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Die erhebende Vision

Aus der April 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Alles Schöne, was das Leben der Apostel, der Märtyrer und der Heiligen uns an Segnungen gebracht hat, ist das Ergebnis des inneren Schauens dieser Männer gewesen. Sie folgten dem göttlichen Prinzip in dem Maße, wie sie es erkannt hatten, und durch diesen Gehorsam offenbarten und reflektierten sie das Prinzip. Was sie der Menschheit mitteilten, mußten sie selbstverständlich erst sehen. Sie übten das „innere Schauen,“ wie Wordsworth es nennt. Dann gehorchten sie ihrer Vision und brachten deren Schönheit und Harmonie zum Ausdruck, die einen durch Predigen und Lehren, andere durch geduldiges Ertragen menschlicher Grausamkeit, wieder andere als musterhafte Arbeiter in niedrigen Stellungen. Aber als Heilige wie als Gelehrte, als Märtyrer wie als Propheten, als Prediger der Gerechtigkeit wie als Heiler der Kranken war ihnen klar, was Paulus zum Ausdruck brachte als er sich vor dem König verantwortete: „Daher König Agrippa, war ich der himmlischen Erscheinung nicht ungläubig.“

Zur Zeit der Pfingsten drang eine außergewöhnliche Flut des Lichtes in die Gemüter der Menschen, so daß diese neue Dinge sahen. Die Materialisten nannten diese Inspiration Trunkenheit; aber Petrus wies das zurück und sagte im weiteren: „Sondern das ist's was durch den Propheten Joel zuvor gesagt ist:, Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Ältesten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in denselben Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.'“

Hier sei nun darauf hingewiesen, daß es auch in unseren Tagen Visionen gibt. Die Zeiten, in denen die Menschen glaubten, der Christus sei nicht mehr gegenwätig, die Jahrhunderte, in denen das Heilen der Kranken durch das Gemüt nicht verstanden wurde, sind jetzt vorüber. Man erkennt das langerwartete zweite Kommen als die stete Gegenwart des Christus, der Verheißung gemäß: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Die Kranken werden heute wie in der ersten Christenheit durch das Gemüt geheilt, die Menschen lernen Gott unmittelbar als den Erlöser von Sünde und den Heiler des Körpers erkennen, und zwar ohne das Dogma der sektiererischen Priester oder das Heilsystem der materialistischen Mediziner. Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 326): „Wir müssen die Grundlage der materiellen Systeme verlassen, so altehrwürdig diese auch sein mögen, wenn wir den Christus als unsern einzigen Erlöser gewinnen wollen. Der große Heiler des sterblichen Gemüts ist nicht teilweise, sondern ganz und gar der Heiler des Körpers. Den Vorsatz und den Beweggrund, recht zu leben, können wir heute gewinnen. Hast du diesen Punkt erreicht, dann hast du so angefangen, wie du solltest. Du hast mit dem Einmaleins der Christlichen Wissenschaft begonnen, und nichts als unrechte Absicht kann deinen Fortschritt hindern.“ Wir leben wahrlich in einer Zeit der Visionen, in einer Zeit in der die Menschen, nachdem sie durch Opfer geläutert worden sind, in wahrem Sinne die Seligpreisung erfüllen: „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.“

„Eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.“ So sagte der Prophet Joel, so erklärte Petrus, und dasselbe ist auch heute noch wahr. Die Jünglinge, die aus der Kriegshölle erlöst wurden, kommen mit Visionen einer neuen Welt nach Hause. Sie suchen „eine Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“ Ältere Leute sollten der Vision ja nicht mit Zweifel und Unwillen begegnen. Allerdings fällt es dem menschlichen Gemüt im Durchschnitt schwer, an etwas Neues zu glauben, und der gedankenlose Materialist hält es für eine Ungerechtigkeit, wenn er zum geistigen Denken ermahnt wird. Aber ein Wechsel ist nötig. Die Dinge sind nicht wie sie sein sollten und müssen daher geändert werden. Und wie kann man ohne geistiges Denken ins ewige Leben eingehen? Mrs. Eddy sagt sehr bestimmt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 337): „Die materielle Persönlichkeit ist nicht Realismus; sie ist nicht die Wiederspiegelung oder das Gleichnis des Geistes, des vollkommenen Gottes. Sinnlichkeit ist nicht Seligkeit, sondern Knechtschaft. Um wahrhaft glücklich zu sein, muß der Mensch mit seinem Prinzip, der göttlichen Liebe, in Harmonie sein; der Sohn muß im Einklang mit dem Vater stehen, in Übereinstimmung mit Christus.“

