Unseren Zweigkirchen bieten sich zuweilen mancherlei Probleme dar. Ein Problem, das anscheinend schwer zu lösen ist, ist Versorgung; und dies ist zum Teil wohl darauf zurückzuführen, daß die Sterblichen Geld für Substanz halten. Wir sind geneigt, die kleinen Beiträge und Sammlungen als die Ursache des Mangels anzusehen; während in Wirklichkeit Versorgung geistig ist. Um diesen Sinn des Mangels zu berichtigen, müssen wir zuerst den Annahmeirrtum berichtigen, dem er zuzuschreiben ist. Ja, es mag viele Vorstellungen des Irrtums geben, die aufgedeckt, verneint und durch die Wahrheit ersetzt werden sollten.
Vor allen Dingen müssen wir sehen, daß Versorgung von jedem einzelnen zu verwirklichen ist, geradeso wie die wahre Kirche von jedem einzelnen wahrgenommen werden muß. Mrs. Eddy erklärt auf Seite 583 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” die wirkliche Kirche u.a. als „den Bau der Wahrheit und der Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht”. Sie erklärt auch: „Die Kirche ist die Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht höherhebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt”.
Die wahre Kirche kann im individuellen Bewußtsein nur in dem Maße aufgerichtet werden, wie man geistige Ideen, Gottes Ideen, annimmt und ausdrückt. So müssen die Irrtümer, die uns in unserer Kirche kund zu werden scheinen, verschwinden, wenn alle Mitglieder sie individuell überwinden.
Manche von uns mögen einen Sinn der Begrenzung haben, der zu berichtigen ist. Begrenzung ist nur ein Glaube an Endlichkeit, der Glaube, daß die Materie wirklich sei und beherrschen könne. Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buche „Anfangsgründe der göttlichen Wissenschaft” (S. 10, 11): „Nur Mangel an Verständnis der Allheit Gottes verleitet einen, an das Vorhandensein der Materie zu glauben oder zu glauben, daß die Materie dem Gesetz des Geistes zuwider selber ihre Zustände schaffen könne”. Laßt uns daher den Sinn der Begrenzung aufgeben, indem wir wissen, daß die Materie nicht „selber ihre Zustände schaffen” kann—daß die Materie, das sterbliche Gemüt, keinen Einfluß auf unsere Versorgung haben kann! Wir dürfen nicht planen, wie unsere Bedürfnisse zu befriedigen sind, sondern müssen standhaft an dem Verständnis festhalten, daß Gott, das unendliche Gemüt, die einzige Ursache, unser Gebet: „Unser täglich Brot gib uns heute” erhört.
Eine andere Art, wie uns der Irrtum überlistet, ist, uns glauben zu lassen, daß es natürlich sei, daß gewisse Irrtümer im Funktionieren unserer Kirche vorkommen. Dies ist die Folge davon, daß die Kirche von einem materiellen Gesichtspunkt aus betrachtet wird, anstatt an der wahren Idee der Kirche festzuhalten. Würde ein Christlicher Wissenschafter, wenn er mit einer leiblichen Schwierigkeit zu ringen hätte, diese als einen natürlichen Zustand hinnehmen und keine Anstrengung machen, sie zu überwinden? Gewiß nicht! Er würde den Irrtum sofort verneinen und beharrlich behaupten, daß Harmonie der natürliche Zustand des Menschen ist, und an dieser Wahrheit festhalten, bis Harmonie wieder kund wird.
Dasselbe Verfahren sollte angewandt werden, wenn sich Irrtümer in unserer Kirche zu bekunden scheinen. Sie sind augenblicklich zu verneinen, und die Wahrheit sollte bestimmt bejaht werden. Wir sollten standhaft an der Tatsache festhalten, daß die wirkliche Kirche, der „Bau der Wahrheit und der Liebe”, eine göttliche Idee ist, und daß das unwandelbare Prinzip sie in unaufhörlicher Harmonie regiert.
