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Beharrlich für die Wahrheit streiten

Aus der November 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Überall im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy finden wir nicht mißzuverstehende Hinweise — man könnte sie Wegweiser nennen — die den ehrlichen Sucher auf größere Höhen geistigen Verständnisses führen. Man muß diese Anweisungen nicht nur sorgfältig lesen, sondern sie auch befolgen, ohne davon abzuweichen.

Eine dieser eindrucksvollen Anweisungen lautet (S. 400): „Wenn du den Gedanken über den Irrtum oder die Krankheit erhebst und beharrlich für die Wahrheit streitest, zerstörst du den Irrtum.“ Hier haben wir zwei zu befolgende klare Anweisungen; bei der ersten handelt es sich darum, „den Gedanken über den Irrtum oder die Krankheit zu erheben.“ Betrachten wir, was dies hinsichtlich des Gehorsams erfordert. Ein wichtiges, obgleich anscheinend unbedeutendes Wort ist „über“, und wir erkennen sofort, daß wir, wenn wir den Blick über etwas erheben, es nicht mehr in direkter Linie sehen. Geradeso, wie wir die Zerstörung im Tal nicht sehen können, wenn wir den Blick zu den Bergen erheben, können wir Krankheit nicht sehen, wenn wir unsern Blick darüber erheben.

Doch hier mag jemand einwerfen: „Es ist wohl verständlich, daß ein Gegenstand, wenn man den Blick darüber erhebt, nicht mehr unmittelbar in unserem Gesichtsfeld liegt. Man kann jedoch zu den Bergen aufschauen und an die Zerstörung unten im Tal denken.“ Dies ist allerdings wahr; somit ist es nötig, nicht nur den Blick, sondern auch das Denken zu erheben. Vielleicht wundern wir uns, daß das Denken so wichtig sein soll; doch Mrs. Eddy schreibt in „Nein und Ja“ (S. 12): „Das Wesen dieser Wissenschaft ist rechtes Denken und rechtes Handeln, was uns dahin führt, daß wir Geistigkeit sehen und geistig sind, Gott verstehen und beweisen.“ Rechtes, wissenschaftliches Denken bringt also Befreiung von Irrtum jeder Art.

Menschlich gesprochen, scheinen die Menschen an die Materie gefesselt zu sein; wohin sie sich auch wenden, und bei allem, was sie auch tun mögen, scheint die Materie zugegen zu sein. Es bedeutet also eine gründliche Umkehrung, verstehen zu lernen, daß körperliche Beschwerden nicht in der Materie, sondern im materiellen Denken oder dem sogenannten sterblichen Gemüt sind. Somit ist das sterbliche Gemüt der Schuldige, der uns in Knechtschaft zu halten sucht, und wir können nur in dem Verhältnis frei werden, wie wir unser Denken auf die Allheit Gottes, des Geistes, gründen. Wir müssen also damit beginnen, die materiellen sterblichen Annahmen durch geistige Begriffe zu ersetzen, anstatt zu versuchen, die Materie zu ändern oder zu heilen.

Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß nicht nur die Krankheit sondern auch Sünde und Tod Erzeugnisse des falschen Denkens sind. Sie sind nicht in der Materie, sondern sie sind in dem falschen Zeugnis der körperlichen Sinne über den Menschen und seinen Ursprung inbegriffen. Diese falschen Begriffe wirken sich in irrigen Offenbarwerdungen aus, die einen Menschen darzustellen suchen, der aus Annahmen des sterblichen Gemüts besteht, anstatt das Bild und Gleichnis Gottes zu sein. Diese Art Mensch ist der unwahre Begriff, über den wir unser Denken erheben müssen.

