Es besteht wohl kein Zweifel darüber, daß die wichtige Rolle, die das Denken bei Krankheit spielt, von Ärzten und anderen, die sich nicht mit der Christlichen Wissenschaft befaßt haben, deren Anschauungen aber durch die Ausübung dieser Wissenschaft einigermaßen beeinflußt worden sind, immer mehr erkannt wird. Sie haben gesehen, daß gewisse mentale Zustände wie Zorn, Furcht u. dgl. Krankheit erregen, und daß sich die Gesundheit eines Patienten in dem Maße bessert, wie sich sein Denken bessert. Aber bei vielen Krankheiten war diese Erkenntnis von geringem praktischen Wert, weil es sich als schwierig erwies, das Denken eines Patienten durch menschliche Mittel zu verbessern.
Die Christliche Wissenschaft hat sich nicht nur deshalb so nützlich erwiesen, weil sie gezeigt hat, daß das Denken den maßgebenden Einfluß— ja, den einzigen Einfluß— auf Krankheit ausübt, sondern auch deshalb, weil sie das wissenschaftliche Verfahren enthüllt, wodurch das Denken verbessert werden kann, so daß der Patient gesund wird. Dieses Verfahren ist das Verstehen und Erkennen der Art Gottes, des vollkommenen und unendlichen Gemüts, der göttlichen Liebe. Es wird dem Christlichen Wissenschafter bald klar, daß dieses eine unendliche Gemüt nicht etwas ist, was von ihm getrennt ist. Es muß als das erkannt werden, was es ist, nämlich unser eigenes Gemüt so gut wie das Gemüt aller Menschen. In dem Verhältnis, wie wir es so verstehen, erfahren wir in natürlicher Weise, daß seine Inspiration, seine Zuversicht, seine Harmonie, seine Gesundheit und Freude uns gehören; und in diesem Verhältnis wird Krankheit als eine Unmöglichkeit erkannt, und sie verschwindet.
Diesen Vorgang zusammenfassend, schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 390): „Unsere Unkenntnis Gottes, des göttlichen Prinzips, bringt scheinbare Disharmonie hervor, und das richtige Verständnis von Ihm stellt die Harmonie wieder her”. Christus Jesus wies klar auf dasselbe Heilverfahren hin, als er sagte: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen”. Und unzählige Christliche Wissenschafter können bezeugen, daß sie von Krankheit und anderer Knechtschaft frei wurden, als ihnen die Wahrheit der Vollständigkeit, der Vollkommenheit und der Erhabenheit des Gemüts dämmerte.
Die Erleuchtung, die zum Heilen erforderlich ist, kann auf viele verschiedene Arten kommen, wenn man im Ergründen und Anwenden der Christlichen Wissenschaft fortschreitet. Ein Bibelspruch, ein Lied, eine Stelle aus den Schriften unserer Führerin oder kurzes andächtiges Nachdenken über die Allheit Gottes, des Guten, kann das unmittelbare Mittel der Zerstörung des falschen Anspruchs der Krankheit oder der Unfähigkeit sein. Folgende sorgfältig beglaubigte Erfahrung möge als Veranschaulichung dienen.
Ein Mann war infolge einer in seiner Kindheit erlittenen Verletzung fast ganz taub. Wenn man mit ihm redete, mußte man sein Ohr mit den Lippen berühren und schreien. Der Zustand war 25 Jahre lang im wesentlichen unverändert geblieben. Gegen Ende jener Zeit hatte ein namhafter Ohrenarzt den Zustand sorgfältig untersucht und gesagt, daß es nutzlos wäre, ihn zu behandeln, da das Trommelfell so vernarbt sei, daß die Möglichkeit eines besseren Gehörs ausgeschlossen sei, und daß zu erwarten sei, daß der Zustand allmählich schlimmer werde.
Durch die Erfahrungen einer Verwandten wurde der Mann ein Anhänger der Christlichen Wissenschaft, ohne anfänglich an eine Heilung seiner Taubheit zu denken, die er mit der Zeit als unvermeidlich hingenommen hatte. Aber nach einigem Forschen und nachdem er von anscheinend kleineren körperlichen Schwierigkeiten geheilt worden war, erkannte er, daß ein mißlicher Zustand für Gott nicht hartnäckiger oder wirklicher sein kann als ein anderer, und daß daher auch die Heilung von Taubheit möglich sein muß, wenn man genug weiß. Er setzte sein Forschen noch eifriger fort.
Einige Monate später, zu einer Zeit besonders erfreulichen Fortschritts in seinem Forschen, ging er eines Mittwochabends in die wöchentliche Zeugnisversammlung in einer christlich-wissenschaftlichen Kirche. Er hatte diese Versammlungen sehr gerne besucht, obgleich er nie etwas von dem gehört hatte, was in ihnen gesagt wurde. An jenem Abend verfolgte er wie gewöhnlich den Gottesdienst, so gut er konnte, und als das Gebet des Herrn gesprochen wurde, sagte er für sich die geistige Auslegung aus Wissenschaft und Gesundheit her (S. 16, 17). Bei der Zeile: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel” sagte er daher für sich im stillen: „Und Gott führt uns nicht in Versuchung, sondern erlöst uns von Sünde, Krankheit und Tod”. Als er diese Worte hersagte, sah er klarer als je zuvor, daß ein Wesen von der Größe und Güte Gottes ihn unmöglich versuchen konnte zu glauben, daß er hinsichtlich seines Gehörs von etwas abhängig sei, was vernarbt sein konnte wie das Trommelfell in seinen Ohren, sondern ihn auf ewig von jeder derartigen Versuchung befreien mußte. Er sah dies nicht bloß verstandesmäßig, sondern vergegenwärtigte es sich in einer den Christlichen Wissenschaftern vertrauten Weise. Und während er dies tat, hörte er einen Laut, als ob etwas in seinen Ohren gelöst worden wäre, und sofort hörte er. Er hörte alles, was in der Versammlung gesagt wurde; und als er nach Hause kam, konnte er seine Mutter verstehen, selbst wenn sie nicht besonders laut sprach. Freudig und noch halb ungläubig probierte sie, ob er das Ticken einer Uhr im Zimmer nebenan hören konnte, und er hörte es. In den mehr als 20 Jahren seit der Heilung ist sein Gehör normal geblieben.
Dies ist eine Veranschaulichung der Art und Weise, wie das Denken durch das Verständnis Gottes in der Christlichen Wissenschaft verbessert wird, und wie Heilung ganz von selber folgt. Unter allen Umständen wissen die Christlichen Wissenschafter, daß sie—und alle Menschen—durch redliches und standhaftes Bemühen, mehr von Gott zu verstehen und alles anzuwenden, was sie verstehen, das Licht und die Heilung, die ihnen not tun, haben können.