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Unser „Tägliches Gebet“ — ein Vorrecht

Aus der Juni 1951-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einem Christian Science Sentinel war berichtet, daß eine Sonntagsschullehrerin ihre Klasse fragte: „Was ist eine Pflicht?“ Ein kleines Mädchen antwortete: „Etwas, was wir tun sollten.“ Dann fragte sie: „Und was ist ein Vorrecht?“ Dasselbe kleine Mädchen antwortete: „Etwas, was wir gern tun.“ Wir können daraus schließen, daß eine Pflicht zu einem Vorrecht wird, wenn wir etwas, was wir tun sollten, auch gern tun.

Unter der Überschrift „Tägliches Gebet“ weist Mary Baker Eddy im Handbuch Der Mutterkirche auf eine Pflicht hin, die täglich nach bestem Vermögen zu erfüllen von jedem Mitglied Der Mutterkirche erwartet wird. Artikel VIII, Abschnitt 4 lautet: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, täglich zu beten: ‚Dein Reich komme‘; laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!“

Dies ist eine feierliche Pflicht. Daß sie für den geistigen Fortschritt des einzelnen und die Verbreitung des Reiches Gottes auf Erden wichtig ist, geht daraus hervor, daß sie im Handbuch als Satzung aufgeführt ist. In diesem ganz unentbehrlichen Führer ist statt einer Widmung ein Abschnitt aus einem Brief unserer Führerin abgedruckt, der sich in „Miscellaneous Writings“ (S. 148) befindet. Hier sagt uns Mrs. Eddy betreffs der Satzungen: „Sie waren keine willkürlichen Ansichten oder gebieterische Forderungen, die etwa eine Person einer andern aufdrängt.“ Sie erklärt, daß sie verfaßt wurden, um unter besonderen Umständen den Bedürfnissen zu entsprechen, und fährt dann fort: „daher ihre einfache, wissenschaftliche Grundlage und ihre genauen Bestimmungen, die zur Demonstration der wahren Christlichen Wissenschaft so wichtig sind und zum Wohl des Menschengeschlechts das vollbringen werden, was absolute Glaubenslehren, die für künftige Geschlechter bestimmt sind, vielleicht nicht vollbringen könnten.“

„Aber“, mag hier jemand sagen, „jeden Tag ein festgesetztes Gebet wiederholen hat zuviel Ähnlichkeit mit anderem Formenwesen, dem ich entwachsen zu sein glaube. Ist es nicht besser, wenn unsere Gebete jeden Tag unmittelbar sind und dem eigenen Trieb entspringen?“ Die tägliche Pflicht jedes Mitglieds ist indessen, nicht jeden Tag zu „sagen“, sondern jeden Tag zu „beten“: „Dein Reich komme“, und zwar mit der ganzen Frischen und Unmittelbarkeit, die das geistige Wachstum jedes Tages mit sich bringt. Und ein solches Wachstum ist uns sicher, wenn wir diese grundlegende, bejahende Darlegung der Wahrheit: „Dein Reich komme“, von ganzem Herzen beten.

Als der Meister den Jüngern das Gebet des Herrn gab, ermahnte er sie (Matth. 6, 7. 8): „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet.“ Kann ihr Meister und unser Wegweiser ein Bitten um Segnungen in feststehenden Worten befürwortet haben von Ihm, den er liebevoll als „unsern Vater“ bezeichnete, der alle Bedürfnisse Seiner Kinder kennt, ehe sie Ihn bitten? Muß er nicht schon damals, vor zweitausend Jahren, zu derselben freudigen Bestätigung des gegenwärtigen Guten geraten haben, das das „Tägliche Gebet“ im Denken festlegen hilft, nämlich, daß die Wahrheit herrscht, daß das Leben herrscht, daß die Liebe herrscht?

Aber wie kann man sicher sein, daß man die Fallstricke „vielen Plapperns“ vermeidet? Man muß vielleicht von seinem ersten strauchelnden Befolgen dieser Satzung, die nicht viel mehr vollbrachte, als das sterbliche Gemüt zu erziehen, dazu übergehen, die Bedeutung des „Täglichen Gebets“ durch Beweis darzutun. „Laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen“, können wir nachdrücklich und mit neuer Bedeutung jeden Tag aufs neue beten.

Wer fände es nicht leicht und eine Freude, jeden Morgen ein paar Minuten diesem Gebet zu widmen, das unserem Denken die Tatsache einprägt, daß die Wahrheit allerhaben regiert, daß das Leben die allerhabene Macht ist, und daß die Liebe die einzige Gegenwart ist?

