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Gott zuerst

Aus der Februar 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sehr wahr ist folgender Ausspruch: „Der Kampf unseres Lebens ist gewonnen und der Himmel hat angefangen, sobald wir sagen können:, Dein Wille geschehe.‘ “ Wenn wir mit einem ehrlichen Gefühl der Hingabe unserer Selbst sagen können: „Vater, Dein Wille geschehe; ich bin meines eigenen Willens müde,“ dann können wir vielleicht einigermaßen verstehen, was Jesus völlig erkannte, als er sagte: „Ich und der Vater sind eins.“ Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 55): „Wer immer sein irdisches All auf dem Altar der göttlichen Wissenschaft niederlegt, trinkt heute von dem Kelch Christi und wird mit dem Geist und der Kraft des christlichen Heilens angetan;“ und derselbe Gedanke kommt in ihren Schriften oft vor und wird ausdrücklich betont. Sie wußte recht gut, daß lauer Dienst von geringem Wert ist, und daß man, um würdig befunden zu werden, alles um Christi Willen verlassen muß; d.h. man muß die Annahme gänzlich aufgeben, daß die Materie Leben habe oder wirklich sei. Ist das nicht das Fasten, das wir erwähnt haben? Und wenn wir sehen, wie die Kranken ihre Gesundheit wiedererlangen und die Sünder wiedergeboren und in Freiheit gesetzt werden, danken wir dann nicht Gott für solche segenspendende Gelegenheiten?

„Das Selbst allein ist das Gefängnis, das die Seele jemals fesseln kann,“ und dadurch, daß wir alle materiellen Pläne und Wünsche beiseite setzen, erlangen wir einen umfassenderen geistigen Ausblick, und wir sehen dann nur das als wahren Gewinn an, was uns eine klarere Erkenntnis des unendlichen Gottes verleiht. Wenn wir ernstlich suchen und vertrauensvoll auf alles Gute Anspruch erheben, weil es unser ewiges Erbe ist, hören wir allmählich auf, uns von dem Irdischen anziehen zu lassen, und fangen an, die reinere Atmosphäre der geistigen Erkenntnis einzuatmen. Wie schade, daß uns dies manchmal so schwer vorkommt, und daß wir zuweilen solch langsame Fortschritte machen! Wie zäh halten wir doch an einem langgehegten Plan fest, der unserem beschränkten Blick so vortrefflich vorkommt, daß wir glauben, er müsse unbedingt ausgeführt werden, und wie sehr grämen wir uns, wenn unser menschliches Pläneschmieden zunichte wird! Seit vielen Generationen hat man uns sorgfältig dazu erzogen, Gesundheit und Glück in einer falschen Richtung zu suchen, und wir beweisen, daß jener sinnreiche alte Spruch leider sehr wahr ist: „Je weiter man auf einer falschen Straße geht, desto weiter mußman wieder zurückgehen.“ Wir streben vergebens, solange unserem Handeln eine falsche Auffassung vom Guten zugrunde liegt, denn oft macht man gerade dadurch geistige Fortschritte, daß die Dinge fehlschlagen, nach denen man sich am meisten gesehnt hatte. Wenn wir lernen, Gott regieren zu lassen, wenn wir nur das zu tun begehren, was Er von uns verlangt, wenn wir den trügerischen Tand fahren lassen, an den sich unsere menschlichen Finger so zäh anklammern, dann finden wir eine mentale Harmonie, die man auf keine andere Weise erlangen kann, weil sie von Anfang an das Gesetz des Lebens gewesen ist und heute wiederum durch die Christliche Wissenschaft gelehrt und auf der Erde eingeführt wird.

Wer sich aufrichtig danach sehnt, alle materiellen Annahmen um des Christus, der Wahrheit willen aufzugeben, und wer da meint, er habe schon alles gegeben, was man geben kann, gelangt zuletzt an dem Punkte an, wo er erkennt, daß er nur eine sehr kurze Strecke auf dem Wege der Selbstverleugnung zurückgelegt hat. Diese Einsicht berechtigt gewiß zur Hoffnung auf Fortschritt, weil nur diejenigen klug sind, die da wissen, daß sie materiell garnichts wissen. Wie Kinder ihrem Spielzeug entwachsen, so ziehen diejenigen, die geistig herangewachsen sind, immer mehr den „alten Menschen“ aus, und zwar in dem Maße, wie dessen scheinbare Wichtigkeit abnimmt, bis sie zu der Erkenntnis gelangen, daß nur eins not tut, nämlich, Gott „verständnisvoll“ zu lieben, „indem wir,“ wie Mrs. Eddy sagt, „nicht mehr über die Körperlichkeit streiten, sondern uns der Überfülle unsres Gottes erfreuen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 140).

