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Ewige Strafe

Aus der Mai 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die halbjährliche Wiederkehr dieses Themas in unseren Lektions-Predigten verfehlt nie, in mir ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für die Befreiung von einer falschen Auffassung dieses Themas zu erwecken. Die Lehre von der ewigen Strafe [ewigen Verdammnis] wird von den verschiedenen Schulen der sogenannten strenggläubigen Theologie seit Generationen hartnäckig als Mittel beibehalten, die Sünder durch Furcht zur Buße zu bringen. Ich machte in dieser Hinsicht folgende Erfahrung. Obgleich mir mein Pastor und meine Sonntagsschullehrerin obiges Thema geduldig und unverdrossen zu erklären suchten, so dienten doch ihre Auseinandersetzungen nur dazu, mir ein Bild von einem Gott vorzuführen, der einfach ein irgendwo weit entfernt auf einem prächtigen Throne sitzendes vergrößertes menschliches Wesen war, das man wegen des hellen Glanzes, der von Ihm ausstrahlt, nicht sehen kann, und dessen Beschäftigung ausschließlich darin zu bestehen scheint, einerseits die Sünder zu verdammen, andererseits die Heiligen zu erheben.

Mit den Jahren entwickelten sich in mir eine tiefere Gedankentätigkeit. Es wurde mir bald klar, daß dies nicht die wahre Gotteserkenntnis sein könne, weil es nicht mit den Aussagen der Bibel übereinstimmte, wo es heißt, Gott sei Liebe, der Vater aller, gerecht, wahr und barmherzig. Dabei schienen sich aber die Aussagen der Bibel zu widersprechen, und eine genauere Prüfung derselben häufte Frage auf Frage, die mich immer mehr verwirrten. Wenn Gott alles geschaffen hat und der Mensch zur Sünde und Verdammnis geboren wurde, dann hat Gott Sünder geschaffen und Er muß gewußt haben, daß sie sündigen würden. Welche Art der Liebe wäre das, wenn Gott es Seinen Geschöpfen erst ermöglichte, zu sündigen, und ihnen dann eine Strafe dafür auferlegte? Ich sah ferner keine bestimmte Regel, nach der man feststellen könnte, wann man gut genug ist, der Verdammnis zu entgehen; denn sagte nicht der Heiland zu dem, der ihn als „Guter Meister“ anredete und wissen wollte, was er tun sollte, um das ewige Leben zu ererben: „Niemand ist gut denn der einige Gott“?

Zuletzt kam ich zu der Einsicht, daß es sich nicht lohne, sich über diese Dinge Sorgen zu machen. Niemand schien den Gegenstand klarer beleuchten zu können. Statt dessen wurde mir oft gesagt, es gebe Dinge, die uns Gott nicht verstehen lassen wolle, es sei eine Art Gotteslästerung, sie ergründen zu wollen, und wir müßten deshalb zufrieden sein, einfach unser Bestes tun und die Dinge nehmen, wie sie sind. Jetzt unterließ ich sogar das Lesen in der Bibel.

Als ich jedoch mit dem Studium der Christlichen Wissenschaft begonnen hatte und das Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ von Mrs. Eddy, las, wie sehr änderte sich doch mein Gottesbegriff! Allmählich wurden die alten Fragen beantwortet. Ich schob sie nicht mehr beiseite, weil sie mir etwa zu schwierig vorkamen. Vielmehr hatte ich die Gewißheit erlangt, daß der Mensch, der zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist, alle bestehende Intelligenz wiederspiegelt, weil er als Sein Bild und Gleichnis notwendigerweise die Eigenschaften seines Schöpfers zum Ausdruck bringt. Die vielen rätselhaften Strafen waren nicht über den Menschen verhängt worden, sondern über seine Fälschung —über das, was sich als Mensch ausgibt, es aber nicht ist. Zweifel, Verwirrung und Schrecken werden durch die Annahme erzeugt, daß der Mensch aus Fleisch und Blut bestehe.

