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„Weck' die Welt aus stumpfer Ruh“

Aus der November 1951-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Gedicht „Weide meine Schafe“ (Gedichte, S. 14) schrieb Mary Baker Eddy, als sie Pastorin Der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston war und der gewaltigen Aufgabe nachkam, die christlich-wissenschaftliche Bewegung zu gründen und zu leiten. Der Geist der Demut und der Gelehrigkeit, der aus diesem Gedicht spricht, kennzeichnete Mrs. Eddy bei allem, was sie für die Sache der Christlichen Wissenschaft tat. Als ein beliebtes Kirchenlied erinnern uns die Worte ihres Gedichtes heute liebreich daran, uns der gütigen Fürsorge der göttlichen Liebe anzuvertrauen, und die Freiheit und die Einmütigkeit zu erleben, die mit der Befolgung des göttlichen Gesetzes verbunden sind.

Die geistige Erneuerung, die die Folge ist, wenn man sich den Forderungen der göttlichen Liebe fügt und die Annahmen eines sterblichen Selbst aufgibt, ist im zweiten Vers gezeigt, wo wir lesen:

„Beug' den Eigenwillen Du,
Harten Sinn erneu',
Weck' die Welt aus stumpfer Ruh,
Mach von Stolz uns frei.“

Der Weg derer, die aus den Annahmen des materiellen Selbst herauskommen in die Wirklichkeit des geistigen Seins, mag steil scheinen, aber er wird ebener, wenn sie aus der „stumpfen Ruhe“ der Materialität erwachen und ein größeres Verständnis von Gesundheit, Glück und Herrschaft beweisen. Sie fangen an zu erkennen, daß eine solche Ruhe, Teilnahmlosigkeit oder Trägheit töricht ist, weil die Materie weder Leben noch Intelligenz hat.

Ein Christlicher Wissenschafter war einst der Ansicht, daß diese Zeilen auf das sterbliche Gemüt im allgemeinen zutreffen, daß sie aber nicht ihn betrafen, bis er eine Schwierigkeit in menschlichen Beziehungen auszuarbeiten hatte, unter der er und andere viel zu leiden schienen. Als er sein eigenes Denken prüfte, entdeckte er, daß er in der Knechtschaft von Erscheinungsformen des Starrsinns, des Eigenwillens und der Selbstgerechtigkeit war, ohne daß er sich dessen bewußt gewesen war. Er sah, daß er aus der „stumpfen Ruhe der Welt“ in seinem sogenannten eigenen Denken erwachen und den menschlichen Willen dem göttlichen Willen unterordnen mußte, der immer gegenwärtig ist und das Gute bewirkt. Er sah, daß er das Böse als Wesenheit betrachtete, und daß er sich hartnäckig weigerte, etwas Gutes in denen sehen, die ihm seiner Ansicht nach Unrecht getan hatten. Er erkannte, daß er seinen materiellen Begriff von Gerechtigkeit aufgeben und sich dem Christus, der Wahrheit, der göttlichen Idee, fügen mußte, die allein „den Eigenwillen beugen“ und „den harten Sinn erneuern“ kann. Er hatte eine neue Würdigung geistiger Werte, als ihm die Worte des Apostels Paulus einfielen, der mit Bezug auf Gehorsam zu den Philippern sagte (2, 13): „Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“ Er sah ferner, daß es nicht seine Arbeit war, andere zu bessern, sondern zu sehen, daß ihr wahres Selbst eine Idee Gottes ist. Als er den Absichten der göttlichen Liebe entsprach, ohne an sich selber zu denken, konnte er die scheinbaren Schwierigkeiten so ausarbeiten, daß es für alle Beteiligten harmonisch war.

In der ersten Ansprache unserer Führerin in Der Mutterkirche, die von ihren ersten Nachfolgern mit so viel Liebe und Opfern erbaut worden war, sagte sie ihnen, daß das große Bedürfnis der Menschheit mehr Liebe sei, und sie sagte, daß drei Hauptpunkte erreicht werden müssen, ehe die Menschen wiedergeboren sind und die Christliche Wissenschaft bewiesen werden kann. Sie zählt diese Punkte wie folgt auf (Miscellaneous Writings, S. 107): „(1) Eine richtige Auffassung von Sünde; (2) Reue; (3) das Verständnis des Guten.“ Über Reue sagt sie: „Ohne eine Erkenntnis seiner Sünden und eine so aufrichtige Reue, daß sie dadurch zerstört werden, ist keine Person ein Christlicher Wissenschafter, kann es nicht sein.“

Dies waren strenge Worte, die sie an die kleine Schar hingebender Arbeiter richtete, die gefühlt haben müssen, daß sie angesichts von Feindseligkeit und Schmähung einen großen Beweis erbracht hatten. Sie hatten mit viel Gebet und Opfern ihre Mutterkirche gebaut und bezahlt; aber unsere Führerin ließ sie nicht befriedigt bei dieser Leistung stehen, sondern gab ihnen Winke zu noch größeren geistigen Errungenschaften, indem sie ihr Denken erhob von dem materiellen Bau zu dem „Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist, im Himmel.“ Sie wies darauf hin, daß sie als Christliche Wissenschafter die Verantwortung hatten, in ihrem Leben das wissenschaftliche Christentum zu beweisen, auf das ihre Kirche gegründet war. Sie wußte, daß sie um ihrer selbst willen und um der Sache willen, der sie sich gewidmet hatten, die Aufgabe, sich selber zu bessern, fortsetzen mußten. Und wie wichtig diese Warnung in unserer heutigen Welt ist, wo das Leben so leicht gemacht ist und Sitten und Bräuche gelockert sind!

