Wer den bevorstehenden Verlust seines Augenlichts befürchtet, würde gut daran tun, über die Bedeutung des Lichts im Zusammenhang mit Sehen nachzudenken. Eine Erklärung materiellen Lichts ist: „die Leuchtkraft, die durch ihre Wirkung auf die Sehorgane diese befähigt, ihre Funktionen des Gesichts zu verrichten”.
In seiner bildlichen Bedeutung ist Licht mentale oder geistige Erleuchtung oder Aufklärung. Die Bibel enthält viele inspirierende Stellen über geistiges Licht. Gott gab den Befehl: „Es werde Licht!” Ferner lesen wir: „Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis”. Es wird uns auch gesagt: „Ihr seid allzumal Kinder des Lichts und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis”. So können wir, wenn wir die Bedeutung des Lichts als geistige Erleuchtung zu verstehen trachten, auch verstehen, daß es in dem vollen Glanz der Herrlichkeit Gottes keine Trübung gibt. Da Gott immer gegenwärtig ist, wandelt der Mensch immerdar in dem Strahlenglanz Seiner Gegenwart.
Beeinträchtigung des Gesichts bedeutet eine Begrenzungsannahme. Die Unendlichkeit des geistigen Sehens ist in der von Mary Baker Eddy auf Seite 587 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” gegebenen Bestimmung des Begriffs Gott gezeigt; „Gott. Der große Ich Bin; der All-Wissende, All-Sehende, All-Wirkende, All-Weise, All-Liebende und Ewige; Prinzip; Gemüt; Seele; Geist; Leben; Wahrheit; Liebe; alle Substanz; Intelligenz”.
Der falsche Sinn eines von Gott getrennten Selbst ist es, der Begrenzung verursacht. Selbstsucht, Selbstüberhebung, Selbstbewußtsein, Selbstgerechtigkeit, Selbstbedauern und Selbstrechtfertigung sind einige der begrenzenden, nicht wünschenswerten Züge, die wir überwinden müssen. Selbst während wir aufrichtig die Unendlichkeit des geistigen Sehens erklären, können wir einen Sinn der Unzulänglichkeit hegen — Begrenzung der Versorgung, des Verständnisses, des Glücks, der Gelegenheit, der Stärke oder der Fähigkeit. Durch eifriges Überwinden dieser Begrenzungsannahme können wir die grenzenlosen Möglichkeiten des geistigen Seins wahrnehmen.
Das Gemüt ist Substanz. Diese ermutigende Erkenntnis befähigt uns, jede Möglichkeit der Entartung des Gemüts oder des Verlusts unserer geistigen Fähigkeiten zurückzuweisen. Der Glaube an die Beeinträchtigung des körperlichen Sehwerkzeugs ist ein Irrtum des materiellen Sinnes, der zerstört werden muß durch die Wahrheit, daß geistiges Sehen beständig von dem Gemüt ausgeht und unzerstörbar ist.
Licht leuchtet mühelos und ist harmonisch. Seit undenklichen Zeiten hat Licht die Menschen ermutigt, geführt und ihren Weg erleuchtet. Sie haben nie gefürchtet, daß das Sonnenlicht versagen könnte. Brauchen wir dann Mangel an geistigem Licht zu befürchten? Das Heilen in der Christlichen Wissenschaft, das auf der Tatsache beruht, daß das Gute allgegenwärtig ist, ist einfach. Es ist nicht ein verzweifelter Versuch, die Finsternis zu vertreiben; es ist das demütige und dankbare Anerkennen der Allheit Gottes, des Guten.
Jesus sagte einmal: „Ihr habt Augen, und sehet nicht”. Sehen wir unsere Mitmenschen immer in dem wahren Licht der Liebe? Bemühen wir uns, den wirklichen Menschen zu sehen, wie Gott ihn machte? Geistiges Verständnis ist ein Leuchtfeuer für diejenigen, die sich über die Finsternis des sterblichen Daseins mit seinem Leid, seinen Schmerzen und seinem Elend erheben lernen. Nur wenn wir standhaft im Lichte des Geistes wandeln, können wir andere in sein heilendes Leuchten führen. Ein Sinn der Finsternis findet in einem Herzen, das von Dankbarkeit für unsere köstliche und freudige Berufung als „Kinder des Lichts” überfließt, keinen Raum.
Für uns Christliche Wissenschafter ist Christus Jesus der Wegweiser. Sind wir aber wirklich bestrebt, in unserem Leben christliche Demut, christliches Erbarmen, christlichen Gehorsam und christliche Reinheit zu pflegen? Wegen der Verwirrung, die die Verwicklungen des heutigen Daseins hervorrufen, sollten wir uns bemühen, das vollendete Gleichgewicht zu erlangen, mit dem der Wegweiser sowohl törichter Gleichgültigkeit als auch bitteren Verfolgungen entgegentrat. Paulus nahm den Christus an, empfing die Taufe des Heiligen Geistes und wurde wieder sehend. Nur wenn auch wir treu dem Meister nachfolgen, können wir über seine köstliche Verheißung frohlocken: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben”.