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Die Gabe des Heilens

Aus der April 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft offenbart die große Tatsache, daß Gesundheit eine göttliche Tätigkeit ist, daß sie ihren Ursprung im göttlichen Gemüt hat und vom göttlichen Gesetz regiert wird. Weil nun die Sterblichen diese Tatsache nicht kannten, sondern annahmen, Gesundheit sei ein Zustand der Materie, haben sie vergeblich viele Künste gesucht, um auf materielle Weise das wiederherzustellen, was im wesentlichen ein mentaler Zustand ist. Gesundheit ist eine der Gaben, die Gott Seinen Kindern verleiht; sie ist jedes Menschen Erbteil. Das richtige Verständnis dieser Wahrheit, wie die Christliche Wissenschaft sie lehrt, ermöglicht es einem jeden Menschen, Heilung zu demonstrieren. Die Erkenntnis der Beziehung des Menschen zum göttlichen Gemüt verhilft uns zu der wahren Auffassung von Gesundheit. Folgende Erfahrung veranschaulicht das mentale und geistige Wesen der Gesundheit und die metaphysische Methode des Heilens, die in der Christlichen Wissenschaft zur Anwendung kommt.

Als ich der Christlichen Wissenschaft nahetrat, wurde ich fast augenblicklich von verschiedenen Krankheiten geheilt, die seit langer Zeit als unheilbar gegolten hatten. Ein Zustand schien jedoch nicht weichen zu wollen. Die Furcht, daß ich nie mehr würde gehen können, wie man lange Zeit annahm, schien sehr hartnäckig zu sein. Ich las jeden Tag stundenlang in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ und nahm die wunderbaren Wahrheiten mit großer Freude in mich auf. Wochen wurden zu Monaten, ohne daß sich die Fähigkeit zu gehen entfaltet hätte. Aber die Wahrheit, die ich in mich aufnahm, bewirkte eine große Umwandlung in meinem Denken. Falsche Ansichten über Gott und den Menschen, über den Himmel und die Hölle verschwanden, und die strahlende Wahrheit des Seins dämmerte allmählich in dem erwachten Bewußtsein auf. „Das Büchlein“ war mein beständiger Begleiter, bis dank der Schönheit und Kraft seines inspirierten Inhaltes die Furcht vor körperlicher Hilflosigkeit verschwand. An einem schönen Sommermorgen tat ich auf dem Wege zur regelmäßigen Behandlung die wenigen Schritte bis zur Straßenbahn mechanisch und mit großer Anstrengung. Ich bin mir nicht bewußt, irgendwie ans Gehen oder an den Körper gedacht zu haben, als ich nach der Behandlung wegging. Meine Gedanken waren völlig von dem Frieden in meinem Herzen und von der Schönheit um mich her erfüllt. Als ich mir meiner Umgebung bewußt wurde, war ich etwa an der zweiten Straßenkreuzung angelangt, und zwar schritt ich frei und mit Leichtigkeit aus. Wiewohl das viele Jahre her ist, habe ich doch die Seligkeit jenes Morgens nicht vergessen. Die Luft war nie so balsamisch, der Sonnenschein nie so schön, der Gesang der Vögel nie so lieblich gewesen. Voll Freude ging ich durch eine kleine Anlage nach Hause, eine Entfernung von ungefähr elf Straßen, in dem Bewußtsein des Triumphes und Sieges.

Diese göttliche Methode des Heilens zeigt uns, daß Mangel an Gotteserkenntnis aller Krankheit zugrunde liegt und daß Erkenntnis Gottes wahre Gesundheit bedeutet. In der Christlichen Wissenschaft wird das Heilen durch das unwandelbare Gesetz des göttlichen Gemüts bewirkt, das stets wirksam ist. Dieses Gesetz steht uns allezeit zur Verfügung, ist stets anwendbar und stets wirksam. Eine Behandlung in der Christlichen Wissenschaft ist die Nutzbarmachung dieses Gesetzes in der menschlichen Erfahrung. Sie besteht in geistig richtigem Denken, das im Einklang mit dem göttlichen Gesetz Gesundheit und Harmonie zur Folge hat. Sie vertreibt die vermeintlichen Gedanken des sterblichen Gemüts, die auf der Materialität beruhen und Furcht, Krankheit und Sünde nach sich ziehen.

