Weisen die großen Erklärungen im 91. Psalm auf etwas hin, worauf man sich in der Stunde der Not unbedingt verlassen kann? „Daß du nicht erschrecken müssest vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen”, erklärt der Psalmist. Und er fährt fort: „Denn der Herr ist deine Zuversicht; der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen”. Gibt es etwas, was rechtmäßig eine wissenschaftliche Grundlage dieser Versicherungen und ein wissenschaftliches Vorgehen, sie zu beweisen, genannt werden kann?
Viele Christliche Wissenschafter wissen aus Erfahrung, daß die Antwort auf diese Fragen ein uneingeschränktes „Ja” ist. Wenn Gefahr zu drohen oder Verlust bevorzustehen schien, haben sie die Beweise der in diesen Erklärungen enthaltenen Wahrheiten gesehen. Sie haben gesehen, daß die nötige Hilfe erschien; und sie haben gerade an der Art des Erscheinens gesehen, daß ähnliche Hilfe allen unter allen Umständen zu Gebote steht.
Wie soll dann einer, dem Gefahr zu drohen scheint, die ersehnte Sicherheit erlangen? Nicht bloß durch materielle Maßnahmen, obgleich deren notwendige Entwicklung dem menschlichen Sinn gewiß kommen wird, wenn er in der Christlichen Wissenschaft recht vorgeht. Die notwendige Sicherheit ist überdies nicht an einem fernen Ort oder in der Zukunft oder in Zahlen zu suchen, wie man anzunehmen pflegt. Sie ist jetzt im Verständnis Gottes und unseres wahren Selbst, wie es in der Christlichen Wissenschaft enthüllt ist, zu finden.
„Das Reich Gottes ist inwendig in euch”, sagte Christus Jesus. Hieraus folgt: sich selber wahrhaft erkennen, heißt das Reich Gottes finden, das vollkommene Sicherheit in sich schließt.
In Übereinstimmung mit dieser Erklärung des Meisters zeigt die Christliche Wissenschaft, daß der Mensch in seiner wirklichen geistigen Art Gottes Gleichnis ist: er drückt den unendlichen Geist, das Leben, die Wahrheit, die Liebe aus. Er ist in keiner Weise von Gott, dem Guten, getrennt oder etwas ausgesetzt, was Gott unähnlich ist. Er besteht zusammen mit Gott als der Augenschein der Einheit und Allheit Gottes. „In ihm leben, weben und sind wir”, sagte Paulus.
Der Christliche Wissenschafter sieht daher, daß er sich abwenden muß von jedem Sinn des Lebens in einem materiellen Körper, der verletzt werden kann, oder in einer materiellen Umgebung, die gefährlich sein kann, ja, von jedem Begriff, der Gott unähnlich ist. Und dieses wissenschaftliche Sichabwenden, dieses Zurückweisen und Vernichten eines falschen Sinnes des Seins zugunsten des wahren ist sein Beweis der Sicherheit. Er merkt, daß nur Unwahrheit unsicher sein kann, und er lehnt es ab, sich mit ihr wesenseins zu erklären. So wird er inspiriert, jeden Gedanken mit dem göttlichen Maßstab zu vergleichen.
Scheint die Einflüsterung z.B. zu sein, er sei schwerfällig, er sehe nicht sofort, was zu tun wahrhaft weise ist, oder er tue es nur langsam, so erkennt er, daß dies kein Kennzeichen Gottes, des vollkommenen Gemüts und Lebens ist, und daß es daher nicht die geistige Wahrheit von ihm ist. Er verwirft den falschen Begriff durch das Verständnis, daß er der unmittelbare Ausdruck des Geistes ist; und der Augenschein wird für den menschlichen Sinn entsprechend besser. Ebenso verhält es sich mit Furcht, Haß, Krankheit und jedem andern Irrtum. Sofort und, wenn es sein muß, beharrlich sieht er ihn als von ihm getrennt und anerkennt, daß er den entgegengesetzten wahren Begriff erfahren und ausdrücken kann. Sanftmütig, aufrichtig und liebevoll behauptet er die Tatsache seiner Einheit mit Gott.
Durch diese praktische Arbeit machen wir den Höchsten zu unserer Zuflucht oder, besser gesagt, beweisen wir, daß Er unsere Zuflucht ist. In dem Maße, wie wir diese Arbeit gewissenhaft tun, verschwindet der falsche Sinn, daß wir gefährdet sein können, und wir erleben Sicherheit.
Den Beweis der Sicherheit des Menschen als der Idee Gottes muß jeder selber erbringen. Niemand braucht auf jemand anders zu warten, um ihn zu vollbringen. Durch individuelle Erkenntnis der Wahrheit kommt die notwendige Vergegenwärtigung und der Beweis der Wahrheit. Aber diese individuelle Erkenntnis kann viele — die Familie, die Kirche, das Volk und sogar die ganze Menschheit — segnen und segnet sie oft.
Es ist auch zu beachten, daß Sicherheit, wie sie in der Christlichen Wissenschaft verstanden und bewiesen wird, kein bloßer neutraler Zustand des Freiseins von Gefahr ist. Sie ist ein bestimmter Zustand der Kraft und der Freude und bedeutet, wenn bewiesen, Sieg im weitesten und vollsten Sinne — Sieg über alles, was Gott, dem Guten, unähnlich ist.
Im Prediger Salomo lesen wir, daß „ein armer, weiser Mann” eine gewisse Stadt „durch seine Weisheit” errettete. Er errettete viele andere und vermutlich auch sich. Und Elisa, zu Dothan von dem feindlichen syrischen Heer umgeben, errettete sich, seinen Diener und wahrscheinlich viele seines Volks durch sein Verständnis der Gegenwart und Kraft Gottes. Er errettete sogar die Syrer von den drohenden Folgen ihrer eigenen Torheit, so daß sie in ihre Heimat zurückkehren konnten und „nicht mehr ins Land Israel kamen”.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mary Baker Eddy (S. 571): „Erkenne dich selbst, und Gott wird dir Weisheit und Gelegenheit zu einem Sieg über das Böse geben”. Auf Seite 210 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” schreibt sie: „Gute Gedanken sind ein undurchdringlicher Panzer; damit angetan, seid ihr vor den Irrtumsangriffen jeder Art vollständig geschützt. Und nicht nur ihr seid sicher, sondern auch alle, auf denen eure Gedanken ruhen, werden dadurch gesegnet”.