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Ich bin so froh, daß ich heute meine Dankbarkeit gegen Gott für meine Heilung...

Aus der Juni 1919-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ich bin so froh, daß ich heute meine Dankbarkeit gegen Gott für meine Heilung schriftlich zum Ausdruck bringen und hierdurch endlich einen längst gehegten Wunsch verwirklichen kann. Vor sieben Jahren, als ich mich der Christlichen Wissenschaft zuwandte, stand ich am Tor der Wahrheit und wartete darauf, eingelassen zu werden. Nachdem ich drei Jahre lang krank gewesen war und die verschiedensten Medizinen probiert hatte, waren meine Körperkräfte vollständig zerrüttet, und die einzige Hoffnung, die es noch für mich gab, war der Operationstisch. Die Operation wurde vollzogen und verlief nach Aussage der Ärzte günstig; aber sechs Tage darauf, gerade als ich hoffte, ich könnte bald aufstehen, erwachte ich während der Nacht mit heftigen Schmerzen. Das Blut schien sich in dem linken Bein oberhalb der Hüfte gestaut zu haben. Ich konnte weder stehen noch gehen, und nachdem ich einige Wochen, ohne Erleichterung gefunden zu haben, im Bett gelegen hatte, brachte man mich nach Hause zurück. Ich lag ungefähr sechs Monate auf einem Sofa, ohne alle Hoffnung auf Genesung. Während der ganzen sechs Monate konnte ich nichts anderes tun als lesen. Und so beschäftigte ich mich denn mit allerhand Büchern, Romanen und dergl.; aber nach Ablauf dieser Zeit fand ich kein Gefallen mehr an diesen Werken, denn sie schienen alle gleichen Inhalts zu sein.

Eines Tages grübelte ich darüber nach, wodurch ich mir wohl eine solche Strafe zugezogen haben mochte. Ich zählte mir alles auf, was ich Unrechtes getan hatte, und als ich dann der ausgestandenen Leiden gedachte, schien es mir als sei mir wirklich ein volleres Maß der Qual zuerteilt worden als mir zukam. Hiergegen lehnte ich mich auf, und hätte ich in dem Augenblick Gott von Angesicht zu Angesicht sehen können, ich hätte Ihm Vorwürfe gemacht. Es machte sich bei mir eben die alte Anschauung geltend, daß Gott Seine Kinder bestrafe; aber in diesem Augenblick veranlaßte mich der Gedanke an Gott, Ihn zu suchen. Ich ließ mir ein altes Gebetbuch geben, fand aber keinen Trost darin. Ich glaubte an die „Kraft des Gedankens“ (forza del pensiero) und an ein höheres Wesen — das war die einzige Religion, die mir aus meiner Jugendzeit übriggeblieben war. Jetzt aber sehnte ich mich nach etwas Höherem. Ich dachte, es müsse doch gewiß Bücher in der Welt geben, die von geistigen Dingen handelten, und solche zu finden, war mein sehnlicher Wunsch. Tags darauf brachte mir eine Frau eine Bibel, ich sagte ihr aber, ich möchte ein wissenschaftliches Buch haben. Hierauf erwiderte sie, die Bibel sei das beste Buch der Welt, und alle Wissenschaften seien mit Hilfe der Bibel entdeckt worden. Es schien mir jedoch, als würde es zu lange dauern, die Bibel zu durchforschen, und ich hatte es sehr eilig, Gott zu finden.

Ich fing mit dem ersten Buch Mose an, kam aber nicht weiter. Es schien mir, daß, wenn ich Gott nicht in diesem ersten Kapitel finden könnte, Er überhaupt nicht zu finden sei, denn hatte nicht Gott, als Er die Welt und alles was darinnen ist erschuf, auch den Menschen zu Seinem Bilde und Gleichnis erschaffen? Also mußte jenes Kapitel auch von Gott und von mir handeln. Es schien mir, als ob ich diese Worte mein ganzes Leben gekannt hätte, nur vermochte ich keine Beziehung zwischen Gott und mir zu entdecken. Darüber weinte ich, warf die Bibel auf die Erde, hob sie wieder auf, küßte sie, bereute es und wartete dann auf ein Zeichen. Es war mir, als sei ich tief unten in einer Grube, von vier Mauern umgeben. Oben war nur ein kleines Fensterchen, durch das ein Strahl des Sonnenlichts fiel, der die Grube erleuchtete. Und ich blickte nach oben, in der Hoffnung, herausgezogen und in das gesegnete Land der Freiheit geführt zu werden.

Einige Tage darauf kam eine andere Frau, die einige Gegenstände verkaufte, und als sie sah, daß ich krank war, fragte sie mich, ob ich nicht ein schönes Buch lesen möchte. „Ich habe die Bibel und versuche, Gott zu finden,“ erwiderte ich. Hierauf sagte sie: „Für die Sterblichen ist die Bibel ein versiegeltes Buch, aber durch ‚Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,‘ von Mary Baker Eddy, finden wir die geistige Auslegung der Bibel.“ Das genügte mir! Der Schlüssel, dachte ich, ja, der wird mir die Schatzkammer öffnen! Ich mußte an eine Sage aus den Tagen meiner Kindheit denken, die man sich auf den Alpen erzählte und in der es hieß, der Schlüssel zu den Schätzen sei nie gefunden worden. Diese Geschichte hatte einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Und nun hatte man den Schlüssel gefunden!

