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„Wie ich euch geliebt habe”

Aus der September 1941-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Christi Jesu „neu Gebot ... daß ihr euch untereinander liebet”, ist wahrscheinlich eine der ersten Ermahnungen, auf die der Schüler der Christlichen Wissenschaft aufmerksam gemacht wird. Ja, er kann kaum hoffen, viel Fortschritt im Erfassen der Wahrheit zu machen, wenn er die Bedeutung dieses Gebots nicht einigermaßen wahrnimmt; denn der Apostel Johannes erklärte: „Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe”. Und Gotteserkenntnis ist die Grundlage der Christlichen Wissenschaft. Es kann sogar gesagt werden, daß ein genaues Verständnis der Unendlichkeit des Seins die ganze göttliche Wissenschaft ist; denn „außer ihm ist keiner mehr”.

Aber wir sollen wir vorgehen in dem Versuch, die offenbar unvollkommenen Sterblichen zu lieben, mit denen wir Tag für Tag Verkehren? Wie sollen wir ihre Fehler übersehen, wie ihnen ihre Schwächen verzeihen, die den unsrigen so ähnlich sind? Dies ist zweifellos eine mühsame Aufgabe. Glücklicherweise muß unsere Liebe nicht diesen Weg gehen, wenn sie sich mit der reinen Liebe dessen, der ein Meister dieser göttlichen Kunst war, soll vergleichen lassen.

In seinen letzten Stunden, in denen er seinen Jüngern Rat und liebevolle Ermahnung erteilte, nachdem er ihnen zuerst die Füße gewaschen hatte, um die Schönheit der Demut zu veranschaulichen, gab Jesus seinen Jüngern „ein neu Gebot ... wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander liebhabet”. Er sagte auch: „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde”. Natürlich wissen wir, daß er mit dieser Erklärung das Aufgeben eines materiellen Sinnes des Daseins meinte. Während der ganzen Zeit seines Wirkens hob er für sich und für andere das Denken durch Wort und Tat über den sterblichen Sinn des Lebens empor; und nun forderte er seine Jünger in seiner letzten dringenden Bitte auf, zu lieben, wie er geliebt hatte.

Die Anerkennung, daß das Leben der Geist ist, und das damit zusammenhängende Aufgeben eines materiellen Begriffs von Personen und Dingen durch höherstrebendes Denken war die Grundlage seiner sogenannten Wunder und kam in seiner ganzen heilenden Arbeit zum Ausdruck. Es darf aber nicht angenommen werden, daß er sich nur zum Zweck des Beweises über den Glauben an ein sterbliches, materielles Dasein erhob. Bielmehr waren seine heilenden Werke das natürliche Ergebnis seiner geistigen Überlegenheit. Er gab die Wirklichkeit der Materie nicht zu, um sie dann durch geistiges Denken zu verbessern. Der Meister bewies in reichem Maße, daß sein einziger Zweck war, Gott zu verherrlichen, für die große Tatsache der Allheit des Gemüts und des Zusammenbestehens Gottes und des Menschen als göttliches Prinzip und göttliche Idee zu zeugen. Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 26): „Es war seine Mission, die Wissenschaft des himmlischen Seins zu enthüllen, zu beweisen, was Gott ist, und was Er für den Menschen tut”. Und in „Miscellaneous Writings” (S. 162) schreibt sie: „Um seinen heiligen Zweck auszuführen, mußte er das menschliche Selbst vergessen”. Er konnte die Unendlichkeit des Guten nur deshalb beweisen, weil er den falschen Augenschein der endlichen Sinne verwarf; und umgekehrt wußte er, daß die Allgegenwart des göttlichen Gemüts das Dasein eines andern Gemüts oder einer andern Gegenwart ausschließt.

Wenn Jesus die Annahme eines von Gott getrennten Selbst tilgte, ersetzte er Trugvorstellung durch Wirklichkeit, Irrtum durch die Wahrheit und sterblichen Anschein durch den geistigen Augenschein des Lebens und der Unsterblichkeit. Weil er es ablehnte, an den Tod zu glauben, rief er andere ins Leben zurück und erhob schließlich sich selber über diesen falschen Glauben. Weil er den Geist als die einzige Substanz anerkannte, konnte er seine eigenen Bedürfnisse und die der Menschheit befriedigen. Und weil er die Nichtsheit des Bösen sah, trieb er Teufel aus.

Jesu Denken stieg beständig höher. Ob er mit seinen Jüngern die staubige Landstraße entlang zog, in Gleichnissen von einem Fischerboot aus redete oder die Nacht mit Beten auf einem Berge zubrachte, sein Denken weilte nie in der Sterblichkeit, sondern stets in der ewigen Seligkeit, die von dem Geist unzertrennlich ist. Infolgedessen wich die materielle Annahme, wie sie sich auch darbieten mochte, beständig seiner Vergegenwärtigung des unwandelbaren Gesetzes der Liebe, so daß ohne sichtliche Anstrengung seinerseits „alle, die da anrührten, gesund wurden”. Seine standhafte Anerkennung des Christus als sein wahres Selbst verwarf das Zeugnis eines fingierten fleischlichen Sinnes. Dies zu erreichen ist das hohe Ziel, das Jesus seinen Nachfolgern einschärfte.

Selbstverleugnung wird in dem Maße unserer Treue gegen die Wahrheit errungen. Und unsere Liebe zur Menschheit wird, so sonderbar es auch scheinen mag, in dem Maße lebendig sein, wie wir in unserem Denken den falschen Sinn des Daseins durch die wahre Idee der Liebe ersetzen und den Menschen als das göttliche Bild erkennen. Man könnte auch keine Praktischeren Beweise der Wirksamkeit dieser einfachen Regel finden als die, die Jesus selber darbot. Die Kranken und die Sünder fanden Zuflucht in seinem Erbarmen, und seine Liebe war so groß, daß er sogar diejenigen segnete, die ihn schmähten. Im Lichte einer solchen echten Liebe werden uns die Schwächen unserer Freunde nicht mehr bestricken, daß wer sie für wirklich halten; und außerdem werden wir finden, daß unsere eigenen Schulden erlassen, vergeben sind, weil wir das sterbliche Selbst aus den Augen verlieren, indem wir den geistigen Menschen sehen.

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