Wir lesen in der Bibel: „So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“ Was bedeutet es nun, Gott von ganzem Herzen zu suchen? Es ist dies eine wichtige Frage, und ein verständnisvolles Erwägen derselben würde ein klares Bewußtsein des stets gegenwärtigen Guten zur Folge haben, das Bewußtsein, welches Frieden und Freiheit statt Verwirrung und Knechtschaft mit sich bringt. Die Sterblichen suchen da Freiheit, wo sie die schwerste Sklaverei finden, Freude, wo es nur oberflächliche Nachahmungen davon gibt. „Welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid.“ Gewiß suchen nur wenige absichtlich das Böse als solches; sie trachten nach dem, was ihnen gut erscheint, und diese falsche Auffassung ist an den meisten widerwärtigen Zuständen in des Menschen Erfahrung schuld.

Die Menschheit ist dazu angehalten worden, materiell zu denken, sich in materielle Interessen zu vertiefen, von weltlichen Reichtümern und all den Dingen, die man sich dafür anschaffen kann, Glück zu erwarten. Sie sehnen sich danach, menschliche Liebe in reichem Maße zu geben und zu empfangen, Erfolg zu haben und Ruhm zu ernten, wobei sie Erfolg nach Dollars und Cents bemessen und Ruhm von Verstandeskraft, Stellung und Macht abhängig machen. Der Weg der Materialität führt schließlich zu Enttäuschung und Ernüchterung, anstatt zu dauernden Freuden. Wahre Reichtümer sind geistig. Liebe, die diesen Namen verdient, muß die göttliche Liebe wiederspiegeln, und Erfolg und Ruhm kann nur auf Christus-ähnlichkeit beruhen. Gott und nicht dem Menschen gebührt die Ehre, denn Ihm allein sind die Werke zuzuschreiben. Wenn wir im Dienste des Vaters treu sind, sollte alles, was wir zur „Gesundheit der Heiden“ (Völker) beitragen, in Seinem Namen geschehen. Mit Recht stellt Jeremias die Frage: „Wo sind aber dann deine Götter, die du dir gemacht hast?“ denn verwirrt suchen wir statt ihrer etwas Ähnliches, und das Suchen nimmt nie ein Ende.

In der Bibel finden wir zahlreiche Verheißungen in bezug auf die Zerstörung von Bildnissen und dergl., und die Belohnung, die für solche Vernichtung versprochen wird, besteht darin, daß Gott „euer Gefängnis wenden“ wird „vor euren Augen.“ Die Menschen müssen an dem Punkte anlangen, wo sie diese Götter bereitwillig fahren lassen; also nicht mit Widerstreben oder indem sie Anstrengungen machen, die Bildnisse festzuhalten, sondern voll Freude, daß das Werk der Ausscheidung und der Hingabe seinen Fortgang nimmt. Die Worte: „Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen,“ enthalten nichts Unbestimmtes. Die Menschen haben bereits viel zu lange auf die Stimme der lügenhaften Schlange gehört, die ihnen sagt, sie würden wie Götter sein, und der Umstand, daß Disharmonie und Elend herrschen, ist, menschlich gesprochen, allein ihrem verkehrten Versuch zuzuschreiben, dieser verführerischen Suggestion gemäß zu leben und die Welt unabhängig von Gott zu regieren. Das Gute beständig von ganzem Herzen suchen heißt, Gott ohne Vorbehalt an die erste Stelle setzen, indem man alle Dinge ablegt, die so schwer auf einem lasten und einen so sehr bedrücken, und sich bewußt wird, daß hinter allem offenbaren Guten der allmächtige Gott, der Urheber desselben, steht.