Vielleicht mag uns auch der Irrtum manchmal dabei ertappen, daß wir uns nicht vor Tadel, Groll oder Krittelei in acht nehmen. Wir mögen ein Gefühl des Grolls hegen, daß gewisse Personen in den Stellungen sind, die sie gegenwärtig in der Kirche einnehmen. Oder es kann sein, daß sich ein Gefühl des Grolls eingeschlichen hat, weil ein anderes Mitglied etwas getadelt hat, was wir getan oder unterlassen haben. Oder vielleicht kritisieren wir selber die Leser und ihr Lesen, die Musik, die Tätigkeit der Ordner und anderer Kirchenarbeiter. Diese Irrtümer können in der Verkleidung des Guten zu uns kommen, und wir mögen sie als „aufbauende Kritik” annehmen und weitergeben. Aber sind sie es? Wir sollten beständig auf unsere Gedanken achtgeben, und wenn wir in ihnen die geringste Spur von ungerechtem Tadel, Groll oder Krittelei finden, sollten wir diese sofort als Irrtumseinflüsterungen, als Ansichten des persönlichen Sinnes erkennen, die nur zu uns kommen, um verneint und durch Gedanken der Harmonie, der Liebe und der Geduld ersetzt zu werden. Sie ehren, indem wir zugeben, daß sie Wirklichkeit haben; sie an andere weitergeben; sie unbeachtet lassen, sie entschuldigen oder verzeihen, gibt ihnen die ganze Macht, die sie zu haben scheinen mögen.
Diese Formen des Irrtums können nicht nur berichtigt werden, sondern wir können ihnen auch in dem Maße vorbeugen, wie wir einen höheren und vollständigeren Sinn der Liebe gewinnen. Christus Jesus sagte, daß das ganze Gesetz und die Propheten in den zwei Geboten hängen: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte” und: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst”. Wenn wir diese Gebote gewissenhaft halten, wenn wir unser Denken vom göttlichen Prinzip, der Liebe, inspiriert sein lassen, finden wir, daß wir die gottgegebenen Eigenschaften Freundlichkeit, Aufrichtigkeit, Herzlichkeit ausdrücken. Wir werden demütiger, versöhnlicher und hilfreicher, und wir unterstützen alle unsere treuen Kirchenarbeiter mit wahren und liebevollen Gedanken. Wenn wir für die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft empfänglicher sein lernen, haben wir ein stärkeres Verlangen, die Kirche, „die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt”, zu unterstützen.
Das empfängliche Denken kann nicht durch einen Sinn der Gleichgültigkeit, der Unbekümmertheit oder der Teilnahmlosigkeit abgehalten werden, die Kirche zu unterstützen, sondern wird in Wachsamkeit, Tätigkeit, Freudigkeit und Wachstum im Dienen zum Ausdruck kommen. Wir sollten auch wachsam sein zu erkennen, daß wir unser Denken von Irrtum reinigen müssen, ehe wir einem Gottesdienst, einer Geschäftssitzung oder einer Ausschußsitzung beiwohnen, und daß unser Bewußtsein von der Erkenntnis erfüllt sein muß, daß Gott, die Liebe, allgegenwärtig und allerhaben ist.
Wenn wir das göttliche Gemüt unser Bewußtsein regieren lassen, werden wir unsere Kirchenprobleme lösen und den Sinn des Mangels zerstören. Dieses bestimmte Festhalten an der wahren Idee Kirche wird unbedingt unser Bewußtsein durchdringen und so unsere Kirche vor Mangeleinflüsterungen oder Irrtumsbekundungen in unseren Gottesdiensten schützen.
Mrs. Eddy schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 186): „Seid versichert, daß Er, in dem alles Leben, alle Gesundheit und alle Heiligkeit wohnt, alle eure Bedürfnisse nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit befriedigen wird”.