Das Wort „Christ” bedeutet mehr, als daß man nur dem Menschen Jesus nachfolgt. Das reine Christentum, wie Jesus es seine Nachfolger lehrte, bedeutet selbstloses Beweisen christlicher Eigenschaften. Es besteht nicht nur im furchtlosen Verkünden des Wortes Gottes, sondern auch im Beweisen der Kraft Gottes, die Kranken zu heilen, die Toten aufzuwecken, Teufel auszutreiben und den Sünder umzuwandeln.
Eine Betrachtung des Lebens Jesu, des Meisterchristen, zeigt, daß er nicht nur andere errettete, sondern sie auch lehrte, wie sie sich selber erretten können. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben”, sagte er. Denken, wie Christus Jesus dachte; Gott, das göttliche Gemüt, widerspiegeln; die Wahrheit zum Bösen aller Art sprechen, wie er es tat — den Christus leben, wie er ihn lebte — ist der einzige Weg zum Himmel, zur Harmonie. Die Sanftmut des Nazareners ließ seine große Liebe zur Menschheit, ein solch verständnisvolles Erbarmen erkennen, daß es die Spreu vom Weizen trennte. Er „gebot dem Fieber” und heilte die daran Leidende. Mit tiefem und herrlichem erbarmungsvollem Verständnis sagte er in einem andern Falle: „So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr”. So vollständig war des Meisters Verständnis, daß er dem Petrus auf die Frage, wie oft er vergeben sollte, antwortete: „Siebzigmal siebenmal”.
Jesus richtete nicht nach dem äußeren Schein; er richtete ein „rechtes Gericht”. Er ließ sich nie durch den persönlichen Sinn beeinflussen, noch äußerte er persönliche Ansichten. Er ließ sich nie verleiten, die Lügen des materiellen Sinnes zu glauben. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 476, 477): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm dort erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken”.
Jesus heilte die Menschheit durch beharrliches Beweisen der göttlichen Liebe. Was er seine Jünger lehrte, bewies er durch seine Werke, womit er ihnen den wahren Ursprung und den wahren Wert seiner Lehre zeigte. Diejenigen, die die Lehren Christi Jesu befolgten, wurden bald „Christen” genannt. Diejenigen, die ihm wahrhaft nachfolgten, liebten selbstlos, wie er liebte. Sie bewiesen ihre Liebe durch gute Werke; sie hatten Ergebnisse. Indem sie sich in standhafter Hoffnung und unerschütterlichem Verständnis unbeirrt auf den unendlichen Gott verließen, bewiesen sie die Wahrheiten, die ihr Meister sie gelehrt hatte. Sie bekundeten geistige Eigenschaften wie Friedfertigkeit, Sanftmut, Weisheit, geistige Stärke, sittlichen Mut, ehrliche Absicht, Gerechtigkeit, Freude, Geduld, Erbarmen, Versöhnlichkeit. Sie liebten genug, ihre Liebe trotz der ihnen zugefügten Grausamkeit, trotz der Aufdringlichkeit des materiellen oder persönlichen Sinnes zu leben. So wurde Liebe das Hauptkennzeichen des Urchristen.
Mrs. Eddy nannte ihre Entdeckung „Christliche Wissenschaft”. Manche haben geglaubt, daß das Wort „Wissenschaft” nicht im Zusammenhang mit dem Wort „christlich” gebraucht werden sollte. Aber Mrs. Eddy bewies, daß ihre Religion die Wissenschaft ist, die allen von Christus Jesus vollbrachten Heilungen zugrunde liegt. Sie entdeckte die Wissenschaft des Christusheilens, das christlich-wissenschaftliche Verfahren, die Kranken und die Sünder zu heilen. Diese Wissenschaft ist christlich, weil sie das tätige Widerspiegeln der göttlichen Liebe fordert. Sie ist wissenschaftlich, weil sie auf das Prinzip gegründet und somit beweisbar ist. Daher ist heute ein Christlicher Wissenschafter, wer sich ernstlich und wissenschaftlich vornimmt, die Liebe, das Prinzip des Seins, so zu beweisen, wie Christus Jesus es lehrte und anwandte.
Ist es zu verwundern, daß Jesus sagte: „Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote”? Er wußte, daß der Wert seines Lebenswerks für die Menschheit davon abhing, wie gut und wie gewissenhaft seine Nachfolger seine Gebote hielten oder lebten. Es war ihre Mission, die Fackel der Wahrheit brennend zu erhalten. Es ist die Mission des Christlichen Wissenschafters, desgleichen zu tun. Christus Jesus wußte, wie wichtig es ist, über die von ihm gelehrten Wahrheiten nachzudenken, sie uns zu eigen zu machen; und er wußte auch, daß diese Wahrheiten, um wirksam zu sein, gelebt und geliebt werden müssen. Sich in träumerischer Zerstreutheit von der Welt absondern, heißt die praktische Bedeutung der Christlichen Wissenschaft außer acht lassen. Unsere Treue wird dadurch bestimmt, inwieweit wir die Gebote halten oder leben, inwieweit wir die heilende Kraft des Christus, der Wahrheit, in der menschlichen Erfahrung verwirklichen.
Dem Verlangen, die Gebote zu halten, muß der Wille, sie zu leben, folgen. Indem wir sie leben, sind wir wahre Nachfolger des Christus. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy treffend (S. 241): „Der Irrtum der Zeiten ist Predigt ohne Praxis. Die Substanz aller Frömmigkeit ist die Widerspiegelung und Demonstration der göttlichen Liebe, welche Krankheit heilt und Sünde zerstört”. Der Christliche Wissenschafter hat sich in den Dienst der Umkehrung „des Irrtums der Zeiten” gestellt, und er kann dies nur tun, wenn er Gott und Seinen Christus über alles liebt und seine Liebe beweist durch Halten der Gebote: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. ... Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst”.