Mrs. Eddy legt in „Wissenschaft und Gesundheit“ ganz klar dar (S. 477): „Alles, was materiell ist, ist sterblich. Den fünf körperlichen Sinnen erscheint der Mensch als Materie und Gemüt vereinigt; aber die Christliche Wissenschaft enthüllt, daß der Mensch die Idee Gottes ist, und erklärt, daß die körperlichen Sinne sterbliche und irrende Illusionen sind.“ Was ist eine Illusion? Wir finden, daß sie gemäß der Definition eines Wörterbuches ein „unwirkliches und irreführendes Wahnbild“ ist, also etwas, das nicht wahr ist. Es sollte nicht zu schwer scheinen, das Denken über nicht zu erheben, das nicht wahr ist.

Die einzig wahre Wahrnehmung ist geistig und erfordert, daß wir beständig die falschen sterblichen Vorstellungen durch das göttliche Bewußtsein ersetzen. Wenn wir uns über das Zeugnis der körperlichen Sinne erheben und unsern Glauben an Irrtum oder Krankheit aufgeben, erkennen wir diese als das, was sie sind — Wahnvorstellungen. Die Materie bringt Gott nicht zum Ausdruck. Folglich ist sie nicht wirklich; sie ist nur eine Annahme, ein Wahnbild. Wir können ein Wahnbild nicht dadurch los werden, daß wir nach ihm schlagen oder es niederzuwerfen suchen, sondern nur dadurch, daß wir seine Unwirklichkeit bloßstellen. Christus, die Wahrheit, befähigt uns, das Denken über den Nebel der Materialität zu erheben und die Wahnbilder dadurch zu vertreiben, daß wir zu jenem klareren geistigen Licht vordringen, das die Wirklichkeit enthüllt.

Wenn Mrs. Eddy uns sagt, wir sollten „den Gedanken über den Irrtum oder die Krankheit“ erheben, heißt sie uns das tun, was vielleicht zuerst am schwierigsten erscheint; denn die Einwendung, die Materie müsse geheilt werden, ist beharrlich. Ja, es ist manchmal zuerst schwer, vom Materiellen abzusehen und zu erkennen, daß die Leiden nicht in der Materie ihren Grund haben. Wenn wir aber durch das Licht der Christlichen Wissenschaft erkennen lernen, daß der Körper sich bessert oder verschlimmert, je nachdem das sterbliche Gemüt seine Annahmen ändert, so ermutigt uns das, unser Denken mehr über das Reich zu erheben, in dem das sterbliche Gemüt zu wirken behauptet. Das sterbliche Gemüt kann nur in der Finsternis des sterblichen Denkens zu wirken scheinen. Bringt das Licht der Wahrheit! — und das sterbliche Gemüt mit seinen Wahnbildern wird vertrieben und die Gesundheit wiederhergestellt.

Man sieht ohne weiteres ein, daß die von einem Projektionsapparat auf einen weißen Bildschirm geworfenen Bilder kein Teil des Schirmes sind. Die Bilder wechseln mit dem Wechseln der Einschiebebilder, und wenn das letzte Einschiebebild weggelegt ist, sieht man, daß die Bilder auf dem Schirm weder Spur noch Abdruck hinterlassen haben. Ebenso sollte man sehen, wenn man die vom sterblichen Gemüt auf den Körper geworfenen Annahmen oder Bilder des Irrtums oder der Krankheit beseitigt, daß auch sie keine Spur, keinen Fleck oder Makel hinterlassen haben. In Wirklichkeit haben sie das wahre Sein des Menschen nie berührt; denn sie waren Trugbilder. Das sterbliche Gemüt projiziert immerwährend die Bilder eines materiellen Menschen mit einem materiellen Körper. Das göttliche Gemüt offenbart den Menschen immerdar als rechtschaffen, unversehrt, frei und sündlos. Um dies wahrzunehmen, müssen wir jedoch unsern Blick und unser Denken über die Materie und ihre Trugbilder erheben.

In dem Maße, wie wir in geistigem Verständnis wachsen, erkennen wir, daß Heilung das zunehmende Innewerden der Vollkommenheit Gottes und des Menschen ist; und wir haben einen großen Schritt zum Erreichen dieses Zieles hin getan, wenn wir einsehen, daß wir die Anweisung befolgen müssen, „den Gedanken über den Irrtum oder die Krankheit“ zu erheben.

