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„Löset ihn und lasset ihn gehen“

Aus der Februar 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In jedem menschlichen Herzen regt sich das sehnliche Verlangen, frei zu sein. Jedem Sterblichen ist der Wunsch angeboren, die Fesseln zu sprengen, die ihn ringsumher einschränken und seinen Schritt zum Erfolg hemmen. Die größte Schwierigkeit ist seit alters die gewesen, daß die Menschheit ihre Fesseln für materiell angesehen hat. Indem sie stets sowohl das Gute wie das Böse von der Materie erwartet hat, ist sie beständig zwischen den falschen Begriffen des Schmerzes und des Vergnügens, des Unglücks und des Erfolgs, des Verlustes und des Gewinnes hin und her geworfen worden. Sie suchte mit ihren falschen Hoffnungen und Überzeugungen einen Bau zu errichten, mußte aber sehen, wie dieser zerbröckelte, noch ehe er fertig war. Sodann hat die menschliche Annahme fast immer darauf bestanden, daß ihre Fesseln außerhalb ihrer selbst geschmiedet worden seien — von diesem hinderlichen Umstand, von jener hemmenden Beziehung. Ihre Schwierigkeiten sind somit äußeren Einflüssen zugeschrieben worden, und weil die Menschen außerstande waren, scheinbare äußere Umstände zu beherrschen, haben sie entweder mutlos alle Versuche aufgegeben, indem sie sich wegen ihrer Unlust, Fehler und Mißerfolge durch Anklagen gegen jemand anders oder etwas anderes zu entschuldigen suchten, oder aber hielten sie ihren Kampf fast für endlos, und ihre Errungenschaften erschienen ihnen bestenfalls wie ein vergänglicher Begriff vom Guten.

Dieses Problem wie überhaupt alle anderen Probleme erleuchtet die Christliche Wissenschaft mit ihrer Botschaft der göttlichen Intelligenz und Liebe. Wenn sie die Wahrheit erläutert, daß Gott der unendliche Geist, das göttliche Gemüt ist und daß Seine Schöpfung daher geistig, göttlich mental ist und sein muß, so öffnet sie einem jeden von uns die Tür zur Freiheit. Von dieser Wahrheit aus gelangt man direkt zu dem Schluß, daß das, was bindet und einschränkt, hemmt und hindert, stets der Glaube an eine von Gott getrennte, an eine materielle Individualität ist.

Man kann also nur durch die Erkenntnis, daß der Mensch ein individuelles Kind Gottes ist und daß er das entgegengesetzte Zeugnis aus seinem Bewußtsein entfernen muß, vom Bösen losgelöst werden. Hier muß, soweit er selber in Betracht kommt, die Vernichtung der Annahmen der Knechtschaft stattfinden. Hier muß er sich weigern, an irgend etwas zu glauben, was für Beschränkung, für die Herrschaft einer geringeren Macht als Gott zeugt. Hat er erst diese herrliche Wahrheit erfaßt und fängt er wirklich an, sie in die Tat umzusetzen, dann hat er den Weg zur völligen Befreiung von Banden jeder Art betreten.

Wenn die von Christus Jesus gelebte und betätigte Wahrheit, daß der Mensch das Kind Gottes ist, in der Christlichen Wissenschaft erklärt wird, so wird dadurch ihre Demonstration dem ganzen Menschengeschlecht möglich, was dann zur Befreiung aus der Knechtschaft des Irrtums jeglicher Art führt. Und Jesus verrichtete sein eigenes Werk! In Wissenschaft und Gesundheit (S. 18) sagt Mrs. Eddy: „Jesus von Nazareth lehrte und demonstrierte des Menschen Einssein mit dem Vater, und dafür schulden wir ihm endlose Ehrfurcht. Seine Mission galt ihm selbst, wie der Gesamtheit. Er erfüllte sein Lebenswerk in der rechten Weise, nicht nur um sich selbst gerecht zu werden, sondern auch aus Erbarmen mit den Sterblichen — um ihnen zu zeigen, wie sie ihr Lebenswerk zu erfüllen hätten, nicht aber, um dasselbe für sie zu tun oder sie einer einzigen Verantwortlichkeit zu entheben.“ Jesus machte nie andere für seine Prüfungen und Schwierigkeiten verantwortlich. Er bewies, daß er durch die Erkenntnis und Nutzbarmachung seiner göttlichen Sohnschaft aller materiellen Annahmen Herr war; und wenn wir in seinen Fußtapfen wandeln wollen, müssen wir desgleichen tun. Ferner maßte er sich nie die Kontrolle über andere Menschen an. Stets legte er die Forderungen Gottes dar, durch Lehre sowohl wie durch Beispiel, und er ermahnte alle Menschen, ebenso wie er diese Forderungen anzuerkennen und ihnen nachzukommen.

Es gibt keine menschlichen Beziehungen, in welchen diese herrliche Regel, alles der Fürsorge, Führung und Herrschaft des göttlichen Prinzips zu überlassen, nicht harmonische und befriedigende Ergebnisse herbeiführt. Freiheit für alle Beteiligten tut sich kund, und die Entfaltung des geistigen Guten tritt in steigendem Maße zutage. Gerade die Tatsache, daß man von jeder falschen Auffassung von Verantwortlichkeit befreit werden kann, ist Grund zu großer Freude. Man stelle sich nur vor, wie schön es auf dieser Welt wäre, wenn ein jeder wüßte, wie man die Mitmenschen in gleicher Weise wie sich selbst der Herrschaft Gottes, des göttlichen Prinzips, anvertrauen kann, weil ein jeder einsehen gelernt hat, daß wir alle Gottes Kinder sind und daß Er und nur Er für einen jeden von uns verantwortlich ist. Solches ist in der Christlichen Wissenschaft möglich, und zwar muß das unbedingt bewiesen werden. Es vermindert dies in keiner Weise unsere liebevolle Fürsorge für das Wohl anderer. Im Gegenteil, weil auf diese Weise die göttliche Verfahrungsart, den Mitmenschen aufzulösen und gehen zu lassen, zum Ausdruck kommt, werden alle falschen Fesseln gesprengt, alle quälenden, fesselnden Annahmen beseitigt,

„Und in dem neuen Frühlingsglanz der Welt,
Wie etwas Heil'ges geht der Mensch einher.“

Möchte doch jeder Christliche Wissenschafter so leben, daß das Kommen dieses Tages beschleunigt werde.

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