Die Grundbedingung zu einer Behandlung besteht in der Erkenntnis der Wahrheit des Seins, die den Irrtum vernichtet. Niemand wird wohl bezweifeln, daß die Gedankentätigkeit Jesu Christi jederzeit geistig und in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz war. Er erkannte die Wahrheit des Seins so klar, daß er durch das Reden des Wortes heilte. Diejenigen, die von ihm geheilt wurden, erhielten ihre Segnung dadurch, daß sie dem Worte gehorchten, das gesprochen worden war. Bei einer Gelegenheit sandte er mit einem einzigen triumphierenden Ausspruch zehn Aussätzige zu den Priestern, damit sie sich diesen zeigen sollten; und „da sie hingingen, wurden sie rein.“

Das Bewußtsein der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, war so von reinen Gedanken durchdrungen, daß sie eine natürliche Heilerin wurde. Sie weist kurz auf einige unmittelbare Früchte ihrer Geistigkeit hin, wenn sie sagt (Retrospection and Introspection, S. 41): „Zahlreiche hoffnungslose Fälle heilte ich auf der Stelle, ,ohne Geld und umsonst,‘ ja meistens ohne Anerkennung der Segnung;“ und im weiteren lesen wir (S. 16): „Es war nichts Außergewöhnliches, daß in meiner eigenen Kirche Kranke durch meine Predigt geheilt wurden. Viele bleiche Krüppel kamen auf Krücken gestützt in die Kirche und trugen diese beim Hinausgehen auf den Schultern.“ Sodann darf das Element der Hast bei der Behandlung nicht zugelassen werden. Die Erkenntnis, das Gottes Gesetz ohne Ausnahme, ohne Unterbrechung oder Einspruch wirkt, hebt die Notwendigkeit auf, in großer Hast irgendwo hinzueilen, als ob man an die sterblichen Begriffe von Zeit, Trennung und Krankheit glaubte. Richtiges Denken kann nicht begrenzt sein. Es ist über dem Meer oder am anderen Ende des Landes ebenso wirksam wie in dem engen Raum des eigenen Heims. Metaphysisches Heilen ist ein mentaler Vorgang. Die physischen Sinne können ihn nicht wahrnehmen. Er ist unabhängig von Zeit, Raum oder menschlichen Zuständen.

Das Bekräftigen der Wahrheit ist nur ein Schritt in dem Heilungswerk. Daraufhin muß man bei der Bekräftigung beharren, ungeachtet der Aussage des menschlichen Sinnes. Alle Heilungen, die die Christliche Wissenschaft je bewirkt hat, wie auch alle Heilungen, von denen uns die Heilige Schrift berichtet, sind durch das Bekräftigen der Allgegenwart und Allmacht der göttlichen Liebe inmitten scheinbaren Irrtums vollbracht worden. Jesus sprach die Worte: „Schweig und verstumme!“ zu den stürmischen Wellen und zu der Furcht der Jünger gerade in dem Augenblick, wo die Sinne am lautesten schrien, und sofort „ward eine große Stille.“ Wir müssen stets daran denken, daß wir die Wahrheit nicht bekräftigen, weil wir sie wahr machen wollen, sondern weil sie wahr ist. Unser Glaube an die Wahrheit, die wir demonstrieren wollen, sollte so rein sein, daß wir angesichts irgendeines Hindernisses Stand halten können. War es nicht gerade das, was unsere treue Führerin getan hat? Die Menschen mögen im großen und ganzen noch nicht erkennen, welch großen Dank sie ihr schulden für den Mut, mit dem sie ganz allein für das Recht eintrat; aber wenn sie dies erkannt haben, dürfen sie an den Segnungen teilnehmen, die sie ihnen durch ihren unerschütterlichen Glauben gebracht hat.

In dem Maße, wie das Verständnis von der Christlichen Wissenschaft zunimmt, nimmt die Erfahrung, Rekonvaleszenz genannt, ab. Rekonvaleszenz ist zum Erwachen aus dem Traum der Krankheit ebensowenig notwendig wie zum Erwachen aus dem Traum des Schlafes. Es ist töricht, die Wahrheit zu bekräftigen und dann anzunehmen, es werde einige Zeit dauern, bis das Wirken der Wahrheit vollendet ist.

