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Opfern

Aus der Juli 1924-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Opfern ist im Englischen mit einem Ausdruck wiedergegeben, der buchstäblich genommen „heilig machen” bedeutet. Der Volksmund hat jedoch diese Bedeutung des Opferns aufgegeben und sich nur auf diejenige von „entsagen” beschränkt,—von „verzichten” auf etwas, das gegenüber dem, das man nur für ungewiß vorteilhaft hält, anziehend und begehrenswert erscheint. Doch wie in den meisten Fällen, so geht auch hier die Volksmeinung sehr in die Irre; denn sie gründet sich auf die menschliche Annahme. Alles, was wir absolut genommen und im Sinne von verzichten je opfern müssen, ist das Materielle; und die Materialität ist nie mehr als die Nichtsheit. Was gewinnen wir aber, wenn wir durch ein solches Verzichten unsern Standpunkt heilig machen? Die Wirklichkeit! Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 16): „Ein großes Opfer materieller Dinge muß diesem vorgeschrittenen geistigen Verständnis vorausgehen”.

Wenn wir durch das Darbringen eines Opfers nicht geistiger gesinnt werden, als wir es vorher waren, so ist es kein echtes Opfer, was ein Aufgeben des menschlichen Sinnes gegen den göttlichen sein muß; und wenn dieses höhere Ziel nicht erreicht wird, so ist das sogenannte Opfer trügerisch und hat den Anschein eines selbstauferlegten Märtyrertums und Bußetuns. Es kommt auf das geistige Wachstum, auf den Fortschritt, auf das Erlangen an. Die Frucht des Opfers muß gänzlich geistig sein, weil Opfern das Aufgeben der falschen Annahmen gegen die Wirklichkeit ist.

Als Elia seinen Gott und die Baalspropheten ihre Götter als wahr beweisen sollten, da wurde das Wirkliche und das Falsche im Opferbringen auf die Probe gestellt. Dem Elia gelang es, selbst angesichts des scheinbaren Mißerfolgs, sich die tatsächliche Immergegenwärtigkeit und Macht Gottes zu verwirklichen. Die Baalspropheten konnten infolge ihrer Unwissenheit und Roheit nichts erreichen. Sie brachten zu ihrer Opferfeier nichts als sogenannten menschlichen Eigenwillen und eine menschliche Sucht, recht zu behalten, mit. Elia dagegen vergaß sich. Höher stehend und gänzlich abgewandt von dem fleischlichen Opfer, das auf dem Altar lag, war die Tatsache, daß Elia von ganzem Herzen und mit völliger Hingabe Volksgunst um des göttlichen Prinzips und materielle Annahmen um des geistigen Verständnisses willen opferte. Er schien viel aufzugeben. Verursachte ihm aber dieses Aufgeben tatsächlich einen Verlust? Gewiß nicht! Daß er das Vertrauen des versammelten Volks nicht genoß und keine Beifallskundgebungen erntete, was für den Augenblick als Verlust erschien, erwies sich als ein ungeheurer Gewinn. Elias Demonstration krönte schließlich seine Arbeit; und mit diesem Beweis von Gottes Gegenwart und Macht überzeugte er nicht nur die Ungläubigen und brachte ihnen die Wirklichkeit des Guten zum Bewußtsein, sondern auch er wurde stärker und geistiger. Die Erfahrung befähigte ihn, in der Gnade zu wachsen. Sein Opfer hatte ihn wahrhaft heilig gemacht.

Wahres Opfern kann also nie zu Verlust führen. Es muß immer Gewinn zur Folge haben, und dieser Gewinn sollte täglich zunehmen; denn es ist nötig, daß man täglich opfert. Paulus ermahnt uns: „daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer”, das heißt, wir sollen tätig sein, auf der Hut sein, nicht nachlassen, uns von Gott leiten zu lassen, auch beim Gebrauch unserer Lippen,—es ist ein unaufhörliches Bestreben, heilig zu machen. Wir müssen unserem Vater-Mutter Gott das Opfer bringen, daß wir auf unsere müßigen, unnützen und lieblosen Reden verzichten. Und dies muß ein Opferbringen ohne Aufhören sein. Oberflächliche Gelegenheitsverehrung Gottes ist Täuschung; sie ist nie wirklich aufrichtig. Mrs. Eddy sagt: „Ein Opfer, wie groß es auch sein mag, reicht nicht aus, um die Schuld der Sünde zu bezahlen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 23). Nur beständige Wachsamkeit fördert das fortschrittliche, geistige Denken und führt zur Demonstration von „Gott mit uns”. Und was gibt man denn mit diesem täglichen Opferbringen auf? Nur materielles Denken, menschliche Meinung, fleischliche Unterhaltung und lauter solche Nichtsheiten. Kann man denn etwas Wirkliches überhaupt verlieren? Nein! Wir geben das auf, was nicht teil hat an Gottes Bild und Gleichnis, nur die Sucht, von der Welt und von weltlichen Dingen zu reden, um dafür das Vorrecht zu genießen, bei den Dingen des Geistes zu weilen. Es wird nie von uns verlangt, daß wir das Gute, das wahr und echt ist—etwas, was das geistige Wachstum fördert—opfern. Wir sollen nur das aufgeben, was uns auf unserem Wege vom Sinn zur Seele hindert.

