Der Fortschritt jedes Wissenschafters im Beweisen der Christlichen Wissenschaft ist in großem Maße durch sein fortschreitendes Verständnis Gottes als der Liebe und des Menschen als des Ausdrucks der Liebe, die göttlich ist, gekennzeich net. Sowohl der Neuling in der Christlichen Wissenschaft als auch der erfahrene Arbeiter findet, daß ernstes tägliches Ergründen und Anwenden der Lehren Mary Baker Eddys beständig neue Begriffe der Liebe entfalten, die vorwärts und aufwärts zu besserer Gesundheit, besseren Sitten und besserem Vollbringen führen.
Der aufrichtige Sucher nach einer beweisbaren Kenntnis der Christlichen Wissenschaft bemerkt bald die verderblichen Wirkungen haßerfüllter Gedanken und unfreundlicher Handlungen. Dann kann eine Zeit kommen, wo der menschliche Sinn des Hasses einem menschlichen Sinn der Liebe mit ihrem Gefolge von Eigenwillen, Selbstrechtfertigung, Selbstgerechtigkeit und Selbstbedauern Raum gibt. Die schädlichen Wirkungen der Eigenliebe oder selbstischer Liebe mögen nicht so leicht erkennbar sein wie die Wirkungen des Hasses. Aber diejenigen, die wegen verzögerter Heilung körperlicher, sittlicher, finanzieller oder anderer Schwierigkeiten beunruhigt scheinen, mögen es besonders hilfreich finden, über die Erklärung auf Seite 242 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mrs. Eddy nachzudenken: „Eigenliebe ist undurchsichtiger als ein fester Körper. Laßt uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, daß wir mit dem universalen Lösemittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums — Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe — auflösen, welches gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz der Sünde und des Todes ist”.
Es ist beachtenswert, daß Mrs. Eddy von „dem universalen Lösemittel der Liebe” spricht. Das Nachdenken über die Stellen in den Konkordanzen zu ihren Schriften, in denen das Wort „universal” im Zusammenhang mit „Gott” und „Liebe” gebraucht ist, ist erleuchtend. Es führt zu zwei klaren und beweisbar praktischen Schlüssen. Erstens, daß der eine und einzige Gott, der die Liebe ist, allumfassend, immer gegenwärtig und für jedermann stets zugänglich ist. Zweitens, daß der wirkliche Mensch tatsächlich allumfassend liebt, da er das getreue Bild und Gleichnis Gottes, der allumfassenden Liebe ist. Daher können wir nur in dem Maße, wie unser Denken die göttliche und allumfassende Liebe ausdrückt, zu beweisen hoffen, daß Gott Krankheit, Sünde und alles Unharmonische heilt. Wie weise Mrs. Eddy geschrieben hat: „Die allumfassende Liebe ist der göttliche Weg in der Christlichen Wissenschaft” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 266)!
Unsere Führerin sagt uns, daß sie täglich für das Wohl der ganzen Menschheit betete (vgl. The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 220 und 286). Sie traf Vorkehrungen, um gewiß zu machen, daß ihre Nachfolger selbstlos beten, indem sie forderte, daß die Gebete in unseren Kirchen „insgesamt und ausschließlich” (Kirchenhandbuch, Art. VIII, Abschn. 5) für die Gemeinden sein sollen.
Das Gebet des Herrn, das in jedem Sonntagsgottesdienst und in jeder Mittwochabendversammlung in allen christlich-wissenschaftlichen Kirchen in der ganzen Welt und auch in jedem Sonntagsschulunterricht eingeschlossen ist, ist ein hervorragendes Beispiel selbstlosen Gebets. Durch das ganze Gebet des Herrn hindurch bitten wir „unsern Vater” in „unserem” Interesse. „Die wissenschaftliche Erklärung des Seins” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468), die auch regelmäßig in unseren Sonntagsgottesdiensten und im Sonntagsschulunterricht sowie bei der metaphysischen Arbeit wachsamer Christlicher Wissenschafter gebraucht wird, ist klar im Interesse nicht nur des einzelnen, der im Augenblick diese Erklärung hersagt, sondern auch der ganzen Menschheit.
„Eine Richtschnur für Beweggründe und Handlungen” (Handbuch, Art. VIII, Abschn. 1), die uns dringend ermahnt, täglich wachsam zu sein und um Befreiung vom Bösen und vom irrigen Beeinflussen anderer zu beten, ist fraglos eine Vorkehrung im Interesse aller Menschen. Und das „tägliche Gebet”, das uns Mrs. Eddy gegeben hat (Handbuch, Art. VIII, Abschn. 4) erinnert jedes Mitglied Der Mutterkirche täglich daran, für das Wohl der ganzen Menschheit zu beten. Sicher weist keine Religion bestimmter oder vollständiger die Eigenschaften einer Religion der allumfassenden Liebe auf als die Christliche Wissenschaft. Durch Anwendung ihrer Lehren lernen wir, den Rat in den oft angeführten Worten des Apostels Paulus: „Seid niemand nichts schuldig, als daß ihr euch untereinander liebet; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt”, völliger befolgen und ernten reicheren Lohn dafür.
Bei unseren Bestrebungen, die allumfassende Liebe auszudrücken, können wir gut mit den immer sich bietenden Gelegenheiten beginnen, mehr echte Liebe für unsere Angehörigen, für die Mitglieder unserer Kirche und unserer Gemeinde zu bekunden. Wir wissen, daß der Apostel Johannes sagte: „Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?” Wenn wir zuweilen versucht sind zu denken, daß manche, mit denen wir in Berührung kommen, liebevolle Rücksicht nicht so verdienen wie andere, brauchen wir nur daran zu denken, daß die strahlende Sonne geradeso auf das Unkraut wie auf die Blumen scheint, und daß auch der erfrischende Regen auf beide fällt. Um die Liebe auszudrücken, die allumfassend und unparteiisch ist, müssen unser wahres Zeugen und unsere liebevollen Gedanken unterschiedslos alle umschließen.
Durch die Erkenntnis, daß sich alles rechte Denken über den vollkommenen Menschen der Schöpfung Gottes unbedingt auf alle Kinder Gottes beziehen muß, nehmen wir an den Segnungen teil, die für alle da sind — jeder wird durch alles rechte Denken über den vollkommenen Menschen, das je gedacht wurde und das jetzt gedacht wird, gesegnet. Daß diejenigen, die allumfassend lieben lernen, wie Gott liebt, mit einer Liebe, die frei ist von eigennützigem Denken an persönlichen Gewinn, stets reich dafür gesegnet werden, geht ans Mrs. Eddys Erklärung hervor (Wissenschaft und Gesundheit, S. 192): „Alles, was den menschlichen Gedanken auf gleicher Linie mit selbstloser Liebe erhält, empfängt unmittelbar die göttliche Kraft”.
Wenn wir Gott immer klarer als den allumfassend liebenden Vater und den Menschen in Seinem Bild und Gleichnis als den Ausdruck Seiner liebevollen Güte verstehen, werden wir in zunehmendem Maße die beiden großen Gebote halten: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte” und: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst”, an welchen beiden Geboten, wie Jesus sagte, „das ganze Gesetz und die Propheten hangen”.
