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Kriege und Kriegsgerüchte

Aus der Mai 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Welt sei außer Rand und Band, erklärte Hamlet bei einer bedeutungsvollen Gelegenheit und fortfahrend, beklagte er die Schicksalstücke, die ihn zum Werkzeug ihrer Wiedergeburt ausersehen hatte. Jedoch war Hamlet, wie ihn die Welt heute beurteilt, nicht gerade sehr geeignet, aus dem Wirrwarr neue Ordnung herzustellen und wenn auch nur zwischen Elsinore und Polen. Denn die Welt hat gerade in ihrem Verlaß auf Menschen die größten Irrtümer begangen. Shakespeare, eine Riese unter Riesen, umgeben von Titanen, wie Bacon und Burleigh, Drake und Hawkins, Spencer und Ralegh, würde man gern diesen Irrtum vergeben, hätten nicht beinahe zu seinen Lebzeiten drei unbekannte Prediger, die miteinander nichts als eine Idee besaßen, die Welt fast völlig auf den Kopf gestellt.

Luther, der Augustinermönch in einer deutschen Provinzstadt; Calvin, der Student der Rechtswissenschaften in Orleans; Knox, der schottische Notar: diese drei Männer, arm, unbekannt, verachtet, hatten den Funken geschlagen und den großen religiösen Brand der Renaissance angefacht. Und zwar hatten sie dies getan, weil sie unter Nichtachtung ihrer eigenen Persönlichkeit und dem Wagnis ihres Lebens die verhüllte Drohung ihrer Feinde, die in der verächtlichen Frage enthalten war, wo sie wohl angesichts der Macht und Zahl jener Widersacher bleiben würden, mit Luthers eigenen Worten beantworteten: „Wo? Jetzt wie damals, in der Hand Gottes, des Allmächtigen.“ Dies gab jenen Männern die Macht, die Könige und Päpste ihnen nicht entreißen konnten — das einfache Verständnis von Jesu Christi Worten: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er siehet den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“

Gerade dieses klare Verständnis veranlaßte den großen Philosophen von Tarsus aus an die Kirche zu Korinth zu schreiben: „Nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle sind berufen.“ Luthers Gegner waren die Leute von rein intellektueller Weisheit, materieller Gewalt und sozialer Adligkeit, wie sie auch zu Tausenden des Apostels Paulus Gegner gewesen waren. Ihm aber stand zur Seite, wie sie auch jetzt jedem Kämpfer für das Prinzip zur Seite steht, jene physisch unbemerkbare Kraft, die ein anderer Philosoph Jahrhunderte lang später als etwas außerhalb unseres Wesens Befindliches, Gerechtigkeit Erzeugendes bezeichnete. Nun ist es gerade diese Kraft, die Kriege erzeugt — zwar gewiß nicht alle Kriege — doch einige der bittersten. Jesus Christus selbst legte großen Nachdruck auf diese Tatsache, als er sagte: „Ich [Christus, die Wahrheit] bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert.“ Jesu ganze Tätigkeit bestand in fortwährendem Krieg mit den Hohenpriestern und den Pharisäern; Krieg mit den Spöttern im Todeszimmer und den Hökern im Tempelhofe; Krieg endlich auch mit dem römischen Statthalter in der Gerichtshalle. In diesem Kriege gab es manche offene Aussprache und mindestens einmal ging sogar der große Meister zur körperlicher Tätlichkeit über. Er nannte die Pharisäer weißgetünchte Gräber und ein Natterngezücht, er verglich Herodes mit einem Fuchs und er trieb die Geldwechsler und Taubenverkäufer aus dem Tempel heraus. Alles dies aber vollbrachte er ohne Harm für sich selbst, und indem er die segnete, welche er tadelte, so klar sah er die Unwirklichkeit des Bösen in der Tatsache der Unendlichkeit des Guten.

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