Müßige Worte nützen niemand. „In den Lippen des Verständigen findet man Weisheit”, lesen wir in den Sprüchen Salomos. Unwahres, erdichtetes und leeres Zeug reden heißt nicht Weisheit zum Ausdruck bringen; es ist aber Weisheit, unsere Reden als das Ergebnis unseres geistigen Verständnisses erscheinen zu lassen. Der aufrichtige Christliche Wissenschafter hält es für besonders wichtig, daß die Rede seines Mundes und das Gespräch seines Herzens vor dem Herrn, der sein Hort und Erlöser ist, Wohlgefallen findet. Viele Christliche Wissenschafter, die sich sehr in acht nehmen, etwas Unfreundliches oder Unwahres über ihre Lippen kommen zu lassen, erlauben sich beim Sprechen wohl manche Freiheiten und bedienen sich törichter, zweideutiger und unwissenschaftlicher Ausdrücke. So kommt es vor, daß sie nach einer widerwärtigen Lage oder einem bedränglichen Umstand die Bemerkungen machen: „es war zum Umfallen”, oder „ich war starr vor Schreck”, oder „ich blieb wie angewurzelt stehen”, oder „ich war ganz krank vor Müdigkeit”. Vor solch unbedachten Ausdrücken muß man sich hüten. Sie gleichen dem Unkraut, das unter den guten Weizen gesät ist und erst bei der Ernte bemerkt wird, nachdem es aufgegangen ist und den Weizen erstickt hat. Man sollte diese Saat nie Wurzel fassen lassen; denn sie kostet später ein großes Opfer,—nicht ein Opfer, das einen rachsüchtigen Gott versöhnen soll, oder das von dem immerliebenden Gott als Sühnopfer gefordert wird, sondern ein Aufgeben dessen, das, zur Reife gelangt, sich im menschlichen Denken mehr oder weniger festgesetzt hat, und das dann vielleicht ein großes Opfer erfordert und so—„heilig machen” muß.

Unsere Lippen sollten Friede und Harmonie hervorbringen, die einem Verständnis von der segnenden Liebe Gottes entstammen. Unsere Worte sollten tatsächlich die göttliche Liebe in Liebe ausdrücken. „Ich will Frucht der Lippen schaffen, die da predigen: Friede, Friede, denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der Herr, und will sie heilen”. Was wir reden, sollte heilen. Unter keinen Umständen sollte es etwas veranlassen oder weitergeben, was üble Folgen haben könnte. Wie leicht sagen wir von einem Menschen, er sei so dumm, so eigensinnig, so selbstsüchtig, so unehrlich oder so ungerecht! Wir bedenken nicht, daß wir durch solche Äußerungen unserem Nächsten, der rechtmäßigerweise von uns nur Gedanken der Freiheit erwarten kann, etwas aufbürden. Wir sollten wissen, daß das Spiegelbild der göttlichen Intelligenz nicht dumm ist, daß das Spiegelbild der Liebe weder eigensinnig, selbstsüchtig, unehrlich noch ungerecht sein kann.

Wir müssen stets wachsam sein; denn wenn wir unsere Pflicht als zuverlässige. Hüter an der Tür des Denkens vernachlässigen, können häßliche Gedanken eindringen, die den Samen des Bösen in sich tragen. Tagtäglich müssen wir auf unserem Posten sein und unaufhörlich Wache halten. Mrs. Eddy sagt uns in „Wissenschaft und Gesundheit” (S. 21): „Wenn Wahrheit den Irrtum in deinem täglichen Tun und Treiben überwindet, kannst du schließlich sagen:, Ich habe einen guten Kampf gekämpfet ... ich habe Glauben gehalten,’ denn du bist ein besserer Mensch geworden. Das heißt teilhaben an dem Einssein mit Wahrheit und Liebe”.

Da die Christliche Wissenschaft der Welt als eine so umwälzende Religion vorkommt, wird sie scharf beobachtet. Kein Versehen wird ungerügt durchgelassen, kein unbedachtes Wort entkommt dem Tadel. Der Christliche Wissenschafter hat also heute gewissermaßen dieselbe Aufgabe wie die ersten Christen. Paulus schrieb an Timotheus: „Sei ein Vorbild den Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit”. Es ist ganz offenbar die Pflicht jedes Christlichen Wissenschafters, seine Lippen zu bewachen und eifrig auf seine Worte zu achten. Während wir dem Kaiser geben müssen, was des Kaisers ist, müssen wir doch ganz sicher sein, daß wir Gott geben, was Gottes ist. Und Gott gehören sowohl unsere gesprochenen Worte als auch unsere stillen Gedanken. Wenn wir uns unserer Pflicht in dieser Richtung voll bewußt sind, werden wir in Reinheit und Güte „die Farren unsrer Lippen” opfern.

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