Wenn wir über die Worte „Gott zuerst“ nachdenken, fangen wir an, unsere eigenen Gedanken zu prüfen. Wir fragen uns, ob wir dieser Aufforderung auch nur annähernd nachkommen, und dann entdecken wir wohl, möge sich auch unser Empfangszimmer in ziemlich guter Ordnung befinden, daß andere Teile unserer mentalen Behausung entschieden der Erneuerung bedürfen. Falsche Annahmen müssen verneint und verworfen, Tadelsucht, Neid, Haß, Heuchelei, Rache und zahlreiche andere Mitglieder dieser Sippschaft müssen ausgetrieben werden. Da falsches Denken die Hauptursache unseres Elendes ist, muß richtiges Denken, was natürlich geistiges Denken bedeutet, beständig an dessen Stelle treten. Allem, was das menschliche Leben betrifft, sei es sichtbar oder unsichtbar, geht ein menschlicher Gedanke voraus, und dieses Leben ist nur eine armselige Fälschung des tatsächlichen Lebens des Menschen, in dem jede Offenbarwerdung der Ausdruck der göttlichen Idee ist, des ewigen Wortes Gottes.

„Du sollst keine anderen Götter neben mir haben,“ war der Lieblingstext unserer tapferen Führerin, und derselbe ist gleichbedeutend mit dem Ausspruch: „Gott zuerst.“ Er läßt keine Unterhandlungen zu und ein halbherziges und gelegentliches Befolgen genügt nicht; auch darf man nicht sich selbst oder andere für wichtiger halten. Von frühster Kindheit an haben wir die Worte des ersten Gebotes im Munde gehabt, ohne aber großes Verständnis für die Bedeutung oder Kraft derselben gehabt zu haben. Gewöhnlich fangen wir erst dann an, dieses altehrwürdige Gesetz zu befolgen, wenn wir der menschlichen Selbstheit mit ihren unerfüllten und unbefriedigenden Plänen müde sind. Die Menschen haben gewissen Meinungen und Theorien deshalb beigestimmt, weil dieselben die Gedanken und Meinungen ihrer Väter waren, und sind deshalb fast wie Automaten auf dem ausgetretenen Pfad weitergeschritten. Die Menschen, die in Herkömmlichkeiten und veraltete Annahmen eingehüllt waren, hatten eine wissenschaftliche Religion dringend nötig, um zu der Erkenntnis erweckt zu werden, daß sie selber denken müssen, und daß etwas Wesentliches und Lebenspendendes in Betracht gezogen werden muß. Diese Notdurft wurde durch die Christliche Wissenschaft gestillt, denn sie verleiht die Kenntnis, daß der Christus, die Wahrheit, hier und jetzt vorhanden ist. Wer selber denkt, anstatt blindlings die Resultate des Denkens anderer anzunehmen, erlangt einen Ausblick auf ungeahnte Möglichkeiten und nimmt seinen Platz ein unter den „lebendigen Steinen“ in Gottes Weltall.