Ein neuer Ansporn war gewonnen, die Bibel im Lichte der Christlichen Wissenschaft zu studieren, und ich hatte den aufrichtigen Wunsch, diese herrliche Wahrheit immer mehr zu erfassen. So brachte denn jeder Tag größeren Fortschritt und eine klarere Erkenntnis mit sich. In Cruden's Konkordanz sind die Ausdrücke „immerwährend“ und „ewig“ als so ziemlich gleichbedeutend angegeben; aber nur, wenn sie in Verbindung mit den göttlichen Eigenschaften gebraucht werden, wird ihnen die Bedeutung von eigentlicher Ewigkeit zugeschrieben. Sonst bedeuten sie „eine sehr lange Zeit, oder so lang wie die Zeit.“ Mrs. Eddy sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit, S. 311): „Alle Sünde ist vom Fleisch. Sie kann nicht geistig sein. Die Sünde existiert hier oder hiernach nur so lange, wie die Illusion von Gemüt in der Materie bestehen bleibt. Ein Sinn von Sünde, nicht eine sündige Seele geht verloren. Das Böse wird durch den Sinn des Guten zerstört.“

Das Studium der Christlichen Wissenschaft macht es uns klar, daß nichts, was von Gott geschaffen ist, jemals von Ihm verdammt werden kann, woraus sich ergibt, daß die Verdammnis nur den Glauben an das, was nicht von Gott erschaffen ist, begleiten kann, und daß ewige Verdammnis nur die gänzliche Vernichtung solcher Annahmen bedeutet. Da die Sünde nicht zu Gottes Schöpfung gehört, ist sie Ihm unbekannt und wird nicht von Ihm bestraft, sondern sie bringt ihre eigene Strafe und deshalb mit der Zeit ihre eigene Vernichtung mit sich. Wie läßt sich somit die frühere Auffassung von Strafe erklären, gemäß deren man uns lehrte, daß Trennung, Mangel, Armut, Leiden, Krankheit und Tod durch den Zorn Gottes veranlaßt würden, und zwar zuweilen nicht nur für unsere eigenen Fehler, sondern auch für Vergehen, die sich unsere Vorfahren hatten zu Schulden kommen lassen? In der Epistel an die Hebräer lesen wir: „Denn welchen der Herr liebhat, den züchtigt er; und er stäupt einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt.“ Worin besteht nun die Züchtigung? In unserem Lehrbuch lesen wir (S. 201): „Auf falschen Grundlagen können wir nicht sicher bauen. Wahrheit schafft eine neue Kreatur, in der das Alte vergeht, und ‚alles neu worden‘ ist. Leidenschaften, Selbstsucht, falsche Begierden, Haß, Furcht, alle Sinnlichkeit weichen der Geistigkeit, und die Überfülle des Seins ist auf seiten Gottes, des Guten.“

Man muß also klar erkennen, daß nie endede Strafe oder ewige Verdammnis die völlige Vernichtung des Irrtums bedeutet, damit die immerwährende oder ewige Offenbarwerdung alles Guten stattfinden könne. In dem Verhältnis, wie wir den Nebeln der abergläubischen Anschauungen über Gott und Sein Weltall, einschließlich des Menschen, verscheuchen, werden wir erkennen, daß Trennung, Mangel, Armut, Sünde, Krankheit, Tod und Selbstverdammnis samt der dadurch erzeugten Furcht nur die Folgen der Annahme sind, daß der Materie Leben und Intelligenz innewohne. In dem Maße, wie wir in das Wesen Gottes eindringen und den Menschen als geistig und nicht materiell, als das Ebenbild und Gleichnis des liebenden Vater-Mutter Gottes erkennen lernen, werden wir uns weigern, irgendeinem Glauben an den Irrtum Raum zu geben, uns dessen Strafe zu unterwerfen oder uns in den Glauben mesmerisieren zu lassen, daß wir unsere Befreiung nicht sehen könnten. Auf Seite 372 von Wissenschaft und Gesundheit sagt Mrs. Eddy: „Wenn der Mensch die Christliche Wissenschaft absolut demonstriert, wird er vollkommen sein. Er kann dann weder sündigen, leiden, weder der Materie unterworfen noch dem Gesetz Gottes ungehorsam sein. Daher wird er wie die Engel im Himmel sein.“

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