Es gab eine Zeit, wo die streng Religiösen fast jede Art Vergnügen mit Mißfallen betrachteten. Das Theater wurde als ein Übel angesehen; das Tanzen galt als eine Erfindung des Teufels; das fast nicht zu unterdrückende Verlangen junger Leute, hübsch, gut gekleidet und persönlich anziehend zu sein, wurde als ein Zeichen hoffnungsloser Oberflächlichkeit betrachtet. Der Sonntag wurde so trübselig und langweilig wie nur möglich gemacht und in strenger Stille verbracht; das einzige, was erlaubt war, außer in die Kirche zu gehen, war das Lesen „guter Bücher“. Der Frohsinn der Jugend wurde streng, aber nicht immer mit Erfolg unterdrückt; denn die jungen Leute lehnten sich oft gegen die Trübseligkeit der so dargestellten guten Lebensweise auf, wo Farbe und Heiterkeit für Gottlosigkeit galten.
Wenn man auch die Aufrichtigkeit und Lauterkeit vieler Gläubiger früherer Zeiten achtet, kann man doch nicht umhin zu sehen, daß ihre Ansichten eine gewisse Unklarheit in sich schlossen. Sie verstanden, daß man etwas aufzugeben habe, brachten selber bereitwillig das Opfer und zwangen es andern ziemlich unbarmherzig auf. Aber sie sahen nicht, daß es der Glaube an materiellen Genuß ist, den man aufzugeben hat, und daß dieses Opfer ein geringer Preis für geistige Freude ist; daß es tatsächlich das Aufgeben eines Schattens ist, während man Substanz erlangt.
Auf Grund dieses ungemein engherzigen Begriffs von Religion galt der Kirchengänger zuweilen als ein finsterer Mensch, der auffallend einfache Kleidung trug und alles Hübsche und allen Frohsinn verachtete. Christliche Wissenschafter anderseits wünschen sich durch ihre Gelassenheit, Freundlichkeit und Freudigkeit auszuzeichnen. Diese Kennzeichen haben schon oft jemand veranlaßt, ihre Gottesdienste zu besuchen, und sie haben auf den Fremden Eindruck gemacht. Christliche Wissenschafter gelten mit Recht als glückliche Menschen; und doch steht es außer Zweifel, daß sie gern in die Kirche gehen. Für sie ist die Kirche ihr wahres Heim und eine nie versagende Quelle des Segens und der Erbauung.
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