„Abermals ist gleich das Himmelreich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn und ging hin vor Freuden über denselben und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.“ So sprach Jesus, indem er der Welt das Verständnis für den hohen Wert alles Geistigen beizubringen suchte. Bekanntlich trachtet die Menschheit beständig nach dem, was sie für wünschenswert hält; ja alle Menschen arbeiten unablässig so oder so auf den Besitz des in ihren Augen Nötigen und Angenehmen hin. Wie wichtig ist es daher, daß das Verlangen rechter Art sei, damit man nicht den Fehler begehe, das Irrlicht der Materialität zu verfolgen.
Erst wenn die Menschen ihr Gewicht ganz in die Wagschale der Geistigkeit legen, ja erst wenn sie erkennen, daß es keine entgegengesetzte Wagschale gibt, werden sie so arbeiten, daß ihnen der Zutritt zum Himmel gewiß ist. Die menschlichen Bestrebungen, die unbefriedigend sind und nichts als Qual und Pein gebracht haben, sind alle ihrem Wesen nach materiell. Sie gehen von dem Glauben aus, daß Gutes in der Materie sei, weshalb sie notwendigerweise in der Annahme enden, daß Böses in der Materie sei; denn die Materialität steht durchweg unter dem Gesetz der Sünde und des Todes (der Vernichtung).
Während die Propheten und Christus Jesus fortwährend diese Wahrheit dem Volk verkündeten, entsagte die Welt sehr zögernd ihrem Trachten nach dem, was selbst der menschlichen Auffassung gemäß nur vergängliche Schätze sind. Die Strophe Calderons, die Mrs. Eddy in ihrem Buch „Retrospection and Introspection“ zitiert (S. 32), gibt uns ein wahres Bild von dem vergänglichen Wesen aller materiellen Dinge:
Welch ein Wahnsinn ist das Leben!
Ist es mehr als eine Täuschung?
Falsche Freude, schönes Blendwerk,
Eitles Glück, das jählings endet,
Dessen Wesen bestenfalls
Nur ein Traum von Träumen ist.
Solchen Zuständen der Enttäuschung, der Not und des Schreckens tritt die Christliche Wissenschaft mit ihrer frohen Botschaft der Befreiung entgegen, der Befreiung nicht nur von diesen bösen Wirkungen, sondern auch von deren vermeintlichen Ursachen, so daß sie für immer beseitigt werden mögen. Jesaja schildert dies in folgender herrlichen Prophezeiung: „Der Geist des Herrn, Herrn ist über mir, darum daß mich der Herr gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, ... zu schaffen den Traurigen zu Zion, daß ihnen Schmuck für Asche und Freudenöl für Traurigkeit und schöne Kleider für einen betrübten Geist gegeben werden.“ Jesus wies stets darauf hin, wie wichtig es ist, zu erkennen, daß der wahre Schatz geistig ist und daß man ihn von ganzem Herzen suchen muß. Die Christliche Wissenschaft ist uns zuteil geworden, damit wir erkennen sollen, daß dieser geistige, dieser wahre Schatz in Gottes Gedanken besteht, die tatsächlich die einzigen Wirklichkeiten des Seins sind. Unser Gott ermahnt uns fortwährend, diesen vollkommenen Schatz, den er uns zugedacht hat, in Empfang zu nehmen, „Kommt her, kaufet ... ohne Geld und umsonst.“
Man achte darauf, wie wunderbar uns die Weisheit in unseren Tagen ruft. Man betrachte die Worte des Offenbarers der Christlichen Wissenschaft, Mrs. Eddy, in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 261): „Halte den Gedanken beständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet, dann wirst du das Dauernde, das Gute und das Wahre in dem Verhältnis erleben, wie es deine Gedanken beschäftigt.“ Wie einfach! Man braucht also nur an „das Dauernde, das Gute und das Wahre“ zu denken. Und dann folgt die frohe Verheißung, daß, wenn wir ausharren, wir den Schatz erlangen werden. Wer würde nicht alles aufgeben, was er hat, alles fahren lassen, was falsch und böse ist, um in den Besitz eines solchen Schatzes zu gelangen?
Man kann fast behaupten, daß es sich in der ganzen Lehre der Christlichen Wissenschaft um die Entdeckung dieses Schatzes handelt, sowie um die richtige Art und Weise, wie man das, was man hat, verkaufen muß, um den Schatz zu kaufen und zu besitzen. Die Regel wird in Wissenschaft und Gesundheit mit sehr einfachen Worten oft wiederholt. Auf Seite 248 lesen wir: „Laßt Selbstlosigkeit, Güte, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Gesundheit, Heiligkeit und Liebe — das Himmelreich — in uns herrschen, so werden Sünde, Krankheit und Tod abnehmen, bis sie schließlich verschwinden.“ Könnte es eine einfachere Regel geben als diese? Und dabei ist sie mit einer weiteren herrlichen Verheißung verknüpft! Wer möchte nicht Böses für Gutes, Krankheit für Gesundheit, Sünde für Heiligkeit, Haß für die Freude des Erkennens der göttlichen Liebe aufgeben!
Wie oft auch die Sterblichen straucheln, wie viele Fehler sie auch begehen mögen, solange sie danach trachten, diese Gebote zu halten, steht ihnen die einfache Regel zu Gebote samt der herrlichen Verheißung, die so unveränderlich ist wie das Gesetz Gottes, und die zu noch ernslicherem Streben, zu noch treuerem Gehorsam anspornt. Der Christliche Wissenschafter gibt der Entmutigung keinen Raum in seinem Herzen, denn er weiß, daß die Schätze des Vaters unerschöpflich sind und daß es ihm nicht an Gelegenheit fehlt, das falsche zu verkaufen und das echte zu kaufen. Unter den Umständen braucht er nur im Gehorsam gegen Gottes Gesetz vorzudringen, wie es in den Lehren der Christlichen Wissenschaft dargelegt wird, bis er ganz in das Himmelreich eingegangen ist, in das Schatzhaus unseres Gottes, der das unendliche, ewige, unerschöpfliche Gute ist.