Was macht die Inspiration der heutigen Stunde so ergreifend? Ist es nicht der Umstand, daß die streitende Kirche allmählich den Lobgesang triumphierenden Kirche vernimmt? Das Christentum, das in veränderlichen Dogmen und widersprechenden Lehrmeinungen, in Priesterherrschaft und Formenwesen zum Ausdruck kam, ist erprobt worden, und die Menschen verlangen etwas Einfacheres, etwas Umfassenderes, etwas Praktischeres, etwas, was ihnen gleichsam die Hand reicht und sie zu Gott führt — zu Gott, der der Vater des ganzen Menschengeschlechts ist, denn Gott ist Liebe. Nirgends ist die göttliche Befriedigung aller menschlichen Bedürfnisse besser ausgedrückt als in Wissenschaft und Gesundheit, wo es auf Seite 276 heißt: „Einen Gott, ein Gemüt haben, bringt die Kraft zur Entfaltung, die die Kranken heilt, und läßt folgendes Schriftwort in Erfüllung gehen:, Ich bin der Herr dein Arzt,' und ,Ich habe eine Versöhnung gefunden.' Wenn die göttlichen Weisungen verstanden werden, dann enthüllen sie die Grundlagen der Brüderschaft, in der ein Gemüt nicht mit dem andern im Streit liegt, sondern alle einen Geist, Gott, eine intelligente Quelle haben, in Übereinstimmung mit dem Befehl der Schrift:, Ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war.' Der Mensch und sein Schöpfer stehen in der göttlichen Wissenschaft in Wechselbeziehung zu einander; das wirkliche Bewußtsein weiß nur um die Dinge Gottes.“

Wohl haben die Menschen in der Vergangenheit versucht, das Licht unter einen Scheffel zu setzen; aber in unserer Zeit verfügt keine Sekte und kein Verein über das Licht in der Welt. Dessen Einfluß macht sich überall fühlbar, geradeso wie in den Tagen, als die Worte geredet wurden: „Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreuet, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen.“ Diejenigen, die vormals groß waren, sind erniedrigt worden, und die Unbekannten sind zu Ehren gekommen. Viele sehen das als eine Weltumwälzung an. Seien wir jedoch gutes Mutes. Wir wollen uns nicht widersetzen; wir wollen uns nicht von der Tatsache abwenden, daß jede Generation ihre besondere Vision haben kann, sondern wollen vielmehr daran denken, daß „alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von obenherab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.“ Wenn man das Lehren richtigerweise als das Mitteilen der Vision ansieht, ist es dann nicht möglich, bei denen, die wie kleine Kinder die Tatsachen des Himmelreichs offenbaren, Segnungen anzuerkennen und sie von ihnen zu empfangen? Die Schönheit der erlangten Vision besteht in ihrer Allumfassenheit. Hat ein Mensch durch seine Heilung die Güte Gottes erkannt, so muß er sich auch bewußt werden, daß sie allumfassend ist. Und schließt er sich in den Kreis des Guten ein, so sieht er deutlich, daß er niemand ausschließen kann und daß die Verheißung der Propheten gewiß in Erfüllung gehen wird: „Und wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen:, Erkenne den Herrn', sondern sie sollen mich alle kennen, beide, klein und groß, spricht der Herr.“

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