Die christlich-wissenschaftliche Behandlung macht dem innewohnenden Christus Raum. Durch das Vertreiben des Irrtums macht sie Raum für richtige Ideen. Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, hatten sie „sonst keinen Raum in der Herberge.“ Damals wie heute hatte das sterbliche Gemüt keine Herberge für den Christus. Aber diese reine Christus-Idee schafft sich in unseren Tagen Raum in dem demütigen Herzen jedes freiheitsliebenden Menschen in der ganzen Welt, und sie wird dieses Heilungswerk fortsetzen, bis nichts mehr übrig ist, was den erlösenden Christus verleugnet, der „der Welt Heiland“ ist. Jesus sagte zu verschiedenen Malen: „Gebet Raum;“ und gerade da, wo Disharmonie zu sein schien, trat Harmonie ein. Jedesmal wenn eine Heilung durch die Christliche Wissenschaft stattfindet, wird eine göttliche Idee im menschlichen Bewußtsein geboren. Ihre Verkündigung ist stets von dem Gesang der Engel begleitet. Bei Jesu Geburt hörten Menschenohren die Menge der himmlischen Heerscharen Gott preisen. Jedes frohe Herz, das heute die heilende Berührung des Christus fühlt, vernimmt das Echo des Gesanges der Engel und läßt dessen herrliche Melodien auf Erden weiterklingen. Dann merkt dieses Herz, daß die Engel Seines Angesichts ihren frohen Lobgesang niemals beendigt haben und daß die Ohren der Menschen von neuem empfänglich gemacht werden, so daß sie den harmonischen Klängen lauschen können. Ein jeder kann wissen — wo und wann sich auch immer ein Bedürfnis geltend machen mag —, daß der himmlische Vater-Mutter Gott an Ort und Stelle einen Zeugen hat, der Ihn verkündigt. Gerade da, wo wir sind, haben wir Immanuel oder „Gott mit uns.“

Jede göttliche Idee hat eine heilende Mission zu erfüllen. Die Entfaltung dieser Ideen im menschlichen Bewußtsein bewirkt die Vergeistigung aller Dinge. Jeder Zweig der christlich-wissenschaftlichen Bewegung trägt sein Teil zu dem allgemeinen Heilungswerk bei. Jedes Exemplar des Journals, Sentinels, Monitors, Herolds und Hérauts bringt Heilung mit sich; jeder Gottesdienst, jeder Vortrag, jedes Lesezimmer wie auch das tägliche Leben der beständig zunehmenden Schüler der Christlichen Wissenschaft erhöhen die Wirkung des Christus-Heilens, das „der Welt Sünde wegnimmt“ (n. d. engl. Bibelübersetzung). Wie viele müde Pilger sind nicht schon durch den freundlichen Gruß des wahren Christen auf dem Weg zur Höhe ermuntert worden. Wo der wahre Christ auch hingeht, bringt er Heilung mit sich. Die stillen Taten des christusähnlichen Menschen würden Bände füllen. Es ist das Vorrecht des heutigen Christen, die Menge durch sein tägliches Leben zu heilen. So oft als Jesus durch die Straßen ging, heilte er; stets half er anderen.

Wenn sich der Christus-Geist seinen Weg in die Erfahrung eines Menschen gebahnt hat, wird dieser sofort gütiger, liebevoller, selbstloser und barmherziger. Die Liebe heilt. Falls sich die Demonstration zu verzögern scheint, so mag der Betreffende dadurch eine Lektion im Heilen lernen, daß er innehält und sich fragt, ob er wirklich genug geliebt habe. Herzensgüte tröstet die, die des Erdenlebens müde sind, und tut der Heilung die Tür weit auf. Ein göttlich getröstetes Herz ist stets ein geheiltes Herz. Wer am meisten liebt, heilt am besten, denn er spiegelt am klarsten die göttliche Liebe wieder, die der einzige Heiler ist. Diese Herzensgüte ist bestimmt und doch sanft. Sie kann ebensowenig durch Zweifel, Unglauben, Mangel an Entgegenkommen, Einschüchterung oder einen verborgenen mentalen Einfluß von der geraden Bahn des Prinzips abgelenkt werden, wie ein Sonnenstrahl von seiner geraden Bahn abgelenkt oder am Scheinen verhindert werden kann.

Die Bekräftigungen der Wahrheit kommen dem geistig Gesinnten ganz von selbst; aber wie man mit dem Irrtum zu verfahren hat, erscheint nicht immer so leicht. Die Führerin der Christlichen Wissenschaft weist ihre Nachfolger auf Christus Jesus hin als das vollkommene Vorbild in allen Dingen. Über seine Verfahrungsart sagt sie: „Jesus fertigte die Lüge summarisch ab“ (Christian Science versus Pantheism, S. 5). Die Definition des Wortes „summarisch“ lautet in einem Wörterbuch „kurz, schnell.“ Als Jesus einst aufgefordert wurde, einen Fall von Sünde zu heilen, bückte er sich in aller Ruhe und schrieb auf dem Sand. Sein reines Bewußtsein konnte den Irrtum rügen, und zwar zunächst nicht in der Angeklagten, sondern in den Anklägern, bis sie sich schließlich zurückzogen, weil sie sich schämten, ihrer Schuld ins Auge zu sehen. Daraufhin befreite er das Weib mit einem Wort von ihren Banden.

