Wir hören oft, daß jemand als Opfer der Verhältnisse bezeichnet wird, ja wir haben uns gelegentlich wohl schon selber dafür gehalten. Sicher kann aber kein Christlicher Wissenschafter, der im Sonntagsgottesdienst die Erklärung des Johannes: „Wir sind nun Gottes Kinder” vorlesen hört, die Rolle des Opfers annehmen. Laßt uns vielmehr unsere Gotteskindschaft ergreifen, d.h. unsern geistigen Sieg über jeden widrigen Umstand beweisen!
Ehe wir glauben könnten, daß jemand ein Opfer der Verhältnisse sei, müßten wir den falschen Glauben, daß materielle Persönlichkeit wirklich sei, annehmen, anstatt den rechten Begriff von wahrer Individualität festzuhalten. Aus Seite 22 in „Miscellaneous Writings” schreibt Mrs. Eddy von der Christlichen Wissenschaft: „Sie widerlegt unbedingt die Verquickung, die Wanderung, die Absorption oder die Vernichtung der Individualität”. Und auf Seite 11 in „Nein und Ja” erklärt sie: „Der Mensch hat immerwährende Individualität; und Gottes Gesetze und ihr vernünftiges und harmonisches Wirken bilden seine Individualität in der Wissenschaft der Seele”.
Der Psalmist fragt: „Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst?” Die Christliche Wissenschaft erwidert, daß des Menschen wahre, dauernde und unzerstörbare Individualität die Widerspiegelung Gottes, Sein Ausdruck ist. Sie lehrt, daß der Mensch von der göttlichen Liebe beschützt, vom unendlichen Gemüt unterwiesen wird, von der strahlenden Freudigkeit der Seele umgeben ist, vom unwandelbaren Prinzip regiert, vom Leben ewig erhalten wird. Von was könnte der Mensch da ein Opfer sein?
Auf vollständige Unkenntnis dieses wahren Begriffs vom Menschen ist jenes irrige Interesse für das Horoskop zurückzuführen, wofür die durch Presse und Rundfunk an uns gerichtete Frage: „An welchem Tage sind Sie geboren?” charakteristisch ist. Die Christlichen Wissenschafter sollten vor diesem vermeintlichen Einfluß auf das materielle Denken auf der Hut sein und seine Machtlosigkeit erkennen. Nicht der Tag, die Stunde und das Jahr, wo man scheinbar in diesen Traum von Leben in der Materie verwickelt wurde, sondern was man täglich denkt und tut, um daraus aufzuwachen, ist die wichtige Frage.
Keine Stellung der materiellen Planeten hat etwas mit dem Menschen Gottes und seiner göttlichen Bestimmung zu tun. Es liegt also an uns, zu sehen, daß wir nicht hilflose Opfer nicht-intelligenter Materie oder irriger sogenannter Gesetze sind, sondern daß wir durch das Wissen, daß wir geistig sind und ewig von Gott regiert werden, beweisen können, daß wir über jeden noch so alten materiellen Aberglauben siegreich sind.
Nicht dadurch, daß wir falsche Annahmen unbeachtet lassen, beweisen wir, daß wir gegen ihren unheilvollen Einfluß gefeit sind, sondern dadurch, daß wir die herrliche Gegenwart des befreienden Gesetzes Gottes erkennen. Kein besonderer Stand eines Gestirns zu irgend einer Zeit hat irgend welchen Einfluß auf unsere gottgegebene, ungehemmte Fähigkeit, auf unsere herrlichen Möglichkeiten und Errungenschaften und auf unsern Erfolg bei allem rechten Streben. Es gibt nur einen Gesetzgeber und nur ein Gesetz.
Der wirkliche Mensch, der der vollkommene Ausdruck Gottes ist, besteht aus geistigen Eigenschaften. Er ist geistig und besitzt durch Widerspiegelung Redlichkeit, Liebe, Freude und Intelligenz. Es ist ganz unmöglich, daß in das, was Gott gebildet hat, Unvollkommenheit eindringt. Der wirkliche Mensch kann unmöglich von sterblichen Vorfahren ererbte Schwächen oder schlechte Neigungen ausdrücken. Es ist unmöglich, daß Freude, Intelligenz oder geistige Kraft unterbrochen wird. Wie kann dann der Mensch, der diese Merkmale durch Widerspiegelung Gottes besitzt, krank, geistesgestört, verletzt werden? Der aus göttlichen Eigenschaften bestehende wirkliche Mensch ist nicht das Opfer von Krankheit oder Unfall, von Armut, Sünde oder Vererbung.
