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Die Vergebung der Sünden

Aus der April 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Die Frage der Vergebung der Sünden hat wohl mehr spitzfindige Erörterungen hervorgerufen als irgendeine andere Frage gleicher Art. Dies hat seinen Grund darin, daß das menschliche Gemüt, gerade weil es menschlich ist, sich die seltsamsten und unwissenschaftlichsten Begriffe von der Bedeutung der Vergebung der Sünde bildet. Wird z.B. eine Sünde nicht bestraft, so bedeutet das durchaus nicht immer, daß sie vergeben worden ist. Die salbungsvolle Ankündigung, daß eine Sünde vergeben worden sei, während man die Erinnerung an sie noch hegt oder sogar ihre Einzelheiten eifrig und insgeheim verbreitet, ist an sich eine große Sünde. Selbstverständlich Wischt wahre Vergebung die Tafel rein. Jede andere Auffassung wäre eine jämmerliche Entstellung eins der großartigsten Worte in unserer Sprache. Als Pope den berühmten, jetzt aber leider abgedroschenen Ausspruch tat, daß Vergeben göttlich sei, gab er einer tiefen metaphysischen Tatsache Ausdruck, vielleicht ohne sich der Tragweite seiner Worte völlig bewußt zu sein. Vergeben ist göttlich, denn wenn das Prinzip nicht vergibt, dann gibt es keine Vergebung. Und doch kann das unendliche Prinzip, scheinbar im Widerspruch zum menschlichen Sinn, von Sünde nichts wissen, es sei denn, Sünde solle als Prinzip angesehen werden, was natürlich widersinnig wäre.

Dies war die Frage, der Spinoza gegenüber stand, und er beantwortete sie genau in dieser Weise. Mrs. Eddy dachte viel zu logisch, um in eine solche Falle zu gehen. Sie hatte in der gleichen Weise wie Jesus, nämlich durch die metaphysische Krankenheilung bewiesen, daß sie die Wahrheit so verstand, wie er sie lehrte. Daher wies sie die orthodoxe Anschauung von Sünde und Vergebung von Grund aus zurück, und legte sodann dar, daß die Sünde, da sie eine Lüge über das Walten Gottes ist, nur vergeben werden kann, wenn die Lüge als Lüge bloßgestellt und so vernichtet worden ist. Mit anderen Worten, wenn Sünde wirklich wäre, so wäre sie unvernichtbar, daher ewig. Die einzige Macht also, die Sünde vergeben kann, ist die Erkenntnis der Tatsache, daß das unendliche Prinzip, Gott, Dasein hat. Die einzige Art und Weise, Vergebung der Sünden zu erlangen, ist die, daß man aufhört zu sündigen. In dem Verhältnis, wie dies geschieht, befreit sich der Mensch von den Einflüsterungen des sterblichen Gemüts; und er hört dann auf, sich mit dem Sünder, dem sterblichen Gemüt, eins zu wissen. Das ist der wirkliche Mensch oder der Christus, der erscheint, wenn der Sinne Nebel ihre Schleier lüften. Nur so ist Vergebung zu erlangen.

Dabei darf man sich aber auch nicht einen Augenblick einbilden, daß die Sünde gefördert wird, wenn man ihre Nichtsheit an den Pranger stellt. Sünde erzeugt am Ende immer die Hölle in dem Grade, in dem man sich ihr ergibt. Wenn die Sünde überwunden und vernichtet, d.h. vergeben worden ist, dann macht sie Platz für den Himmel. Mrs. Eddy sagt auf Seite 448 von Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn man annimmt, daß es keine Ansprüche des Bösen gibt, und ihnen trotzdem frönt, so ist das ein moralisches Vergehen.“ Man gibt dadurch gleichsam die Unwirklichkeit der Krankheit zu, und behauptet zugleich, man sei krank. Natürlich besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen der Behandlung von Sünde und der von Krankheit. Mrs. Eddy erklärt das in Wissenschaft und Gesundheit mit folgenden Worten sehr deutlich (S. 461): „Wenn du glaubst, daß du krank bist, sollst du dann sagen:, Ich bin krank'? Nein; doch manchmal, wenn es erforderlich ist, andre zu schützen, solltest du deine Annahme aussprechen. Wenn du ein Verbrechen begehst, solltest du dir dann selbst eingestehen, daß du ein Verbrecher bist? Ja. Wegen der verschiedenen Wirkungen, die diese deine Antworten hervorrufen, sollten sie von einander abweichen. Gewöhnlich macht das Zugeständnis, daß du krank bist, deinen Fall weniger leicht heilbar, während das Anerkennen deiner Sünde zur Zerstörung derselben beiträgt.“

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