Der christlich-wissenschaftliche Heiler trachtet danach, sich in das wahre Bewußtsein zu erheben, welches den Menschen als stets geistig und vollkommen erkennen läßt. Er achtet wohl darauf, was er mit dem Irrtum tut, den seine Behandlung aufdeckt, denn er weiß, daß er den Irrtum niemals zerstören könnte, wenn er ihm Wesenheit oder Existenz einräumen wollte. Sorgsam bewacht er sein eigenes mentales Heim, damit es rein und sauber erhalten bleibe; und indem er so für sich selber Heilung erlangt, kann es nicht ausbleiben, daß er auch anderen zur Heilung verhilft. Das Wort Gottes ist seine Speise und sein Trank, das Lob Gottes ist sein Gewand, das geistige Bewußtsein seine Wohnung, richtige Tätigkeit seine Ruhe, Freude seine Krone und der Himmel sein Ziel. Er bleibt sowohl glattzüngigen Schmeicheleien wie bitterem Hohn gegenüber unerschütterlich. Er verwechselt niemals bloßes menschliches Mitleid, das nur fesseln kann, mit göttlichem Erbarmen, das Heilung bewirkt. Er liebt stets seine Feinde ebenso wie seine Freunde, da er nur Liebe wiederzuspiegeln hat.

Die Christlichen Wissenschafter erkennen, daß sie jedesmal, wenn sie Dankbarkeit für die Christliche Wissenschaft zum Ausdruck bringen, ihrem himmlischen Vater danken. Sie wissen, daß sie jedesmal, wenn sie ihren Dank gegen ihre treue Führerin, Mary Baker Eddy, aussprechen, der göttlichen Liebe danken, die uns Mrs. Eddy sandte und sie aufrechterhielt. Möchten wir doch alle die heilende Kraft eines dankbaren Herzens erkennen lernen! Diese heilende Kraft erleuchtet die dunkeln Stellen, überbrückt den mentalen Abgrund, belebt den sinkenden Mut und befähigt den, der sie besitzt, Zwiesprache mit den Engeln zu halten. Dankbarkeit nimmt die schwere Bürde ab, zeigt den wahren Weg und erhebt sich über den Sturm. Sie befähigt die, die reines Herzens sind, jede Pflicht unverzüglich, treu und regelmäßig zu erfüllen, wie die Sonne in ihrer Kraft scheint. Sie offenbart die verborgene Schönheit der Christlichen Wissenschaft, die „mit Heilung unter ihren Flügeln“ kommt (n. d. engl. Bibelübersetzung), und bestätigt unsere frohe Hoffnung, daß es eine „Salbe in Gilead“ und einen „Arzt da“ gibt.

Diese Fähigkeit zu heilen, die so viele Jahrhunderte hindurch in das Grabtuch der Materialität gehüllt war, wird durch die Christliche Wissenschaft überall hin gebracht und erfüllt so ihre Aufgabe. Sie erstreckt sich auf alle menschlichen Bedürfnisse, sie umfaßt alle Phasen der menschlichen Erfahrung, sie berichtigt, erneuert, verwandelt und läutert das ganze Gewebe des menschlichen Lebens. Sie pflügt das brache Land nach jeder Richtung hin, legt die Wurzel alles Kampfes und Streites im individuellen menschlichen Denken bloß und bekämpft jede Art des Irrtums mit Erfolg. Sie läßt nichts unversucht; sie durchforscht die verborgensten Gedanken des Herzens; sie baut auf die sichere Grundlage des geistigen Verständnisses, nimmt mit dem Gebrauch zu und wird umso wirkungsvoller, je besser man sie versteht. Jeder, der die wahre Idee vom Prinzip erlangt hat, besitzt bis zu einem gewissen Grade diese Fähigkeit und kann sie unter göttlicher Führung dazu benutzen, andere Fähigkeiten zu erlangen. Er kann, wie Ruth vor alters, mit Freude Ähren sammeln — seine Beziehung zu dem Christus erkennen.

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