Was für ein hilfreicher Mitarbeiter ein Christlicher Wissenschafter im Geschäft sein sollte! Da er bei jedem rechtschaffenen Unternehmen siegreich zu sein erwartet, sollte er Furchtlosigkeit, Ehrlichkeit, gesundes Urteil und beständige Hilfsbereitschaft bekunden. Er sollte immer mit feiner eigenen Leistung, nicht mit anderen Personen wetteifern; immer Fortschritt machen, aber nicht auf Kosten anderer; immer sich entfalten, aber durch Dienen, durch jenes Wachstum, das, wie unsere Führerin erklärt, „das ewige Geheiß des Gemüts ist” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 520).
Was für glänzende Siege über die Probleme in menschlichen Beziehungen der Schüler davonträgt, der die Lehren der Christlichen Wissenschaft erfolgreich anwendet! Er versteht ein wahrer Freund zu sein. Freundschaft bedeutet für ihn die Freude des Teilens geistesverwandter Anschauungen unter gleichzeitiger Wahrung der persönlichen Freiheit, der rechten Wertschätzung, des Friedens und des Glücks. Sie bedeutet Uneigennützigkeit, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Achtung vor dem Guten eines andern, Freude über den guten Erfolg eines andern. Eine solche Freundschaft beansprucht nichts für sich allein, sondern teilt mit anderen; sie gebietet nicht, sondern arbeitet mit anderen zusammen, und sie beherrscht nicht, sondern befreit.
Wenn wir die Eigenschaften ausdrücken, die Gott widerspiegeln, drücken wir die Eigenschaften aus, aus denen der Mensch Gottes besteht, der vollkommen, vollständig, frei, rein, stark und tätig ist. Das kann nur durch beständige Wachsamkeit und geistiges Streben geschehen. Laßt uns lernen, uns als durch das göttliche Gemüt ins Dasein gerufene Kinder Gottes zu sehen, und außerdem uns bemühen, alle anderen in demselben Lichte zu sehen!
Es gibt nur einen wirklichen Menschen, den Menschen Gottes. Laßt uns aufhören, allzuviel über die Sterblichen nachzudenken! Unser Denken sei heilig, edel, erbarmungsvoll! Sowohl unsere Bewegung als auch die Welt braucht ein derartiges Denken. Wir müssen vom Kleinlichen, Unwahren, Persönlichen, Unwichtigen wegsehen. Der Mensch ist so erhaben, so gut, daß wir es uns nicht leisten können, unsern Begriff von ihm zu begrenzen und herabzusetzen. Denken wir an unser Geburtsrecht — das Geburtsrecht jedes einzelnen — auf alles Gute, Reine und Weise! Laßt uns das göttliche Bewußtsein als das unserige beanspruchen und einsichtsvoll und, wenn nötig, im besonderen uns weigern zu glauben, daß es Menschen gibt, die hassen! Weigern wir uns, lieblos zu sein oder zu glauben, daß jemand anders lieblos sei! Laßt uns immer nach dem Guten ausschauen, immer das Gute ausdrücken, immer das Gute verherrlichen!
Der wirkliche Mensch ist nicht das Opfer eines falschen Gesetzes, böser Einflüsterung, von Krankheit, Unehrlichkeit, Mangel, Untreue oder irgend eines Anspruchs der Sinne. Wir müssen die Wahrheit wissen und nachdrücklich erklären, um sie im menschlichen Leben als wahr zu beweisen. Der wirkliche Mensch ist sich nur des Guten, Gottes, bewußt. In dem Maße, wie wir den geistigen Menschen besser verstehen, wie wir das Denken durch aufrichtigeres Beten und heiligeres Streben zu der Gegenwart Gottes erheben, wird das Erschauen des Wahren zum Sieg über persönliche Fehler und menschliche Umstände führen. Und wissen, daß der Mensch immer Gott widerspiegelt, wird uns befähigen, nie das Opfer sondern immer der Sieger zu sein, und es wird uns zum vollkommenen geistigen Bewußtsein der ungefallenen, reinen und immerdar freien wahren Individualität führen.
