tempels sollten „nach den Namen der Stämme Israels genannt werden,“ und gegen Morgen sollten drei Tore sein, „nämlich das erste Tor Joseph, das zweite Benjamin, das dritte Dan.“ Wenn wir nun das einundzwanzigste Kapitel in der Offenbarung aufschlagen, finden wir eine Beschreibung des neuen Jerusalems, und zwar heißt es auch da, daß auf jeder Seite drei Tore seien, und „auf den Toren zwölf Engel, und Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Geschlechter der Kinder Israel.“ Es ist also klar zu ersehen, daß die drei Tore jetzt Joseph, Benjamin und Manasse waren, da ja Manasse aus dem Hause Josephs an Stelle von Dan getreten ist. Die Schlange, der tierische Magnetismus, die dem erleuchteten Gedanken die lange Nacht und den langen Tag des Erwachens des menschlichen Gemüts hindurch gefolgt ist, ist endlich in ihr ursprüngliches Nichts zurückgekehrt.
Wir müssen somit sehr achtgeben, damit das Tor unseres Verständnisses nur für den Christus offen sei, müssen uns stets bewußt sein und es stets bekräftigen und demonstrieren, daß das Böse keine Macht hat, daß Dan tatsächlich von Basan herausgesprungen und daß Manasse an seine Stelle getreten — ist jenes herrliche Vergessen (die Bedeutung des Namens Manasse) oder Austilgen alles dessen aus dem Bewußtsein, was nicht gut, was nicht Prinzip und dessen Idee ist; jenes Vergessen, das so typisch ist für die Zeit, da alles Böse endlich verschwinden wird. Mrs. Eddy sagt (Retrospection and Introspection, S. 67): „In dem Maße, wie das Zeugnis des materiellen, persönlichen Sinnes aufhört, nimmt die Sünde ab, bis der falsche Anspruch, den wir Sünde nennen, schließlich aus Mangel an einem Zeugen ganz verschwindet.“
