Die neue Gärtnerin befragte eine erfahrenere über die Pflege ihres Stückchen Landes. Brauchte sie es nur von Unkraut frei zu halten und zu begießen, nachdem nun die jungen Pflanzen gesetzt waren? fragte sie. „Ja, begieße es”, erwiderte die erfahrenere. Und sie fügte hinzu: „Das Allerwichtigste ist, den Boden aufzulockern! Täglich die Erde locker machen, daß das Wasser tief hinunter zu den Wurzeln gelangen kann. Außerdem macht tägliches Auflockern des Bodens es dem Unkraut unmöglich, Wurzel zu fassen”.
Dieser Rat veranlaßte die neue Gärtnerin, eine Christliche Wissenschafterin, zu tiefem Nachdenken. Unser Bewußtsein ist oft mit einem mentalen Garten verglichen worden, worin wir wachsam sein müssen, damit Irrtumsunkraut nicht Wurzel faßt und das in der Christlichen Wissenschaft gewonnene zarte, neue Verständnis des Christus, der Wahrheit, erstickt. Aber hier war ein Verhütungsverfahren, das bei gewissenhafter Anwendung das Unkraut nicht so groß werden läßt, daß es mit der Wurzel ausgerissen werden muß.
Was im gewöhnlichen Denken bedarf dieses Auflockerns? Paulus schrieb dem Timotheus: „Erwecke die Gabe Gottes, die in dir ist”. Unsere weise Führerin Mrs. Eddy schreibt von der Christuswissenschaft in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 162): „Die Wirkung dieser Wissenschaft besteht darin, daß sie das menschliche Gemüt so aufrührt, daß es seine Grundlage verändert, von welcher aus es nun der Harmonie des göttlichen Gemüts Raum geben kann”.
Eine Veränderung der Grundlage! Ist der Grund für die Unterlassungs- und Begehungssünden nicht in dem grundlegenden Irrtum des Beharrens auf der falschen Grundlage des Lebens oder der Wahrheit in der Materie, der materiellen Ordnung oder des falschen Naturgesetzes zu suchen? Die Christliche Wissenschaft hat in ihrer Enthüllung der Wahrheit des geistigen Seins diesen Glauben vollständig umgekehrt durch die Feststellung und den Beweis der Tatsache, daß alle Wirklichkeit, alles wahre Sein aus dem einen unendlichen Gemüt hervorgeht und als die intelligente Kundwerdung dieses Gemüts, Gottes, besteht. Diese Veränderung der Grundlage, durch ehrliches und demütiges Denken erreicht, bringt eine Neuordnung der Werte zustande, indem sie den Begriff von dem Leben als Gott vergeistigt und zu Heilung führt. Einer, dessen Denken durch diese Veränderung der Grundlage so tief aufgerührt worden ist, daß das lebenspendende Wasser der Christlichen Wissenschaft bis zu den Wurzeln seines Bewußtseins durchdringen kann, findet jene sichere Stärkung, durch die er nicht nur im Sonnenschein der Wahrheit sich sonnen, sondern auch den Winden und Stürmen der Versuchung und der Anfechtung standhaft widerstehen kann.
Dieses wissenschaftliche Auflockern erfordert Fleiß und Ausdauer. Gerade wie Trägheit den gleichgültigen Gärtner zu veranlassen sucht, seinen Garten eine Zeitlang zu vernachlässigen, so suchen die anmaßenden Einflüsterungen Zeitmangel, das Verlangen nach materieller Bequemlichkeit, das Gefühl, daß im Augenblick keine besondere Notwendigkeit vorliege, den unachtsamen Wissenschafter einzulullen, daß er die tägliche Pflege seines mentalen Bodens vernachlässigt.
„Das Heilen von Sünde wie von Krankheit wird dadurch erschwert, daß das menschliche Gemüt der der Selbsterziehung abgeneigte Sünder ist und glaubt, daß der Körper unabhängig vom sterblichen Gemüt krank sein könne, und daß das göttliche Gemüt keine Rechtsgewalt über den Körper habe” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 218). Mit diesen Worten hat unsere liebe Führerin dem Wissenschafter gütig aber bestimmt einen Charakterfehler enthüllt, den er aufdecken und heilen muß. Können wir alle uns nicht an Zeiten erinnern, wo wir „der Selbsterziehung abgeneigt” schienen; wo die Neigung, in Treulosigkeit hineinzutreiben, unsere Gesundheit oder unser Glück fast zerstörte? Die tägliche Arbeit, in unserem eigenen Denken oder im Denken anderer, die uns um Hilfe bitten, einem Anspruch des falschen materiellen Sinnes, der eine von Gott getrennte Wirklichkeit, eine Gott unähnliche Macht oder Gegenwart zu verfechten sucht, entgegenzutreten und ihn zu meistern, ist keine schwierige Aufgabe. Wir lernen durch Erfahrung, daß es eine unvergleichliche Freude ist, eine falsche Annahme geistig zu überwinden. Laßt uns also als treue Arbeiter im Felde christlichen Bemühens wachsam und tatkräftig ausführen, was wir als unsere gerechte Aufgabe erkennen!
Es ist reichlich Arbeit für uns alle vorhanden. Rings um uns her scheinen von dem Unkraut Krankheit, Sünde und Tod vollständig überwucherte mentale Gärten zu liegen. Laßt uns durch wissenschaftliche Selbsterziehung „das menschliche Gemüt” liebevoll und gewissenhaft „so aufrühren, daß es seine Grundlage verändert”, damit wir sicher und endgültig die Freude erleben können, zu sehen, daß unser Bewußtsein „der Harmonie des göttlichen Gemüts Raum gibt”! Das Wasser der Wahrheit fließt so reichlich, daß immer genug vorhanden ist für unsere Gärten und die Gärten unserer Nachbarn in der ganzen Welt. Unser lebenerhaltendes Lehrbuch und seine unumgängliche Gefährtin, die Heilige Schrift, können in öffentlichen Bibliotheken und in den christlich-wissenschaftlichen Lesezimmern kostenlos entlehnt werden. Ein beständiger Strom heilender Botschaften kommt von der Christlich-Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft und hilft den Boden des menschlichen Bewußtseins bereichern. Niemand braucht es an Erfrischung aus diesen Brunnen des Verständnisses zu mangeln.
Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 272): „In den Boden von, einem feinen, guten Herzen‘ muß der Same gesät werden, sonst bringt er nicht viel Frucht; denn das säuische Element in der menschlichen Natur entwurzelt ihn”. Aber die wahre geistige Art, die sich alle durch tägliche Betrachtung und Anwendung der in der Christlichen Wissenschaft enthüllten Wahrheit des Seins aneignen können, ist der gute Boden, in dem der gute Same Frucht trägt. Dann werden wir uns in dem frohen Sonnenschein des geistig Guten der Blumenpracht des Friedens, der Gerechtigkeit, der Zufriedenheit und der Harmonie erfreuen.