Zu den durch die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft über die Menschheit ausgegossenen göttlichen Segnungen gehört die Belebung menschlicher Zwecke. Die Christliche Wissenschaft bringt das Trauerlied Hiobs: „Meine Tage sind vergangen; meine Anschläge sind zerrissen, die mein Herz besessen haben”, zum Schweigen. Sie weckt in uns einen neuen und erhabenen Zweck und die Gewißheit seiner Erfüllung. Zwischen einem Menschen und seiner Gesundheit, seinem Glück und seinem erfolgreichen Streben gähnt kein Abgrund, wenn er Gottes göttlichen Zweck begreift und ihn zu dem seinigen macht. Hoffnung, das Flüstern der Liebe, weckt das niedergedrückte menschliche Denken aus seiner öden Nacht auf, wie laue Frühlingslüfte die Blattknospen zum Wachstum erwecken.
Christi Jesu Heilungswerke sind das Zeichen des immer zum Segen der Menschheit wirkenden Zweckes Gottes. Mrs. Eddy schreibt von diesem Erlöser der Menschheit (Miscellaneous Writings, S. 162): „Um seinen heiligen Zweck auszuführen, mußte er das menschliche Selbst vergessen”. Alles, was sich anmaßt, die Offenbarwerdung des Zweckes Gottes auf Erden zu vereiteln oder zu verzögern, ist zum Mißlingen verurteilt. In jedem Kampf mit dem „menschlichen Selbst” ist der Sieg gewiß, wenn wir diesen Sieg über das Fleisch auf die ewig feststehende Absicht des Gemüts gründen. Wo die Menschheit Hoffnung und Verheißung sieht, sieht das göttliche Gemüt Erfüllung, und die Christliche Wissenschaft fordert, daß wir wie das Gemüt sehen. Die überall aus der Heiligen Schrift herausleuchtenden lebendigen Weissagungen von der Erlösung weisen auf die ewige Vollkommenheit Gottes, des Menschen und des Weltalls hin, außer der es nichts gibt, nie etwas gegeben hat und nie geben wird.
Unser tägliches Leben ist zweckdienlich, wenn wir sehen, wie Gottes Vollkommenheitsgesetz in allen Menschen die Schönheit der Gesundheit und Heiligkeit, die Freude allumfassender Liebe, die Stärke und den Gehorsam, die Gottes Ebenbild kennzeichnen, hervorruft. Was auch unsere tägliche Beschäftigung sein mag, oder mögen wir auch, Umstände halber, zur Zeit keine Beschäftigung haben, unser Hauptzweck im Leben sollte sein, zu erkennen und zu beweisen, daß unsere Denktätigkeit, unser geistiger Fortschritt und unser zunehmendes Erkennen und Beweisen der Kraft Gottes durch das Entfaltungsgesetz des göttlichen Gemüts gestützt werden. Alle, deren Gedanken mit der Wahrheit übereinstimmen, tragen ihren Teil dazu bei, Gottes göttliche Absichten ans Licht zu bringen. Nur die irregeleiteten und betrübten Denker verdunkeln sie zeitweilig. Die Wahrheit wird von den kindischen Lügen nicht berührt, die in ihrem heiligen Namen geäußert werden.
„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre”. Diese Offenbarwerdung des Sohnes Gottes bietet der Sünde, der Krankheit und der Entmutigung, den Werken des Teufels, den Gedankenbildern, die Christus, die Wahrheit, auslöscht, hoheitsvoll Trotz. Das Wirken der Wahrheit kennt keine Unterbrechung und keine Vereitelung. Der allumfassende göttliche Zweck kennt kein Ansehen der Person, kennt weder Zweifel noch Furcht, kennt keine Rücksicht auf die vermeintliche Hartnäckigkeit von Krankheit oder Sünde oder auf die großtuerische Wichtigkeit menschlicher Probleme. Alles Zwecklose ist auch machtlos und nicht vorhanden. Leben und Gesundheit und Intelligenz sind immer geistig; sie nehmen nie materielle oder irgendeine unwahre Form an. Alles Gute stammt vom Geist und ist wahr, unverfälscht, unumstößlich. Gottes Plan ist in Seinem Ebenbild erfüllt.
