Die Christliche Wissenschaft ist einfach. Ein jeder, der sich ihr zwecks Heilung zuwendet, muß von der einfachen Tatsache ausgehen, daß nämlich Gott den Menschen regiert. Dies zu wissen ist an sich schon gut. Gott ist das göttliche Gemüt, das die Ursache aller wahren Lebensführung ist. Ohne dieses göttliche Gemüt gäbe es überhaupt nichts. Wer einfach froh ist überhaupt zu leben, ohne Rücksicht auf die scheinbare Existenz von Vergangenem, der ist am Beginn seines Wissens und Beweisens der Tatsache, daß das göttliche Gemüt allein seine wahre Tätigkeit regieren muß. Diese Grundlage der Christlichen Wissenschaft ist wahrhaftig so einfach, daß auch, wer nie im geringsten darüber nachgedacht hat, sie mit Leichtigkeit verstehen kann. Und sich klar zu machen, daß das göttliche Gemüt — und was es weiß— der alleinige Ausdruck des Lebens ist, bedeutet gegenwärtig wahrhaft gute Erfahrung.
Während des Krieges waren die Soldaten zu einer einfachen Lebensführung gezwungen gewesen. Viele von ihnen vor ihrem Eintritt in die Armee für ihre Zufriedenheit für unerläßlich gehaltene Dinge, mußten früher oder später durch völlig andere Lebensweise ersetzt werden. Alle aber fanden sie, daß nur das Tun galt und nicht etwa ein menschliches Gefühl der Dinge. Auch andere mußten die Wahrheit derselben Tatsache an sich erfahren, daß nämlich schnelles Handeln unter allen Umständen genügt, ob sie nun den Nordpol zu erreichen planten, oder quer über den Atlantischen Ozean fliegen wollten. So sehr wir also in Wirklichkeit rückwärts oder vorwärts schauen auf vermeintliche Annehmlichkeiten, immer müssen wir für den Augenblick mit der Freude am bloßen Leben vorlieb nehmen.
Während der arbeitsreichen, dem Kriege folgenden Übergangszeit ermöglicht es uns dieselbe einfache Lebensfreude durch zu halten. Wer noch nicht völlig die unbegrenzten Möglichkeiten des Lebens im göttlichen Gemüt erkannt hat, kann dies heute tun, falls er nur will. Kapital sowohl wie Arbeit müssen ihren Frühling und ihre ewige Jugend allein in der freudigen Erkenntnis finden, daß nur das göttliche Gemüt eine wirkliche Tat vollbringen kann. Ein Friedensvertrag kann nur durch das frohe Verständnis der Anforderungen des göttlichen Prinzips erfüllt und innegehalten werden. Die Fülle des Vorrats ist dehnbar und ausreichend für jedes Bedürfnis, da er ja offenbar von der Intelligenz besorgt wird. Die Gesundheit der Völker wird dann erhalten, wenn alle gemeinsam die Gewißheit haben, daß sie von dem einen unendlichen Leben stammt. Geduldiges Glück in der Arbeit für die Wahrheit bedeutet Ordnung in jeder Einzelheit der Lebensführung.
Einfaches Leben ist ein altes Motto. Daß es anscheinend noch nicht völlig durchgedrungen ist, liegt daran, daß die meisten es in einer oder der anderen Beziehung als materiell, anstatt rein geistig ansahen. Selbst die, welche die Bezeichnung „geistig“ damit verbanden, sahen darin wohl oft eher eine Art von menschlicher Gefühlserregung, als den einen Geist, der Gott bedeutet und sich durch ruhiges und stets bereites Handeln äußert. Die Christliche Wissenschaft besteht gerade auf diesem Zweck der Demonstration der echten Unendlichkeit der Einfachheit in jeder Einzelheit von Erfahrung, die mit dem Prinzip übereinstimmt. Und gerade darin liegt ihre Heilkraft. In ihrer Gesamtheit muß die Christliche Wissenschaft von der ganzen Welt verstanden und angewandt werden. Jeder flüchtige Blick auf die wahre Inspiration Prinzips vereinfacht scheinbare Probleme, denn alle offenkundigen Verwicklungen verschwinden vor der tatsächlichen Erkenntnis, daß allein das göttliche Gemüt und seine Idee Existenz besitzen. Geistiges Leben spielt sich im unendlichen Gemüt ab, in dem des wirklichen Menschen ganzes Wesen aufgeht, nicht aber in irgendwelchem Glauben an die Existenz der Materie.
