Die Bibel ist reich an Verheißungen der Freude, des Friedens, des Gedeihens und des vollständigen Schutzes vor allem Übel. Das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy ist ebenso reich an Ermutigung und zeigt, daß Böses jeder Art nicht als notwendig, unvermeidlich oder unheilbar angesehen werden darf, weil bewiesen worden ist, daß es keine Wirklichkeit hat. Und wenn der Glaube an sein tatsächliches Bestehen dem Verständnis der Allgegenwart des unendlich Guten Raum gibt, wird der Sinn des Bösen unbekannt sein.
Wer in größter Not aufrichtig bei der Christlichen Wissenschaft Hilfe sucht, findet sofort einen solch neuen und herrlichen Begriff von Gott, daß helle Verzweiflung der Hoffnung weicht; und mit dem Freiwerden von niederdrückender Hoffnungslosigkeit kommt neue Begeisterung. Dem Forscher in der Bibel und in den Schriften unserer Führerin enthüllt sich die unbestreitbare Wissenschaft. Diese Bücher wecken eine solch herrliche Erwartung des Guten, daß oft vergessen wird, daß diese Segnungen durch Erlangung geistigen Verständnisses verdient werden müssen. Es wird sich zeigen, daß diese wichtigen Erklärungen auf die Bedingungen hinweisen, unter denen die Verheißungen verwirklicht werden können. Und es ist weder hilfreich, noch führt es zu guten Ergebnissen, die Verheißungen zu verherrlichen und die strengen Erfordernisse zu unterschätzen oder gar ihre Erwähnung sorgfältig zu vermeiden.
Christus Jesus sagte: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen”; aber er schickte die Bedingung voraus: „So ihr bleiben werdet an meiner Rede”. In den Seligpreisungen wird die Seligkeit denen verheißen, die sich zuerst gedemütigt, sich gereinigt, Barmherzigkeit geübt, Frieden gestiftet oder sich auf andere Art betätigt haben, gottähnliche Eigenschaften zu beweisen und menschliche Schwächen abzulegen. Mrs. Eddy spricht wiederholt von den an uns gestellten Forderungen, die wir erfüllen müssen, ehe wir die Frucht des Gehorsams genießen können. Eine ihrer vielen nachdrücklichen Erklärungen in Wissenschaft und Gesundheit (S. 462) lautet: „Wer das Heilen der Christlichen Wissenschaft demonstrieren will, muß streng bei ihren Regeln bleiben, jede Erklärung beachten und von den festgelegten Grundregeln ausgehen”.
Denen, die ihr Denken nie über die Scheinwirklichkeit materieller Dinge erhoben haben, mögen die Erklärungen des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs zuerst bedeutungslos oder rein theoretisch erscheinen; und vielleicht erst, wenn sie die Ermahnung, „streng bei ihren Regeln zu bleiben”, befolgen, erleben sie die verheißenen Heilbeweise. Diese Regeln bilden einen neuen Ausgangspunkt, von dem aus vorzugehen ist, und es erfordert Mut, einem bisher unbekannten Sinn des Lebens näherzutreten, selbst wenn man sieht, daß er unvergleichlich besser ist als alles, was man seither kannte.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott der unendliche und gute Geist ist und daß der aus Ihm hervorgehende Mensch Ihm in allen göttlichen Eigenschaften gleicht. Der Mensch besteht, weil Gott besteht, und der Mensch spiegelt alle Eigenschaften Gottes und sonst nichts wider.
Wir scheinen um uns her Krankheit, Kummer, Sünde, Leiden und ein Heer von anderen ungöttlichen Zuständen zu sehen; aber daß wir sie sehen, beweist nicht im geringsten, daß sie wahr sind. Auch bedarf es keines ungestümen Ringens, der vom materiellen Gesichtssinn falsch dargestellten Lage Herr zu werden. Auf unzählige Arten befreit uns die Kenntnis der Tatsachen von der Verwirrung, in die uns falsche Annahmen zu stürzen drohen.
Die falsche Annahme, daß der Mensch materiell sei, scheint zu einem verwickelten Zustande geführt zu haben, der alle Widerwärtigkeiten des sterblichen Daseins in sich schließt, und nur die Wahrheit, daß der Mensch geistig ist, kann die Menschheit von den Leiden befreien, die diesen falschen Glauben begleiten. Wir können wissen, daß die Vollkommenheit des Gottesmenschen sich nie ändert. Der erste Schritt zu diesem Wissen ist, es zu glauben. Es ist hilfreich, zu beachten, daß Wissen mehr ist als Glauben. Wir können wohl glauben, daß das Einmaleins wahr ist; aber es ist erst dann für uns von praktischem Wert, wenn wir es so gut können, daß wir es anwenden können. Auf Seite 296 im Lehrbuch lesen wir: „Eine veredelte Annahme ist ein Schritt aus dem Irrtum heraus; sie hilft uns zum nächsten Schritt vorwärts und zum Verständnis der Sachlage in der Christlichen Wissenschaft”. Dieses Freiwerden vom Irrtum erfolgt nach und nach und auf natürliche Art und muß mit der Erkenntnis und der Betätigung des menschlich denkbar Besten beginnen; denn das Denken kann im Erfassen der Wahrheit unmöglich Fortschritt machen, wenn es nicht dem geistigen Maßstab des Guten näher kommt.