Was ist also unsere Verantwortung bei der Heilarbeit? Wie sollen wir unsern Blick erweitern, unsere Treue, unsern Mut vergrößern? Und wie sollen wir sie uns erhalten, damit alles, was den Sieg irgendwie zu vereiteln sucht, aus dem menschlichen Wege geräumt wird? Wie sollen wir aufhören, dem Mesmerismus des Materialismus zu erliegen? Wie sollen wir mit der göttlichen Kraft und Absicht vollständig zusammenwirken? Durch göttlich verliehenes Vertrauen in unsere Gottessohnschaft — dadurch, daß wir unser Denken unmittelbar auf Gott und den Sohn Gottes gerichtet halten; denn in diesem Heiligtum wahrer Verwandschaft entdecken wir unsere eigene vollkommene geistige Wesenseinheit.
Haben wir schon gelernt, „das menschliche Selbst” so vollständig wie Jesus „zu vergessen” und uns ebenso sehr wie er der Sohnschaft bewußt zu sein? Mrs. Eddy schreibt: „Wenn die menschlichen Kämpfe aufhören und die Sterblichen sich liebevoll der Absicht der göttlichen Liebe ergeben, wird es keine Krankheit, keinen Kummer, keine Sünde und keinen Tod mehr geben” (Nein und Ja, S. 35). Ergeben wir uns in jedem Punkte der Absicht der Liebe? Suchen wir jetzt den Himmel auf Erden? Haben wir zuversichtlich, dankbar, liebevoll jede Furcht aufgegeben, die aus der falschen Annahme von Leben und Gesundheit in der Materie, dem Werk des Teufels, hervorgeht? Stimmt unser Denken in jeder Hinsicht mit Gottes Zweck überein, oder steht es in mancher Hinsicht im Gegensatz dazu? Die offenkundige Größe unserer Aufgabe braucht uns nicht zu schrecken; denn die unendliche Kraft des Gemüts vollbringt sie ja in uns. Wenn wir uns immer mehr der Absicht der göttlichen Liebe ergeben und in jedem neuen Aufdecken des Irrtums das befreiende Wirken der Wahrheit sehen, das unser Bewußtsein segnet, sind wir auf dem Wege zum Sieg. Von der Kraft des unendlichen Gemüts getrieben und gestützt, brauchen wir nur unablässig größeren Höhen geistiger Wahrnehmung zuzustreben.
Die Christliche Wissenschaft enthüllt Gottes Zweck auf Erden. Sie zerstört jeden irrigen Gedanken, Beweggrund und Zweck, jeden willkürlichen und unwillkürlichen Irrtum, jede Unterlassungs- und Begehungssünde. Der göttliche Zweck entlarvt und zerstört alles Quälende, Täuschende und Zwecklose im menschlichen Bewußtsein. Nichts kann das Denken von der unendlichen Liebe, von der das Denken ausgeht, ablenken. Das Gesetz geistiger Anziehung vernichtet die gegenteiligen Ansprüche des tierischen Magnetismus, weil „es nur eine wirkliche Anziehungskraft gibt, die des Geistes”, wie unsere Führerin uns sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 102).
Daher schenken wir dem Anspruch des Widerstandes gegen Gottes Absicht keinen Glauben. Da dieser Anspruch von dem Teufel, dem Bösen, ist, ist er zu verneinen, nicht zu bejahen. Der Wille Gottes kennt keine Vereitelung; denn Jesus sagte: „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel”. Halten wir es also mit dem Willen Gottes, so halten wir es mit dem Himmel, mit der Allmacht. Und je mehr wir über unsern eigenen, persönlich ersehnten Beweis hinausblicken, um die Tatsache des allumfassenden Guten gewissenhaft festzuhalten, desto dankbarer erkennen wir, daß das eine Gemüt unsern eigenen und den allgemeinen Glauben an veränderliche Gemüter, widerstreitende Willensäußerungen, gegnerische Absichten zerstört — desto mehr wiederholen wir die Erklärung Jesajas: „Das ist der Anschlag, den er hat über alle Lande, und das ist die ausgereckte Hand über alle Heiden. Denn der Herr Zebaoth hat’s beschlossen — wer will’s wehren?—, und seine Hand ist ausgereckt — wer will sie wenden?”
