Christi Jesu „neu Gebot ... daß ihr euch untereinander liebet”, ist wahrscheinlich eine der ersten Ermahnungen, auf die der Schüler der Christlichen Wissenschaft aufmerksam gemacht wird. Ja, er kann kaum hoffen, viel Fortschritt im Erfassen der Wahrheit zu machen, wenn er die Bedeutung dieses Gebots nicht einigermaßen wahrnimmt; denn der Apostel Johannes erklärte: „Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe”. Und Gotteserkenntnis ist die Grundlage der Christlichen Wissenschaft. Es kann sogar gesagt werden, daß ein genaues Verständnis der Unendlichkeit des Seins die ganze göttliche Wissenschaft ist; denn „außer ihm ist keiner mehr”.
Aber wir sollen wir vorgehen in dem Versuch, die offenbar unvollkommenen Sterblichen zu lieben, mit denen wir Tag für Tag Verkehren? Wie sollen wir ihre Fehler übersehen, wie ihnen ihre Schwächen verzeihen, die den unsrigen so ähnlich sind? Dies ist zweifellos eine mühsame Aufgabe. Glücklicherweise muß unsere Liebe nicht diesen Weg gehen, wenn sie sich mit der reinen Liebe dessen, der ein Meister dieser göttlichen Kunst war, soll vergleichen lassen.
In seinen letzten Stunden, in denen er seinen Jüngern Rat und liebevolle Ermahnung erteilte, nachdem er ihnen zuerst die Füße gewaschen hatte, um die Schönheit der Demut zu veranschaulichen, gab Jesus seinen Jüngern „ein neu Gebot ... wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander liebhabet”. Er sagte auch: „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde”. Natürlich wissen wir, daß er mit dieser Erklärung das Aufgeben eines materiellen Sinnes des Daseins meinte. Während der ganzen Zeit seines Wirkens hob er für sich und für andere das Denken durch Wort und Tat über den sterblichen Sinn des Lebens empor; und nun forderte er seine Jünger in seiner letzten dringenden Bitte auf, zu lieben, wie er geliebt hatte.
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