Die Verfasserin hat in ihrer Wohnung eine Heizanlage, die dadurch in Betrieb gesetzt wird, daß man an jedem Heizkörper ein kleines Zufuhrlicht anzündet, worauf ein nicht sichtbarer Elektromotor in Gang kommt. Das kleine Zufuhrlicht entwickelt sich bald zur großen Flamme, und in kurzer Zeit ist das ganze Haus warm und behaglich.
Anfangs konnte sich die Verfasserin nicht erklären, warum nach dem Anzünden des kleinen Lichtes die große Flamme manchmal sofort und manchmal erst beträchtlich später erschien. Sie fragte einen Fachmann, warum die Flamme manchmal augenblicklich und dann oft wieder sehr langsam komme. Der Grund dafür, sagte er, sei noch nicht entdeckt. „Aber”, wandte die Verfasserin ein, „es wird so viel Kraft vergeudet, während wir darauf warten”. Der Fachmann erwiderte: „Sie ist nicht ganz vergeudet; sie wirkt. Es hat nichts zu bedeuten, wenn auch die große Flamme nicht sofort kommt; der Motor arbeitet dennoch und erzeugt den nötigen Druck”.
Wenn wir nach christlich-wissenschaftlicher Heilung trachten, gelangen wir manchmal an einen Punkt, wo es scheint, daß nichts erreicht wird. Wir haben, bildlich gesprochen, vertrauensvoll das Zufuhrlicht — das Verlangen nach Heilung — angezündet und durch Lesen und Ergründen unserer Lehrbücher unser Denken der göttlichen Kraft geöffnet. Vielleicht ist jemand, der uns lieb und wert ist, mit anscheinend geringer Anstrengung augenblicklich von einem Zustande geheilt worden, der bedenklicher schien als der unserige. Aber obgleich wir alles getan haben, was wir tun zu können glauben, sind wir immer noch in Not oder Unruhe. Wir haben gelesen, nachgedacht, jede uns bewußte Sünde abgelegt. Wir haben, so weit wir es augenblicklich können, „den Menschen von der Erde” abgelegt. Trotzdem sollte man sich nicht entmutigen lassen. Jesaja sagt uns, daß Gott also spricht: „Und soll geschehen, ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören”.
Die Kraft der göttlichen Liebe ist immer gegenwärtig. Wir vereinigen uns mit ihr in dem Augenblick, wo wir die Fackel rechten Verlangens anzünden, und wir sollten wissen, daß die Ergebnisse nicht ausbleiben. Die göttliche Kraft wirkt immer, ob wir Anzeichen davon sehen oder nicht.
Während wir auf das unausbleibliche erfreuliche Ergebnis beim Heilen warten, können wir vieles tun. Wir können die unsichtbar wirkende Kraft anerkennen und dankbar dafür sein; wir können an dem wahren Wissen festhalten, daß alle Tätigkeit in dem Gemüt ist und Gemüts-Tätigkeit ist, also vollkommen ist; wir können ohne zu straucheln fortsetzen, was wir unternommen haben. Was hat eine Verzögerung zu bedeuten? Nichts geht während jener Zeit scheinbarer Untätigkeit verloren. Jeder mit Lesen zugebrachte Augenblick, jeder klare und wissenschaftliche Gedanke, jede freundliche, selbstlose Handlung, unser Vertrauen auf die göttliche Kraft — das alles hilft uns die Gegenwart des göttlichen Wirkens erkennen, was unfehlbar Glück, Heilung und Freude am Guten bringt. Es wäre ein Fehler, ungeduldig und blindlings zu erklären: „Alles, was ich getan habe, ist umsonst”— sich dann abzuwenden, die Hoffnung aufzugeben und zu behaupten, das Heilverfahren habe versagt, nur weil wir nicht das Vertrauen und die Weisheit haben, auf Gott zu harren.
Im 2. Buch der Chronik lesen wir folgenden anregenden Bericht. Auf Jahasiel, den Sohn Sacharjas, „kam der Geist des Herrn mitten in der Gemeinde, und er sprach: ... Ihr werdet nicht streiten in dieser Sache. Tretet nur hin und stehet und sehet das Heil des Herrn, der mit euch ist”. Und Mrs. Eddy gibt uns unter Bezugnahme auf das Anwenden der Lehren der Wahrheit auf Seite 462 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” die ermutigende Erklärung: „Wenn der Weg gewiesen ist, liegt in dieser Aufgabe nichts Schwieriges noch Mühsames; doch Selbstverleugnung, Aufrichtigkeit, Christlichkeit und Ausdauer allein gewinnen den Preis, wie es gewöhnlich auf jedem Gebiet des Lebens der Fall ist”.
Die Verfasserin hat oft an die geistige Lehre gedacht, die sie aus der Antwort des Fachmanns betreffs ihrer Heizanlage gezogen hat. War er nicht Fachmann, weil er mit der Anwendung von Grundgesetzen vertraut war? Der Umstand, daß die treibende Kraft, der ganze Vorgang und die Entwicklung nicht zu sehen waren, bedeutete nicht, daß nichts geschah. Wahre Kraft, die Kraft Gottes dauert ununterbrochen fort, weil das göttliche Prinzip ununterbrochen fortdauert.
Christus Jesus wirkte durch göttliche Kraft. Sie mit Gewißheit auszudrücken, war seine Sendung und ist unsere Sendung. Obgleich die wahre Kraft nach Jesu Zeit nur noch schwach und unzulänglich begriffen wurde, ja dieses Verständnis im Laufe der Jahrhunderte sogar verloren ging, wirkt sie dennoch ununterbrochen. Denen, die die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft annehmen und nicht verzweifeln, „soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln”. Auf Seite 573 des Lehrbuchs gibt uns unsere verehrte Führerin liebevoll den Rat: „Fasse Mut, lieber Dulder, denn diese Wirklichkeit des Seins wird sicherlich einmal und in irgendeiner Weise erscheinen”. Wir haben die nachdrückliche Versicherung des endgültigen Guten von unserer Führerin, die die göttliche Kraft verstand und in ihrer großen Liebe zur Menschheit diese Kraft wieder zum Ausdruck brachte und zur Ehre Gottes und zur Erleichterung einer müden Welt erklärte.