Mary Baker Eddy billigte, daß sie als die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft bezeichnet wurde. Denn Mrs. Eddy war sich unbedingt klar darüber, daß sowohl ihre Arbeit als Entdeckerin, die im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ zutage tritt, als auch ihre Arbeit als Gründerin, die im Handbuch Der Mutterkirche zum Ausdruck kommt, von Gott eingegeben und von Gott geleitet war. Daher war es nicht überraschend, daß nicht nur gegen die Entdeckerin und ihre geistige Entdeckung, sondern auch gegen ihre Arbeit als Gründerin allerhand tückische und offenbar teuflische Beschuldigungen geäußert wurden.
Mrs. Eddy zögerte nicht, sich an das Bundesgericht zu werden, um ihr Verlagsrecht von Wissenschaft und Gesundheit vor Verletzung zu schützen, und es wurde ein Urteil zu ihren Gunsten gefällt. Ebenso verteidigte der christlich-wissenschaftliche Vorstand Mrs. Eddys Werk als Gründerin mit Recht und Erfolg vor dem Gesetz, als die Rechtsgültigkeit des Handbuchs Der Mutterkirche angegriffen wurde. Treue, hingebende Christliche Wissenschafter schätzen daher Wissenschaft und Gesundheit und das Handbuch, sie glauben daran und halten sich daran bei ihrem Bestreben, den zur Erlösung der Menschheit von ihrer geliebten Führerin erbrachten Beweis organisierter Kirchenarbeit zu unterstützen. Sie ehren Mrs. Eddy als Entdeckerin und Gründerin, aber nicht auf Grund gesetzlicher Auslegung, sondern weil sie unverbrüchlich verstehen, daß Gott sie in Erfüllung biblischer Verheißung zur Entdeckerin und Gründerin machte.
Zu den inspirierten und anspornenden Worten des Rats, der Anleitung und der Ermahnung im Handbuch gehört „Eine Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“ (Art. VIII, Abschn. 1), die so sehr wichtig ist, daß Mrs. Eddy anordnete, daß sie jeden Monat am ersten Sonntag in Der Mutterkirche und allen ihren Zweigen auf der ganzen Welt gelesen werden soll. Außerdem lesen und erwägen viele, die sich mit der Wissenschaft des Christentums befassen, diese Richtschnur oft in dem Bestreben, dieser göttlichen Anleitung zu folgen.
Die Anweisung in dieser „Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“ ist von so gewaltiger und weitreichender Bedeutung, daß man, wenn man sie zu befolgen trachtet, verstehen lernt, daß sie tatsächlich zu der von unserem Meister, Christus Jesus, geäußerten Goldenen Regel: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch“, in Wechselbeziehung steht und sie noch weiter ausführt.
Betrachten wir für unsern Zweck hier kurz den ersten Satz dieser Richtschnur: „Weder Feindseligkeit noch rein persönliche Zuneigung sollte der Antrieb zu den Beweggründen oder Handlungen der Mitglieder Der Mutterkirche sein.“ Jeder Rechtdenkende wird natürlich zugeben, daß Feindseligkeit, die sich in Mißgunst, Empfindlichkeit, Feindschaft und dergleichen zeigt, verwerflich ist, ja sogar schädlich auf diejenigen einwirkt, die auf dieses Übel eingehen und es ausdrücken. Die Menschen wären zweifellos glücklicher, gesünder und harmonischer, wenn sie Feindseligkeit und ähnliches aus ihrem Denken und Leben ausscheiden würden; und die Christliche Wissenschaft, die die Lehren Christi Jesu zweckdienlich darbietet, zeigt, wie man diese wünschenswerte Berichtigung hier und jetzt verwirklichen kann.
Man wird auch zugeben, daß rein persönliche Zuneigung einer Person zu einer andern oft zu Streit und Zank, zu Furcht und Eifersucht, zu Enttäuschung und Kummer führt. Dies rührt daher, daß mit rein persönlicher Zuneigung immer Selbstsucht in verschiedenen Graden und Formen verknüpft ist.
