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Gottes Gesetz ist der Abschluss

Aus der Juli 1919-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Jesus nach Jerusalem gebracht wurde, damit er „ein Sohn des Gesetzes“ werde, erregte die tiefe Einsicht dieses Kindes das Erstaunen der Rabbiner im Tempel. Nachdem er zum Manne herangewachsen war und selber als Rabbi oder Lehrer auftrat, widersetzten sich die Schriftgelehrten und Pharisäer seinen geistigen Auslegungen. Sie hatten eine Masse von Überlieferungen, Erläuterungen, Erklärungen und Kommentare, mit denen sie die sowieso schon komplizierten Annahmen des sterblichen Gemüts nur noch mehr verwirrten, so daß der Meister sagte: „Ihr ... hebt auf Gottes Wort durch eure Aufsätze.“

Nikodemus, einer der Pharisäer, besuchte Jesus, aber nicht am Tage, weil er nicht gesehen werden wollte. Er suchte somit bei der Nacht das Geheimnis der Gottseligkeit zu ergründen, das in Wirklichkeit gar kein Geheimnis war, sondern eine ganz einfache Sache, für ein Kind leicht verständlich. Merkwürdigerweise sind einfache und gerade Dinge denen unverständlich, die doppelzüngig sind, sich auf menschliche Intrigue verlassen und zu Lügen ihre Zuflucht nehmen. Jakobus sagt: „Ein wankelmüthiger Mann ist unbeständig in allen seinen Wegen“ (Zürcher Bibel). Eine kleine Zahl aufrichtiger Angelsachsen, die unter dreihundertmillionen Menschen in Indien zerstreut sind, legen diesen das Gesetz aus, weil sie die Einfachheit der Gerechtigkeit kennen. Sie machen keine falschen Versprechungen, sie bleiben ihrem Worte treu. In einem der Psalmen ist von dem Bürger Zions die Rede, der „sich selbst zum Schaden schwöret und hält es“— der sein Versprechen selbst dann hält, wenn es ihm Schaden bringt, denn bei ihm heißt es: „Ein Mann, ein Wort.“ Die komplizierte, verwirrte, polytheistische Gemütsart derer, die mehr auf den Mesmerismus als auf offenes und ehrliches Spiel bauen und die einander nicht trauen können, suchen nun den Schutz der Gerechtigkeit und des Gesetzes, wie diejenigen es auslegen, die eine höhere Erkenntnis von der fundamentalen Einfachheit des Lebens erlangt haben.

Nikodemus kannte ohne Zweifel aus Erfahrung die Wahrheit der Worte Hiobs: „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe.“ Ferner muß er jenes Schriftwort gekannt haben, das nicht Unruhe, sondern Frieden verheißt: „Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben; sie werden nicht straucheln.“ Als er daher zu dem Lehrer kam, der einen derartigen Frieden veranschaulichte, sah er in ihm einen Lehrer, der von Gott gekommen war. Zugleich erkannte er seine Werke an, indem er sagte: „Niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“ Jesus drang sofort auf den Kern der Dinge. Er erklärte: „Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Die Antwort des Nikodemus läßt ersehen, daß er sich Gott nie als das Leben gedacht hatte, sondern daß das Leben für ihn ein physischer Prozeß gewesen war — als ob der Mensch stets wie einer sein müsse, der „vom Weibe geboren“ ist, oder der, wie Hiob an anderer Stelle sagt, „zur Mühe geboren“ ist, „wie die Funken aufwärts fliegen“ (Zürcher Bibel). Dies ist die literarische Auffassung vom Leben, wie sie z.B. in der Vision des Mirza zum Ausdruck kommt, in welcher die Menschen über eine große Brücke gehen, die da und dort mit Falltüren versehen ist. Ein jeder muß früher oder später, je nachdem es sein Schicksal bestimmt hat, durch eine dieser Falltüren in den Abgrund des Todes stürzen. Jesus lehrte, daß die jüdische Zeremonie, durch welche das Kind „ein Sohn des Gesetzes“ wurde, höhere Dinge in Aussicht stellte, und er erklärte dies seinem Besucher mit den Worten: „Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“

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