Ein Kind, das jeden Sommer einige Zeit mit den Eltern an einem Binnensee verlebt hatte, konnte dennoch nicht schwimmen. Drei Sommer waren vergangen, und alle Bemühungen, ihr das Schwimmen auf die übliche Weise beizubringen, waren erfolglos geblieben. Scheinbare Furcht, die unverhältnismäßig groß war in Anbetracht ihrer Vorliebe für das Wasser, hinderte sie am Lernen. Eines Morgens nun wurde die Sache im Lichte der Metaphysik erwogen, und die Wahrheit, wie die Christliche Wissenschaft sie lehrt, wurde auf das Problem angewandt. Man sagte dem Mädchen, daß sie als geistige Idee Gottes der Gegenstand Seiner liebevollen Fürsorge sei und beständig unter göttlicher Führung und göttlichem Schutze lebe; daß Gott sie führe, stütze und trage, wo sie sich auch befinde, ob in, über oder unter dem Wasser; daß das Gemüt alle Tätigkeit regiere, und daß es keine Furcht gebe. Teilweise überzeugt, sagte das Kind: „Ich will versuchen zu schwimmen, aber du mußt in der Nähe bleiben.“ Sie fühlte sich noch abhängig von menschlicher Hilfe. Der Versuch wurde gemacht, und mit einiger Anstrengung durchschwamm sie das tiefe Wasser und erreichte den Landungssteg.
Hierauf sagte man dem Mädchen, sie solle sich doch ganz auf die stützende Kraft der Wahrheit verlassen und nicht dem menschlichen Begriff von Schutz vertrauen, da ja dem Kind Gottes nichts zustoßen könne. Erst sann sie eine Weile nach; dann rief sie aus: „Jetzt werde ich zurückschwimmen, aber du mußt fortbleiben.“ Alles menschliche Abhängigkeitsgefühl war verschwunden und die Demonstration war vollkommen. Sie wies materielle Hilfe von sich, die ihr noch vor einem Augenblicke so unentbehrlich erschienen war, und das bestärkte ihr Vertrauen auf Gott. Sie bewies, daß „von unten her ... ewige Arme“ walten, und danach schwamm sie vergnügt und froh immer und immer wieder über die tiefen Stellen, vor denen sie sich vorher so sehr gefürchtet hatte.
Was hatte sich nun geändert? Das physische Kind, das Wasser, der Landungssteg — alles war unverändert geblieben. Das Gesetz der Schwerkraft hatte sich nicht geändert. Es war kein Unterricht erteilt worden, um das Atemholen oder die Bewegungen zu berichtigen. Was hatte so schnell Erfolg herbeigeführt? Einfach dies: die Erkenntnis von der Gegenwart und dem Schutz der göttlichen Liebe hatte die Furcht ausgetrieben. Der falsche mentale Zustand, der den physischen Körper beherrschte, war von der Wahrheit berichtigt, die falsche Auffassung von Gesetz war der Vergessenheit anheimgegeben worden. Furcht war dem richtigen Begriff von Geborgensein gewichen; Vertrauen auf Gottes Allmacht hatte von des Kindes Bewußtsein die unwirklichen Annahmen vertrieben, die es sich durch falsche Erziehung und Suggestionen angeeignet hatte, und sie demonstrierte somit die Macht des Gemüts über die Materie und bewies dadurch ein für allemal des Menschen Gewalt über die physischen Sinne. Die Ferien sind nun um, und wenn das Kind jetzt Mrs. Eddys Gebet, ihre „Neujahrsgabe für die kleinen Kinder,“ wiederholt (Gedichte, S. 69):
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