Die Frage, mit der sich fast jeder am Schlusse seiner Schul- oder Hochschuljahre beschäftigt, ist: Was soll ich tun? Durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft erfahren wir, daß es in der göttlichen Wirklichkeit für jedes Kind Gottes einen Platz gibt, und daß jeder Platz individuell ist. So sehen wir, daß niemand unsern Platz einnehmen kann, und daß wir nicht den Platz eines andern ausfüllen können.
Vor allem sollten wir zwischen rechtmäßiger und unrechtmäßiger Tätigkeit unterscheiden lernen. Wenn wir in Übereinstimmung mit unserem höchsten Begriff vom Rechten leben, ergreifen und unterstützen wir nur solche Tätigkeiten und Unternehmen, die für uns und unsere Mitmenschen von wirklichem Nutzen sind. Was einen andern kränken, in Furcht versetzen oder erniedrigen könnte, wäre unrechtmäßig. Von rechten Beweggründen beseelt, würden wir einen andern nicht übervorteilen, irreführen, herabsetzen, beherrschen oder schädlich beeinflussen wollen, sondern würden nur so denken, sprechen und handeln, wie es Gott in unserem eigenen Leben verherrlicht und unsern Bruder segnet. Daher werden wir die sich uns bietenden Gelegenheiten zu Tätigkeiten, für die wir Gott nicht um Seinen Segen bitten könnten, sofort als nicht wünschenswert ausschalten.
Selbstprüfung befähigt uns, jedes Hemmnis in unserem Denken zu entdecken und mit der Wahrheit zu zerstören. Dieses Befreien unseres Denkens durch die Wahrheit eröffnet uns Möglichkeiten des Vollbringens, die wir vielleicht nicht in Betracht gezogen hatten, und macht uns in großem Maße mutiger und vertrauensvoller.
Es ist sehr wichtig, daß wir Selbsttäuschung vermeiden, und daß wir uns richtig als geistig, als Gottes Kinder einschätzen. Stolz, Eigenwillen, Selbsterhöhung, unwürdiges Streben oder anderseits ein falscher Sinn der Minderwertigkeit mögen versuchen, uns irrezuführen. Schwere Fehler werden oft von Leuten begangen, deren heißer Wunsch das Erlangen von Erfolg in einem glänzenden Berufe ist, während die Pflege ihrer Talente unter der Führung der göttlichen Liebe sie zu Freudigkeit und sich lohnender Ausführung in einer ganz wünschenswerten und nützlichen Beschäftigung führen würde.
Obgleich es oft hilfreich ist, auf gutgemeinten Rat zu hören, müssen wir auch stets wissen, daß Gott, das göttliche Gemüt, unser einziger unfehlbarer Führer ist. Wenn wir gegen uns und andere grundehrlich sind, wenn wir rückhaltlos das eine Gemüt um die Führung bitten, die uns not tut, indem wir uns vergegenwärtigen, daß jeder in seinem wahren Sein eine Idee des Gemüts ist, daß niemand unnötig oder überflüssig ist, und daß sich alle Kinder Gottes in vollkommener Harmonie miteinander bewegen, wird uns sicher gezeigt werden, wie wir unsere gottverliehenen Talente hier und jetzt am besten anwenden können.
Oft müssen wir uns auf Zwischenstufen betätigen. Vielleicht müssen wir eine Beschäftigung vorübergehender Art annehmen, während wir uns für höhere Aufgaben gründlich vorbereiten. Und wenn wir dem Prinzip gehorsam sind, unterstützt uns Gott in unserer vorübergehenden Tätigkeit, während wir auf Sein Gebot warten, den nächsten Schritt zu tun. Wir müssen das vor uns Liegende nach bestem Vermögen tun. Paulus sagte zu Timotheus: „Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit”.
Unsere verehrte Führerin Mary Baker Eddy gab uns ein erhebendes Vorbild. Sie gebrauchte ihre Talente im Dienste Gottes. In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 (S. 15) schreibt sie: „Ehe ich mein großes Lebenswerk begann, war mein Einkommen aus literarischen Quellen reichlich, bis ich, weil ich mir nicht mehr befehlen ließ, was ich schreiben sollte, um Christi willen arm wurde”. Und auf Seite 17 lesen wir: „Das Glück besteht darin, daß man gut ist und Gutes tut. Nur was Gott gibt, und was wir durch Seine Verleihung uns und anderen geben, bringt Glück: bewußter Wert befriedigt das hungrige Herz, und nichts anderes kann es befriedigen”.
Ihre Errungenschaften setzten die Welt in Erstaunen. Angesichts der Kritik, des Neids, des Hasses und heftigen Widerstandes gegen die Wahrheit, die sie der Menschheit gab, drang sie stetig vorwärts und führte jedes Unternehmen siegreich zu Ende. Dies wird auch uns gelingen, wenn wir Gott und unserem wirklichen Selbst treu bleiben.