Daher muß auch die wahrhaft einfache und ursprüngliche Freude unendlich sein. Sie ist nicht auf irgendwelche rein menschlichen Annahmen über Einfachheit beschränkt. Gottes Tätigkeit fließt in einem einzigen, endlosen Strome dahin, mit völliger Harmonie in der Verschiedenheit. Weil Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, klar und deutlich auf die verschiedenste Weise gezeigt hat, daß das göttliche Gemüt den Menschen regiert, erkennt die Welt mehr und mehr die Größe und dauernde Bedeutung ihrer Werke. Wie sie auf Seite 9 von „Unity of Good“ sagt: „Talent und Genie von Jahrhunderten haben falsch gerechnet. Anstatt ihre Beweisführung und Schlußfolgerungen über die Quelle und die Mittel des Seins — seine Verhältnismöglichkeiten, Erscheinungsformen und Endzwecke — auf Offenbarung zu begründen, haben sie auf den Sand menschlicher Beweißführung gebaut. Sie haben die einfache Lehre und das Leben Jesu nicht als die einzig wahre Lösung des verworrenen Problems der menschlichen Existenz angenommen.“
So ist nun im Frühling, der ewigen Zeit der Entfaltung, unser allergrößtes Bedürfnis, uns freudig dessen bewußt zu werden, daß das göttliche Gemüt und seine Offenbarung alle wirkliche Erfahrung bedeuten. Regierungskunst, Gesundheit, Wohlstand und Friede müssen alle als Ausdruck des Prinzips und nicht als menschliche Meinung aufgefaßt werden. Täglich im Frühling von Gottes Güte zu leben, heißt nie in irgend etwas sterblichen Übereifer zu zeigen. Es bedeutet vielmehr stetes Fröhlichsein in dem einfachen Gedanken, daß das göttliche Leben hier und jetzt besteht. Gott ist unzerstörbar. Und so ist auch das Leben in Gott, im göttlichen Gemüt anstatt in der Materie, auf immer und ewig unberührt von irgendwelchen Annahmen des Übels. Vor dem einfachen Verständnis dieser Tatsache ziehen sich Krankheit, Sünde, Not oder Unheil jeglicher Art in ihre angestammte Nichtigkeit zurück. Die ganze Welt wird durch die Christliche Wissenschaft die vollständige geistige Erfüllung eines jeden rechtmäßigen Wunsches finden.
Wie Mrs. Eddy über Jesus Christus in „Retrospection and Introspection“ (S. 91) sagt: „Was hat denn dieser Wander-Prediger, dieser Lehrer am Meeresstrande für die Menschheit eigentlich getan? Fragt vielmehr: Was hat er nicht getan? Seine heilige Demut, Weltfremdheit und Hingabe brachten unendliche Erfolge zuwege. Die Methode seiner Religion war nicht so einfach, daß sie nicht erhaben war, noch war seine Macht so erhaben, als daß sie nicht der Not viel geplagter Menschen zur Verfügung stand, deren Wunden er durch Wahrheit und Liebe heilte.“ Die eine göttliche Intelligenz, die alles wahre Leben in einfacher Harmonie beaufsichtigt, leitet und ordnet, ist identisch mit der unendlichen Liebe. Jedem Wahrheitssucher gehört daher die ewige Versicherung des Johannes in seiner Epistel: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Der wahre Mensch wohnt als Gottes Schöpfung in der Liebe des göttlichen Gemütes und erfährt die Unendlichkeit des Guten. Dies ist die Einfachheit wahren Lebens.