Das „Tägliche Gebet“ lenkt unser Denken auf die große Tatsache hin, daß die göttliche Wahrheit regiert — im Himmel und auf Erden, jetzt und immerdar die höchste Macht ist, herrscht und die Oberhand hat. Sollen wir die Wahrheit, da sie doch wahr ist, nicht jetzt ihrem offenbaren Wert entsprechend annehmen? Kann der Irrtum, das Gegenteil der Wahrheit, irgendwo herrschen, wenn Gott, die Wahrheit, jetzt unbedingt regiert? Die Wahrheit ist unendlich, das All, sie ist immergegenwärtig; es gibt also kein Gegenteil dieser Allheit, keinen sogenannten Irrtum, der irgendwo lauren könnte. Auf ein klares Erschauen der Allheit der Wahrheit, das allen Irrtum ausschließt, kann gleichsam wie ein schwarzer Fleck auf einer weißen Wand als Widerspruch das Gegenteil der Wahrheit aufzutauchen scheinen. Wie steht es mit diesem Irrtum, wendet es vielleicht ein, mit diesem alten Irrtum, den du schon so lange hast, oder mit jenem Irrtum, über den jemand anders soeben mit dir gesprochen hat? Die Antwort ist bereit: Wenn die Wahrheit wirklich alles und überall ist, gibt es einfach keinen Irrtum irgend welcher Art und hat ihn nie gegeben. Wenn wir dies als Tatsache sehen, verschwindet die Annahme samt ihrer Kundwerdung, und wir handeln nicht irrig. Da Gott, die Wahrheit, alles Offenbarwerden in sich schließt, bekundet Er sich uns wenn wir Ihn geistig wahrnehmen, und dadurch wird der Irrtum vernichtet — ist er nicht mehr augenscheinlich. Kann ein solches Beten zu einer eintönigen Gewohnheit — einer bloßen Pflicht — werden?

Darum beten, daß das göttliche Leben seine Herrschaft in uns aufrichten möge, bedeutet, daß wir willens sind, uns der Herrschaft des göttlichen Lebens zu unterstellen. Dieses Leben, das Gott ist, schließt alle Tätigkeit in sich. Wenn wir von jemand sagen, er sei „voller Leben“, haben wir ein Bild freudiger Tätigkeit vor uns. Sollen wir dann in unserem Denken nicht in zunehmendem Maße die große Tatsache festlegen, daß Gott als das alltätige Leben das All-in-allem ist und kein Gegenteil hat?

Unsere Führerin versichert uns auf Seite 427 und 428 des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“, daß „der Gedanke erwachen wird aus seiner eignen materiellen Erklärung: ‚Ich bin tot‘, um den Posaunenruf der Wahrheit zu vernehmen: ‚Es gibt keinen Tod, keine Untätigkeit, keine kranke Tätigkeit, keine Übertätigkeit, keine rückwirkende Tätigkeit.‘“ Laßt uns wissen, wenn in unserem Leben krankhafte Tätigkeit, Übertätigkeit oder rückwirkende Tätigkeit in Erscheinung tritt, daß es in der Wissenschaft keine fehlerhafte Tätigkeit gibt! Das göttliche Leben schließt alle Tätigkeit in sich; sie ist daher ununterbrochen und harmonisch; es ist weder zuviel noch zuwenig Tätigkeit vorhanden, und sie ist auch weder zu schnell noch zu langsam. Dies ist eine beweisbare Tatsache. Laßt uns jeden Tag immer mehr anerkennen, daß das Leben wahrhaft unendlich, und jetzt und allezeit völlig harmonisch ist! Glauben wir heute an den Tod? Das Leben hat die Herrschaft; in der Wahrheit gibt es keinen Tod. Ein klares Verständnis dieser Tatsache schützt und ermutigt uns genau in dem Maße, wie wir uns unbedingt darauf verlassen, daß das Leben alles ist.

Und schließlich können wir den ganzen Tag eine immer stärkere Überzeugung, daß die göttliche Liebe herrscht — daß sie das All ist und kein Gegenteil hat — in unser Geschäft mitnehmen oder in unserem Heim festhalten. Einen beglückenden Schimmer erhaschen, daß der große Geber, unser Vater-Mutter, die Liebe, Segen ausströmt, und der Mensch ihn empfängt und widerspiegelt, heißt sich eins mit Gott fühlen. Für Gottes Kind gibt es keinen Mangel, weil die Liebe, die große Geberin, die Person nicht ansieht. Was uns beschränkt, ist unser Glaube, daß Gott so ungerecht sein und einen Menschen mehr als einen andern lieben könne; ist unsere Unkenntnis, daß Gott die unparteiische Liebe ist. Da die göttliche Liebe herrscht, kann es kein Gegenteil der Liebe wie Haß, Groll, Eifersucht, abfälliges Tadeln oder bloße Gleichgültigkeit geben. Da die göttliche Liebe regiert, das All ist, ist nichts Selbstsüchtiges, Veränderliches oder Unreines je wahr. Wenn uns Sinnlichkeit in Form von Anziehung oder Widerwillen in Versuchung führt, sollten wir wissen, daß Gott, die Liebe, die einzige Macht und Gegenwart ist. So wird unser Gebet erhört: „Entferne alle Sünde aus mir.“ Am Schluß des „Täglichen Gebets“ schließen wir die ganze Menschheit in unser Gebet ein und wissen, daß die göttliche Liebe ihre Liebe bereichert und sie beherrscht.

Was für eine Verheißung jeder Tag für den Wissenschafter enthält, der sich beim Erwachen jeden Morgen dieses Gebet vergegenwärtigt und sich alles, was es in sich schließt, jeden Tag mehr zu eigen macht! Wenn wir von unserem Vorrecht, das „Tägliche Gebet“ hingebend zu beten, dankbar Gebrauch machen, lernen wir ohne Unterlaß beten. Wir finden nicht nur einen Vorgeschmack des Himmels heute auf Erden, sondern helfen auch das Himmelreich, wo Gottes Wille geschieht, hier und jetzt herbeiführen.

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