Ich verschaffte mir das Buch und drückte es an mein Herz. Es enthielt die Wahrheit, das fühlte ich. Es war mir klar, daß Gott mir diese Dame geschickt hatte, damit sie mir von diesem Buche mit dem „Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erzähle. Gott hatte mein Gebet und mein Flehen erhört, und nun sollte ich die Wahrheit finden, nach der ich gesucht hatte. Ich schlug das Buch auf und fing an zu lesen. Die Frau kam öfters und zeigte mir, wie die Lektionen im Quarterly zu lesen seien. Wie dankbar bin ich dafür, daß sie mir diese Botschaft der Wahrheit gebracht hat! Ich konnte nur sehr wenig Englisch lesen und benutzte daher ein englisch-italienisches Wörterbuch und schrieb mir auch die Lektionen ab, um den Sinn besser erfassen zu können. Das setzte ich jeden Tag fort, bis ich darüber einschlief. In vollen Zügen trank ich aus dem klaren Strom, bis dann nach fünf Wochen mein Durst gestillt war.

Als ich bei dem Kapitel „Die Apokalypse“ angelangt war, schien es mir eines Morgens nach Ablauf der obenerwähnten Zeit, als ob ich im Schlafe eine Stimme meinen Namen rufen hörte. Es war sieben Uhr. Ich stand auf und sah, daß mein Mann bereits fortgegangen war und daß mein Junge noch schlief. Niemand anders war da. Ich sah mich um, die Welt schien ganz verändert zu sein. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es auf Seite 468: „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem.“ Gott schuf alles „sehr gut.“ Das wurde mir nun ganz klar. Der Lärm der Hochbahn, in deren Nähe ich wohnte, kam mir wie Musik vor. Ich fühlte mich so jung, mir war als sei die Sphäre, auf der ich vorhin gelebt hatte, um tausend Jahre verjüngt worden. Das nächste war, daß ich mich ankleidete, und als mir der sterbliche Sinn dann einreden wollte, ich sei ja am Tage vorher eine kranke Frau gewesen, erkannte ich plötzlich meine Heilung. Dann ging ich aus, zum erstenmal nach sechs Monaten, und alle Nachbarn kamen an die Fenster, um mich zu sehen; sie konnten nicht glauben, daß ich wirklich geheilt war. Ich suchte meinen Mann auf, und die Tränen der Freude rannen ihm über die Wangen, als er mich sah. Er kam mit ausgestreckten Armen auf mich zu, um mich zu stützen, aber ich sagte lächelnd: „Du brauchst mir nicht zu helfen, ich kann alleine gehen.“ Hierauf fuhr ich in der Straßenbahn zu einer Freundin, wo ich vier Treppen ersteigen mußte, kehrte dann nach Hause zurück und stieg fünf Treppen hoch. Den ganzen Tag kam ich mir so leicht wie eine Feder vor, ich hatte keine Schmerzen und habe seitdem nie wieder welche gehabt.

Welch ein herrlicher Tag war das! Wie oft habe ich mich während der letzten sieben Jahre in Stunden der Mutlosigkeit in mein Zimmer zurückgezogen und an jenen herrlichen Tag gedacht, an dem ich geheilt wurde; und indem ich dann Gott für die Christliche Wissenschaft dankte, wurde ich jedesmal wieder geheilt. Diese physische Heilung war jedoch nur die Einfährung in die Christliche Wissenschaft. In Wissenschaft und Gesundheit (Vorwort, S. vii) sagt Mrs. Eddy: „Unabhängig von Glaubenslehren und altehrwürdigen Systemen pocht die Wahrheit an die Pforte der Menschheit.“ Und weiter unten sagt sie: „Die Aufgabe des kühnen Bahnbrechers ist es, die hohe Eiche zu fällen und den rauhen Granit zu behauen,“ oder wie Lukas sagt: „Alle Täler sollen voll werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll richtig werden, und was uneben ist, soll schlichter Weg werden.“

Ich darf sagen, daß in meinem Bewußtsein so manche Heilung stattgefunden hat. Viel Herzeleid, das ich jahrelang mit mir herumgeschleppt hatte, ist geheilt, eingewurzelte falsche Anschauungen und Annahmen über Gott und den Menschen sind vernichtet, viele Wünsche sind erfüllt worden. Was mir noch an Irrtum anhaftet, nimmt immer mehr ab, je größer mein Verständnis von unserem Vater-Mutter Gott wird, und je mehr ich an den vollkommenen Menschen im Maße Christi hinankomme. Worte vermögen nicht meine Dankbarkeit gegen Gott und gegen unsere geliebte Führerin auszudrücken.

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