Auf Seite 19 von Wissenschaft und Gesundheit finden wir folgende Auslegung des ersten Gebotes: „Du sollst keine Annahme vom Leben als etwas Sterblichem haben; du sollst das Böse nicht kennen, denn es gibt nur ein Leben, nämlich Gott, das Gute.“ Wenn wir das Wesen Gottes und unser Einssein mit Ihm klar erkennen, dann erst können wir uns eine richtige Vorstellung vom wahren Dienst machen. Wer Gott erkennt und Ihn deshalb liebt, der dient Gott, und wer Gott dient, der dient auch den Menschen. Wir müssen bei unserem liebevollen Wirken zum Wohle anderer vergessen, auf den Lärm der menschlichen Selbstheit zu hören, denn nur so finden wir die wirkliche, ewige Selbstheit, die alles Gute von Anfang an besitzt, und dies bedeutet das Kommen des Christus in das Bewußtsein des einzelnen. Man ist zufrieden und sieht ein, daß Verlust wahrlich Gewinn ist, denn man findet zahllose Gelegenheiten, diejenigen, die es nötig haben, zu lieben, zu trösten und zu ermutigen, weil man die gewisse Zuversicht erlangt hat, daß das stets gegenwärtige Gute die einzige Wirklichkeit ist. Wahrer Dienst im Namen Christi läßt den Gedanken an das Selbst in den Hintergrund treten. Welche Art der Materialität wir auch immer zum Gott erheben, sie muß verschwinden, seien es Häuser, Ländereien oder irgendeine andere Phase materieller Annahme, bis wir schließlich durch eifriges Bemühen und aufrichtiges Verfolgen des Zieles die absolute Ganzheit und Allumfassenheit Gottes anerkennen. Wir werden durch die Erkenntnis gestärkt, daß es in Anbetracht der Allheit Gottes, einschließlich Seiner Idee, keinen feindlichen Einfluß geben kann, der der beständigen Tätigkeit des Guten entgegenwirken, sie aufheben oder den unendlichen Willen Gottes durchkreuzen könnte. Wenn der Mensch einsieht, daß er völlig von Gott abhängig ist, fällt ihm die schwere Last der persönlichen Verantwortlichkeit ab, und er lernt wahre Ausdauer, Kraft und Tüchtigkeit kennen und wendet sie dazu an, in anderen Vertrauen und Mut zu erwecken. So wird die Liebe des Gesetzes Erfüllung, indem sie der Notdurft der Menschheit abhilft und die Schatten der Sorge und des Leidens erleuchtet und vertreibt.

Wer dem „Bilde,“ das ihm gezeigt ist, treulich nachstrebt, wird gewiß genügend Hingabe und Beharrlichkeit besitzen, um die frohe Botschaft zu verbreiten, die die Gründerin der Christlichen Wissenschaft so unermüdlich bestrebt war, den Menschenherzen von neuem zu bringen. Der Grundton des Ganzen ist brüderliche Liebe, eine Liebe, die frei ist von Selbstsucht und Eigennutz. Wir dürfen daher des Apostels Paulus Rat, den er den Philippern gab, nicht vergessen: „Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre; sondern durch Demut achte einer den andern höher denn sich selbst.“ Der Mensch ist stets die wahre und genaue Wiederspiegelung Gottes, und rechtes Gericht richten, unbekümmert um den Schein, heißt einander lieben, wie uns der Vater geliebt hat. Wenn wir den menschlichen Begriff vom Leben um des göttlichen willen aufgeben, werden wir erkennen, daß „denen die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen” und daß das, was wir für Strafe hielten, Liebe im wahrsten Sinne war.

Da der Geist allein gut ist, muß alles Erstrebenswerte geistig sein; daher müssen die Menschen ausschließlich in dem mentalen Reiche, der Quelle aller Tätigkeit, die Erfahrungen suchen, die ihnen dauernde Freude und Freiheit bringen werden. Dieses Reich Gottes, dieser sichere Zufluchtsort ist stets in uns, wie uns Jesus versichert, und keine vorüberziehenden Schatten und menschlichen Annahmen können uns des verheißenen Trösters und seiner Hilfe berauben. Ein dauerndes Bewußtsein des Guten kann niemals eine Kenntnis des Bösen enthalten. Wenn man durch Offenbarung und durch die Entfaltung das Gottes-Bewußtsein mehr als alles andere lieben lernt, dann werden materielle Annahmen und Versuchungen, wie verlockend sie auch dem menschlichen Sinn erscheinen mögen, ihre Anziehungskraft verloren haben. Der Mensch kann nicht materiell leben und dabei Frieden haben, denn er ist geistig, und Freiheit muß durch beständiges geistiges Denken und Leben erlangt werden.

Ein jeder ist als Gottes vollkommenes Ideal ein verklärtes Wesen, und gerade infolge dieser ewigen Tatsache leiden die Kinder der Menschen, wenn sie versuchen, eine Zweiheit zu verkörpern, die nicht besteht. Wenn man diesen Versuch endlich aufgibt, weil er zu nichts führt, fängt man an, täglich und stündlich mit aller Entschiedenheit sein wahres und einziges Erbe zu behaupten, nämlich seine gottgleiche Selbstheit, dessen Frieden die Sterblichkeit weder geben noch nehmen kann. Und wenn dann der Kampf beendet ist, kann man mit Freuden ausrufen: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus!“

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