Wie oft wir doch, wenn wir eine schwierige Aufgabe zu lösen suchten, erst dann eine befriedigende Lösung finden konnten, wenn wir irgendeinen Starrsinn oder Eigenwillen, der unsern Beweis verhindert hat, erkannt und überwunden haben! Vielleicht haben wir uns darauf verlassen, daß die Materie oder Personen unsere Quelle der Kraft, des Glücks und der Sicherheit seien. Oder vielleicht hat uns Selbstgerechtigkeit mit ihrem stolzen Gefühl geistiger Überlegenheit verblendet, so daß wir das Gute in unserem Nächsten nicht gesehen haben. Der Christus, die Wahrheit, ist, was für eine Verkleidung der falsche Sinn eines sterblichen Selbst auch annehmen mag, immer gegenwärtig und bereit, Irrtum aufzudecken und zu vernichten, und uns aufzuwecken aus der „stumpfen Ruhe“ des Glaubens an ein von Gott getrenntes Selbst. Wenn wir demütig und gelehrig genug sind, den Irrtum in unserem Denken zu erkennen, sind wir stark genug zu beweisen, daß er kein Teil des Menschen ist. Die Erkenntnis des Christus, des wirklichen geistigen Selbst des Menschen, vernichtet falsche Charakterzüge und ersetzt sie durch Eigenschaften, die von Gott stammen, wie Sanftmut, Versöhnlichkeit, Liebe und Wohlwollen.

Wenn wir demütig sind und uns von Gott, unserem Hirten, lehren lassen, können wir die durch diese Wissenschaft für immer enthüllte Wahrheit erfassen, daß der Mensch geistig ist. Christus Jesus sagte (Joh. 10, 27): „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie; und sie folgen mir.“ Das menschliche Bewußtsein, das auf die göttliche Führung horcht und willig ist, sich zu bessern, kann erkennen, was dem Christus ungleich ist, und findet die geistige Kraft, falsche Annahmen abzuweisen und zu überwinden. Christus Jesus sagte auch: „Niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen.“ Diese wunderbare Erklärung der Einheit des Menschen mit seinem Vater-Mutter, Gott, wirkt als ein Gesetz der Führung, des Schutzes und der Sicherheit für alle, die es verstehen.

Eine Bedeutung von bereuen ist „seine Gesinnung ändern“. Nur eine tatsächliche Änderung des Denkens vom Sterblichen zum Unsterblichen, vom Materiellen zum Geistigen kann die Reue zur Folge haben, auf die unsere Führerin, wie oben erwähnt, hinweist: „eine Erkenntnis seiner Sünden und eine so aufrichtige Reue, daß sie dadurch zerstört werden.“ Reue bekommt eine neue Bedeutung, wenn man sieht, daß sie zu geistigem Fortschritt wesentlich ist. Dem ehrlichen Sucher nach der Wahrheit entfaltet sich fortwährend das Ziel geistiger Vollkommenheit. Das Erwachen aus der „stumpfen Ruhe“ im Materiellen bringt Heilung und ein größeres Bewußtsein der Gesundheit, der Herrschaft, geistiger Wachsamkeit und Würde, und es überwindet den sterblichen Sinn der Selbstverdammung und der Schuld.

Wenn Gerechtigkeit das menschliche Bewußtsein erleuchtet, bringt sie immer Heilung, das strahlende Licht geistiger Reinheit und geistigen Friedens. Im Licht der sich entfaltenden Wahrheit hat Selbstgerechtigkeit oder Selbstverdammung keinen Platz, weil die aus dem Geist Neugeborenen Demut, Selbstlosigkeit und Sanftmut ausdrücken. Dann weicht Selbstüberhebung der Erkenntnis dessen, was das Selbst als das Kind Gottes ist.

Als unsere Führerin der Welt die Offenbarung der göttlichen Wissenschaft gab, bot sie die unbedingten Wahrheiten des geistigen Seins dar. Aber Mrs. Eddy zeigt in ihren Schriften auch, wie die Christliche Wissenschaft auf das menschliche Verhalten angewandt wird, damit die Menschen von Annahmen der Sünde, der Krankheit und des Todes erlöst werden. Wenn in unserem Leben keine geistige Erneuerung zutage tritt, wenden wir die Lehren der Christlichen Wissenschaft nicht an. Daß aber solche Erneuerung stattfindet, beweisen die vielen Zeugnisse, die von gesundheitlich und sittlich geändertem Leben berichten. Immer mehr Christliche Wissenschafter lernen die wahre Bedeutung und den geistigen Wert jener Reue verstehen, die unsere Führerin ihren ersten Nachfolgern einschärfte. Die Christliche Wissenschaft befähigt die Kranken und die Sünder, sich von der menschlichen Schwäche, von Selbstverdammung und der Furcht vor Strafe, abzuwenden und in ihrem Denken alles zu verwerfen, was dem Christus, dem Ideal Gottes, ungleich ist. Wenn sie das Erbe der Söhne und Töchter Gottes beanspruchen, drücken sie bessere Gesundheit, mehr selbstlose Liebe aus, und sie empfinden den zuversichtlichen Frieden geistigen Verständnisses.

In ihrem Buch „Unity of Good“ finden wir die uns Kraft gebenden Worte unserer Führerin (S. 6): „Früher oder später wird das ganze Menschengeschlecht verstehen lernen, daß die menschliche Natur in dem Verhältnis, wie man das makellose Selbst Gottes versteht, erneuert wird; der Mensch wird ein von Gott stammendes höheres Selbst empfangen, und die Erlösung der Sterblichen von Sünde, Krankheit und Tod wird auf ewige Grundlagen gegründet sein.“

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