Die Christliche Wissenschaft zeigt den Weg zu erfreulichen, hilfreichen und harmonischen menschlichen Beziehungen, da sie zeigt, daß das wahrhaft Bewundernswerte und dauernd Liebenswerte in einem Menschen nicht in schmucker Erscheinung und persönlichem Reiz, sondern in den geistigen Eigenschaften besteht, die er ausdrückt, wie Selbstlosigkeit und Geduld, Güte und Milde, Treue und standhaftes Eintreten für das, was recht ist. Echte Zuneigung und Liebe muß man also zu Gott, dem göttlichen Prinzip, und den Eigenschaften haben, die das göttliche Gemüt, die Wahrheit und die Liebe erkennen lassen. Dies hatte Christus Jesus offenbar im Sinn, als er zu jemand, der ihn „guter Meister“ nannte, sagte: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.“
Aber die persönliche Zuneigung, die dem einzelnen und den Menschen insgesamt die meiste Schwierigkeit verursacht, ist die immer tiefer eindringende Zuneigung zu unserem eigenen Ichbegriff, der unauflöslich mit der Auffassung verbunden zu sein scheint, daß das Selbst eine sterbliche Körperlichkeit sei. Dies ist die natürliche Folge des allgemein angenommenen Glaubens, daß jeder Mensch in einem materiellen Körper lebe, von dem er abhängig sei; daß jeder ein persönliches, eigenes Gemüt habe, und daß unser Dasein daher entschieden begrenzt und unsicher sei und versagen könne. Dies erzeugt, was schon als erstes Naturgesetz bezeichnet worden ist: Selbsterhaltung. So kommt es, daß die meisten Menschen, die nicht in der Christlichen Wissenschaft unterwiesen sind und nicht ihren geistigen Vorschriften gemäß leben, geneigt sind, sich von Eigennutz und den Befürchtungen leiten zu lassen, die aus den Beschränkungen des persönlichen Sinnes hervorgehen und damit verknüpft sind. Durch solche ins menschliche Denken gesäte Irrtumssamen erntet man unvermeidlich Unfrieden, Krankheit und Tod im menschlichen Leben.
Mrs. Eddy faßt diese Lage kurz zusammen, wenn sie in Wissenschaft und Gesundheit (S. 262) erklärt: „Die Grundlage der sterblichen Disharmonie ist eine falsche Auffassung von dem Ursprung des Menschen.“ Umgekehrt ist also die wahre Auffassung vom Ursprung des Menschen die Grundlage der unsterblichen, unwandelbaren Harmonie, und die Christliche Wissenschaft legt diese Wahrheit über den Menschen nicht nur dar, sondern sie zeigt auch, wie sie hier und jetzt bewiesen werden kann. Der Meister sprach natürlich nicht von bloßer persönlicher Zuneigung, als er die Menschen hieß, ihren Nächsten wie sich selber zu lieben. Das Selbst, das man lieben soll, ist offenbar der wahre, geistige Ausdruck oder die Widerspiegelung unseres Vaters, des Gemüts, und unserer Mutter, der Liebe, die auch die Wahrheit über unsern Nächsten ist, der daher liebevoll und liebenswürdig ist.
Die Christliche Wissenschaft ist die erneute Darlegung der Lehren Christi Jesu und die Wiedereinsetzung seines christlich-wissenschaftlichen Wirkens, bei dem er Sünde und Krankheit, den Tod und alle Disharmonie für unwirklich erklärte, weil sie nicht von Gott, der Wahrheit und der Liebe, kommen. Auf dieser wissenschaftlichen, geistigen Grundlage heilte der Meister Krankheit jeder Art, befreit er die Menschen von den Fesseln sündiger Gewohnheiten und bewies, daß jede Erscheinungsform des Glaubens von Leben und Gemüt in der Materie einschließlich dessen, was Tod genannt wird, unwahr ist.
Weil Jesus wußte, daß der Christus, die Wahrheit, die er veranschauliche, immer gegenwärtig und allen immer zugänglich ist, verhieß er unzweideutig: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue.“ An Christus Jesus glauben schließt viel mehr in sich als nur ein blindes Zugeben oder Glauben, daß er der Sohn Gottes ist; es bedeutet, daß wir seine Worte, die seine Werke erklären, verstehen müssen. Unser Meister wußte gewiß, daß Gott, das Gute, der einzige Vater, der einzige Schöpfer alles Wahren und Ewigen ist; er heilte daher Krankheit, da er erklärte, daß sie vom Teufel, dem Lügner und dem Vater der Lügen, kommt. Er kannte die Wahrheit über Gott und den zu Gottes Ebenbild erschaffenen Menschen und befreite die Menschen dadurch von der Knechtschaft, die durch die Annahmen entstand, daß das Böse und die Materie wirklich und Ursache seien, und daß der Mensch einem vermeintlichen Gesetz unterworfen sei, das von Gottes Gesetz des Lebens, der Harmonie und der Vollkommenheit ganz verschieden ist.
Wenn wir so die Lehren des Meisters, des größten Christen, befolgen, sehen wir, wie wir sowohl das Gute, den Frieden und das Glück, als auch unsere Auffassung von Gesundheit mit Gott, dem göttlichen Gemüt und der Liebe verbinden oder in Beziehung bringen können. Und wir lernen, jeden Ausdruck oder jede Eigenschaft, die wahr, anziehend und liebenswert ist, ungeachtet dessen, wer sie bekundet, als Gottes Widerspiegelung betrachten. Es ist wahrheitsgetreu schon gesagt worden, daß Schwierigkeiten zunehmen, wenn wir über uns selber oder über Menschen nachdenken, und daß sie weichen, wenn wir über Gott nachdenken. So befähigt uns die Christliche Wissenschaft, uns über rein persönliche Zuneigung zu erheben und der Erkenntnis unseres Meisters näher zu kommen, der den Vater immer als den großen Geber alles Guten ansah.