Es ist schon gesagt worden, daß die Christliche Wissenschaft zu abstrakt, zu schwer verständlich sei; aber das ist nicht der Fall. Die Schwierigkeit besteht nicht in der Unfähigkeit, zu verstehen, sondern kann die Abneigung sein, das Geforderte auszuführen. Christus Jesus sagte: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch”. Über die Bedeutung dieser Worte kann nicht der geringste Zweifel bestehen; das Gebot ist uneingeschränkt. Wir müssen gehorchen, und bei unserem Gehorchen dürfen wir nicht uns zum Mittelpunkt unseres Denkens machen, dürfen wir nicht denken, daß wir vielleicht schlecht behandelt worden seien, auch nicht, daß unser Nächster nach unserem Empfinden versucht haben könne, uns absichtlich zu schädigen, sondern wissen, daß die Eigenschaft Gehorsam einer der Schritte ist, die aus dem Irrtum heraus zum Verständnis der Christlichen Wissenschaft führen.
Lieben, vergeben, helfen, trösten, andern geben ist die Vorbereitung zur Erkenntnis der Allgegenwart der Güte Gottes. Wenn wir krank zu sein scheinen, laßt uns mehr lieben; denn Lieben führt unsere Gedanken zu Gott, und in Seinem Weltall gibt es keine Krankheit. Wenn wir Mangel zu leiden scheinen, laßt uns mehr geben; denn Geben führt uns zu weiterem Verständnis Gottes, und in Gott ist Fülle. Wenn wir untröstlich zu sein scheinen, laßt uns mehr trösten; denn Trösten führt uns zu Gott, der Quelle aller Freudigkeit. Was auch unsere scheinbare Schwierigkeit sei, das Heilmittel ist Gott; und Gott kann man nur durch Ausführung jener Aufgaben finden, die Jesus in der Bergpredigt so einfach bezeichnete. Wir können Gott nicht dadurch finden, daß wir von Ihm reden, sondern wir finden Ihn, wenn wir Seinen Willen tun; und was von uns gefordert wird, ist in der Bibel so klar dargelegt, daß wir keine Entschuldigung vorbringen können. Wissenschaft und Gesundheit enthält ebenso klare Darlegungen, und wenn wir manche finden, die uns unklar scheinen, sollten wir sie dadurch demütig zu verstehen suchen, daß wir diejenigen, die wir verstehen, befolgen.
Früher oder später werden wir erkennen, daß alles Sein geistig ist, und das einzige, was von unserem jetzigen Sinn vom menschlichen Leben sich lohnt, ist das Bewußtsein der Zufriedenheit, der Zuversicht, der Freudigkeit, der Fähigkeit — ein Bewußtsein, das nicht im geringsten von Reichtum, Alter, Geschlecht, Volkszugehörigkeit oder etwas Materiellem abhängig ist. Es ist das unmittelbare Ergebnis davon, daß wir etwas in Übereinstimmung mit der Regel unbedingter Güte oder Frömmigkeit gedacht und getan haben. Der verlorene Sohn sagte: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen”; aber ehe er körperlich handelte, hatte er sich schon im Denken und Verlangen aufgemacht, und das geistige Erwachen bahnte dem Verständnis und der Bekundung des nachfolgenden Guten den Weg.
Alles Gute ist immer gegenwärtig, und es war immer und bleibt immer Tatsache, daß wir in Gott, dem Guten, leben, weben und sind. Die Christliche Wissenschaft ist weit davon entfernt, bloß eine Lehre zu sein. Sie bedingt beständige Betätigung. Ihre Regeln sind so bestimmt und genau wie die Rechenregeln; ihre richtige Anwendung bereitet nicht nur geistige Freude sondern führt auch zur Erkenntnis des Gelingens.
Unsere Führerin, die auf genauester Befolgung der Regeln besteht, gibt uns die ermutigende Versicherung (Wissenschaft und Gesundheit, S. 462): „Wenn der Weg gewiesen ist, liegt in dieser Aufgabe nichts Schwieriges noch Mühsames; doch Selbstverleugnung, Aufrichtigkeit, Christlichkeit und Ausdauer allein gewinnen den Preis, wie es gewöhnlich auf jedem Gebiet des Lebens der Fall ist”.
Die Religion Jesu ist der zu seiner höchsten Macht erhobene Geist der Kameradschaft, der Geist, der erkennt, daß er „nicht allein” sondern liebevoll befreundet und gestützt ist; dessen Innewerdungen sich auf das Herz der Welt, auf den Kern der Wirklichkeit erstrecken und dort die Gemeinschaft, die Treue, die starke Erwiderung, die Liebe finden, deren Schatten und Vorgeschmack die schönsten Gemeinschaften und die vortrefflichste Treue auf Erden sind. Im Grunde genommen ist das Evangelium eine Aufforderung, denselben Versuch zu machen, den Versuch der Kameradschaft, den Versuch der Gemeinschaft und den Versuch, dem Kern der Dinge zu vertrauen, und die Sorge für das eigene Selbst in dem festen und bestimmten Glauben aufzugeben, daß man nicht im Stich gelassen, verlassen noch getäuscht wird, und daß das, was schließlich zu unserem Besten dient, in den Händen des großen Gefährten vollkommen geborgen ist.—
