Christus Jesus stellte eine Norm für die Menschen auf. Während seiner ganzen Erfahrung auf Erden als des Menschen Sohn wurde diese Norm nie herabgesetzt. „Und ich”, sagte er mit göttlichem Vertrauen auf seine große Mission und sein Beispiel, „wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen”.
Während der Zeit seines Messiasamts zog er die Menschen in der Tat zu sich. Einmal war die so angezogene Volksmenge so groß, daß er nur dadurch zu erreichen war, daß das Dach abgedeckt und der Kranke, der gekommen war, um geheilt zu werden, hinabgelassen wurde. Nahrung und Obdach vergessend, folgten ihm manchmal Tausende in die Wüste in dem Verlangen, ihn zu hören. Manchmal stiegen sie auf einen Berg und brachten ihre Kranken mit sich, daß er sie heilen sollte.
Und dies hörte selbst dann nicht auf, als er ihrem menschlichen Blick entzogen war. Durch die Jahrhunderte hindurch zog das, was er erhöht hatte — die Inspiration, die Zärtlichkeit, die Hoheit, die alles befriedigende Vollständigkeit der Christusbotschaft — die Menschen auch weiter in Verwunderung und Dankbarkeit an. Um dieser Botschaft willen waren sie bereit, unsagbare Verfolgung und Qual zu erdulden, sogar ihr Dasein und das Dasein derer, die sie am meisten liebten, zu opfern. Sie wußten, daß in den Wahrheiten, die er lehrte, in dem Weg, den er eingeschlagen hatte, die sichere Verheißung des ewigen Lebens enthalten war.
Jesu Zweck war nicht nur, die Menschen emporzuheben, sondern auch in ihnen das zu wecken, was sie befähigen würde, diese große Gabe anderen mitzuteilen. Hätte die Welt die volle Bedeutung dessen, was ihr gebracht worden war, angenommen und verstanden, so wären alle falschen und flüchtigen Normen weggefegt worden. Die Menschen würden in ihrem Denken und Handeln nur die vollkommene Norm, für die Jesus unbeirrt zeugte, aufrechterhalten haben; denn er forderte dies von seinen Nachfolgern. Weil der Vater vollkommen war, mußten auch sie Vollkommenheit ausdrücken.
Auf Seite 470 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” hat Mary Baker Eddy mit eindrucksvoller Absicht erklärt: „Die Norm der Vollkommenheit war ursprünglich Gott und der Mensch. Hat Gott Seine eigene Norm herabgesetzt, und ist der Mensch gefallen?”
Der in der Theologie der Schulen Unterwiesene war geneigt, die Gottheit in Ehrfurcht und Verehrung anzuerkennen, während er ohne Frage eine unermeßlich niederere Norm der Erwartung und der Vollendung im eigenen Leben annahm. So ist die Trennbarkeit Gottes und des Menschen nicht nur als natürlich, sondern sogar als unvermeidlich angenommen worden.
Viele Jahrhunderte vor dem Kommen Christi Jesu hatte Jesaja dem Volk Gottes versichert: „Wenn der Feind wie eine Flut hereinbrechen wird, wird der Geist des Herrn eine Norm gegen ihn aufrichten” (engl. Bibel). Was war diese Norm, die die Flut des Feindes zurückwenden sollte, nicht durch materielle Mittel, nicht durch ein großes Aufgebot von Gegengewalt, sondern durch „den Geist des Herrn”? Was sie auch gewesen sein mochte — und wenn die Menschen überhaupt daran dachten, brachten sie sie mit einem weit entfernten göttlichen Vermittler in Zusammenhang — Jesus kannte ihr Geheimnis. Durch Zerstörung des Bösen in jeder Gestalt, durch jede mächtige, das Böse verbannende Verkündigung suchte er die Menschen aus der Finsternis der Furcht und des Leidens heraus in das Licht der Wahrheit zu ziehen; Normen der Gesundheit und der Sündlosigkeit aufzurichten, wo Krankheit und Böses herrschten. Weil er wußte, daß die Wahrheit ihnen so gut wie ihm zugänglich war, und daß sie allmächtig und allgegenwärtig war, konnte er in einer Weise sprechen, die kein Probieren oder Versuchen war.
Mrs. Eddy hat mit gleicher Ermächtigung gesprochen. Auf Seite 93 in „Rückblick und Einblick” schreibt sie: „In der Jetztzeit gründet sich der menschliche Begriff vom Christus auf das unkörperliche göttliche Prinzip des Menschen, und die Wissenschaft hat diese Idee erhöht und ihre Regeln in Übereinstimmung mit deren Prinzip festgelegt”. Hier stellt sie fest, daß durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft der göttliche Tröster der Menschheit gebracht worden ist, wie Jesus verhieß, daß es geschehen würde. Das „Ich” des Geistes, das er erhöhte, nicht bloß zur Anbetung, sondern zur Nacheiferung und zur Annahme, ist enthüllt worden, so daß alle Menschen es verstehen und anwenden können.
Christliche Leute erschrecken oft und sind beunruhigt über die Übel Haß und Leiden, die sie in der Welt sehen. Aber nicht durch Entsetzen, Verzweiflung, nutzloses Klagen, sondern durch den Mut und die Entschlossenheit, das Erbarmen und die Selbstlosigkeit des einzelnen Charakters wird das erhöht werden, was allein Erlösung bringen und Frieden aufrichten kann. Wenn sich die Menschen mit diesem erhöhten, grenzenlosen, ewig über des Vaters Willen unterrichteten Christusideal wesenseins erklären werden, werden sie wissen, daß sie zu allen Zeiten die vollkommene Norm besitzen, gegen die keine feindlichen Anstrengungen, so listig oder unbarmherzig sie auch sein mögen, Erfolg haben können.
Auf Seite 290 in Wissenschaft und Gesundheit hat unsere Führerin dies bestätigt mit den Worten: „Vollkommenheit wird nur durch Vollkommenheit erlangt”. Durch die Erkenntnis, daß der Mensch der Sohn Gottes ist, der nicht gefallen, sondern eins mit dem Vater und vollkommen ist, weil Gott nur Vollkommenheit schuf, wird diese wahre Art enthüllt.
Wenn diese Norm erhöht wird, müssen alle feindlichen Fluten dem weichen, was nicht nur die Macht des Geistes, sondern auch die Macht der Liebe mit sich bringt. Um den Menschen zu zeigen, wie dies geschehen muß, heiligte Jesus seine ganze menschliche Laufbahn; und von Mrs. Eddy wissen wir, daß sie von der Zeit ihrer Entdeckung der Christlichen Wissenschaft an kein anderes Ziel vor Augen hatte.
Zu denen, die durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft vom Menschen denken gelernt haben, daß er nicht von Gott getrennt, verworfen, gefallen, sondern eins mit dem göttlichen Prinzip ist und immer an Vollkommenheit zunimmt, weil ihm die Vollkommenheit geoffenbart worden ist, muß die zärtliche Versicherung kommen, die zu Jesus kam: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe”. So werden sie gehorsam und gewissenhaft in der Mission, die sie unternommen haben, standhaft, unablässig dem nachfolgen, der, als er erhöht war, wußte, daß dadurch auch andere erhöht wurden.