Im vierundzwanzigsten Psalm lesen wir: „Erhebet, ihr Tore, eure Häupter und öffnet euch weit, ihr ewigen Türen; und der König der Ehren wird einziehen!” (engl. Bibel). Das ist mehr als nur schöne Dichtung. Es weist auf die Tatsache hin, daß wir die Regierung der göttlichen Liebe erkennen und beweisen können.
Sehen wir hinab — nehmen wir sterbliche Vorstellungen an —, so fügen wir uns nicht der Regierung „des Königs der Ehren”, sondern unterwerfen uns der Herrschaft des Irrtums. Wir müssen den Blick nach oben richten —über materielle und irreführende Vorstellungen hinausblicken und die wahre Idee sehen. Wir müssen verstehen, worauf unsere geliebte Führerin in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 207) hinweist: „Die geistige Wirklichkeit ist die wissenschaftliche Tatsache in allen Dingen. Die geistige Tatsache, die sich in der Tätigkeit des Menschen und des ganzen Universums wiederholt, ist harmonisch und ist das Ideal der Wahrheit”. Ferner sagt sie: „Die entgegengesetzte Disharmonie, die keine Ähnlichkeit mit der Geistigkeit hat, ist nicht wirklich”.
Als der Meister von unruhigen Zeiten sprach, sagte er: „Sehet auf und erhebet eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht”. Wir müssen „aufsehen”,— müssen das Reich des Wirklichen, das Reich vollkommener geistiger Tätigkeit, vollkommener Versorgung, vollkommener Gesundheit, das Weltall, in dem alles schön und harmonisch ist, sehen. Wir müssen immer bestrebt sein, die geistigen Tatsachen anstatt der sterblichen Vorstellungen zu sehen. Menschliche Regierung ist manchmal gut, manchmal schlecht; aber geistige Tatsachen schließen die Regierung der höchsten Weisheit, der göttlichen Liebe in sich. In Gottes Regierung gibt es keinen Verwaltungswechsel, kein zweifelhaftes oder unschlüssiges Verhalten. Seine Regierung ist ewig. Seine Kinder sind hinsichtlich Seiner Weisheit und Seiner Macht nicht furchtsam, mißtrauisch oder im Zweifel, sondern alle freuen sich Seiner herrlichen Vorsehung, der Vorsehung des vollkommenen Gemüts, des allmächtigen Seins, der Vater-Mutter-Liebe.
Wirkliches Geschäft ist die vom göttlichen Gemüt ausgehende Tätigkeit. Es ist nicht veränderlich, nicht zeitweise gut und zeitweise schlecht. Es kann von nichts beeinträchtigt werden; denn das Gemüt ist dasselbe gestern und heute und in Ewigkeit. Im wirklichen Geschäft gibt es keine Habgier, keine Furcht, keine Unehrlichkeit, keine Unzulänglichkeit, sondern nur die herrliche Tätigkeit, an der alle Kinder Gottes beteiligt sind, und für alle ist Freude, Freiheit, Liebe, Vollkommenheit vorhanden. In Seinem Weltall gibt es nur vollkommene Beschäftigung, jede Idee ist stets an ihrem rechten Platze und wirkt als Teil des harmonischen Ganzen.
Das Gute ist nicht materiell oder begrenzt. Es ist geistig, weil es von Gott kommt, und jedes Kind Gottes nimmt immer an dieser Fülle des Guten teil. Es gibt keinen Mangel. Die materiellen Sinne reden von Krankheit; aber Gesundheit ist die immer gegenwärtige Tatsache. Der Mensch Gottes ist sich immer der vollkommenen Harmonie bewußt. Beeinträchtigung ist kein Teil der Wirklichkeit. Alle wirklichen Geistesgaben gehören dem göttlichen Gemüt an und sind unveränderlich und vollkommen. Es gibt kein Alter; denn das Leben ist ewig, unveränderlich. Die Sterblichen glauben an Zwietracht unter Menschen und Völkern; aber die Ideen der Liebe bleiben immer in Liebe, Reinheit und wahrem Verständnis vereint. Das sterbliche Gemüt möchte einen verleiten, an Unzufriedenheit. Unruhe, Unvollständigkeit zu glauben; aber der geistige Mensch ist vollständig und vollkommen, die Widerspiegelung des freudigen Gemüts. Wenn wir „aufsehen” und diese und andere geistige Tatsachen sehen, „naht sich” unsere „Erlösung”; denn die Vergegenwärtigung des wahren Seins bringt unsere menschlichen Angelegenheiten in Übereinstimmung mit Gottes Gesetz, und wunderbar sind die Ergebnisse.
Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 264): „Die unreifen Schöpfungen des sterblichen Gedankens müssen schließlich den herrlichen Formen weichen, die wir, wenn das mentale Bild geistig und ewig ist, zuweilen in der Kamera des göttlichen Gemüts erblicken. Die Sterblichen müssen über die vergänglichen, endlichen Formen hinausblicken, wenn sie den wahren Sinn der Dinge gewinnen wollen”. Unsere Führerin heißt uns nicht nur „über die vergänglichen, endlichen Formen hinausblicken”, sondern weist auch darauf hin, daß sie schließlich der herrlichen Wirklichkeit weichen werden, von der wir einen Lichtblick erhaschen, wenn wir uns die Wahrheit für uns selber und für andere vergegenwärtigen. Laßt uns also „über wenigem getreu” sein — das geistige Verständnis, das wir schon haben, beständig anwenden. Dann wird unsere Fähigkeit, die geistige Tatsache wahrzunehmen, stetig wachsen, bis alle sterblichen Vorstellungen der geistigen Idee weichen.
Der Jünger sagte von den wenigen Broten und Fischen: „Was ist das unter so viele?” Er sah nicht auf sondern hinab und nahm den sterblichen Glauben an, daß das Gute begrenzt sein könne. Aber von dem großen Wegweiser berichtet die Bibel: „Er sah auf gen Himmel und dankte und brach’s und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk”. Auch wir können zum Himmel, zu dem wahren Sinn der Dinge, „aufsehen” und vollkommenes Geschäft, vollkommene Versorgung sehen. Wenn wir uns ernstlich bemühen, „aufzusehen”— stets die geistige Tatsache zu sehen — bringen wir wahrlich „die Zehnten ganz in [das] Kornhaus”, und die göttliche Liebe wird uns des Himmels Fenster auftun und uns „Segen herabschütten die Fülle”.