Gehen wir nun weiter zu der zweiten Anweisung, die die Notwendigkeit zeigt, „beharrlich für die Wahrheit [zu streiten]“. Wir müssen nicht nur das Denken über den Irrtum erheben, sondern es auch über ihn erhaben halten, indem wir unerschütterlich an der Wahrheit über Gott und den Menschen festhalten. Für etwas streiten, bedeutet, es verfechten oder behaupten. Wir sollen also trotz allen Widerstandes entschlossen ausharren; wir sollen weiter für die Wahrheit einstehen und aushalten, dem Wahlspruch eines alten Kapitäns gemäß, der zu sagen pflegte: „Fahrt fort fortzufahren.“

Da der Lohn dafür, „den Gedanken über den Irrtum oder die Krankheit [zu erheben] und beharrlich für die Wahrheit [zu streiten]“, die Zerstörung des Irrtums ist, sollte es uns eigentlich wundern, warum wir nicht öfter ausharren. Ein Grund dafür ist, daß unser Denken auf Seitenpfade gerät, die der Irrtum einflüstert, bis es von der Wahrheit gezüchtigt wird. Die Christliche Wissenschaft ist keine bequeme Religion, wo man Wahrheitserklärungen träge und gleichgültig wiederholen und dann Befreiung erwarten kann. Sie verlangt ein in Zucht gehaltenes Denken, ein beharrliches und unablässiges Festhalten an der Erkenntnis von der Allmacht der Wahrheit. Dann kommt der Lohn.

Wir erlangen dieses in Zucht gehaltene Denken, wenn wir den Lehren Christi Jesu und der Christlichen Wissenschaft gehorsam sind. Selbstzucht spielt eine große Rolle in der Schulung und Ausbildung eines wahren Jüngers. Man denke daran, wie Jesus seine Jünger in neuartigem geistigem Denken erzog! Einige erfaßten es schnell, andere dagegen mußten es durch Leiden erlangen. Wir alle haben wohl manchmal herzliches Mitgefühl gehabt mit dem ungestümen Petrus, der so tief liebte, dem es aber schwer fiel — wie heutzutage so vielen von uns — sein Denken zu beherrschen.

Als Petrus voller Eifer impulsiv versuchte, es dem Meister nachzutun, da dieser auf dem Wasser wandelte, machte er ein paar Schritte; als „er aber einen starken Wind sah, da erschrack er und hob an zu sinken, schrie und sprach: Herr, hilf mir“ (Matth. 14:30). Jesus streckte die Hand aus, ergriff ihn und sagte: „O du Kleingläubiger, warum zweifeltest du?“ Wäre das Denken des Petrus an Zucht gewöhnt gewesen, so hätte sich sein Denken über die Wogen erhoben; er hätte ihnen keine Macht beigemessen und sein Glaube hätte standgehalten. Aber Petrus lernte selbst aus diesem Erlebnis nicht ganz, was er zu lernen hatte. Wir wissen, daß dieser liebenswerte, ungestüme Jünger sein Denken zu beherrschen wünschte; denn wir lesen, wie bitter er bereute, als das Krähen eines Hahns ihn zu der Erkenntnis erweckte, wie vollständig seine Selbstbeherrschung versagt hatte, als er dreimal leugnete, ein Jünger Jesu zu sein. Dadurch schien er seine Stellung unter den Jüngern eine Zeitlang einzubüßen, bis der Meister ihn nach der Auferstehung durch die Forderung einer dreimaligen Beteurung der Liebe völlig wiedereinsetzte. Und wir sehen, daß daraufhin kein Jünger des Meisters Auftrag gewissenhafter ausführte als Petrus.

„Beharrlich streiten“ heißt, dem Irrtum nie das letzte Wort lassen, sondern jede Einflüsterung des sterblichen Gemüts augenblicklich zurückweisen. Dies ist besonders dann nötig, wenn die Heilung langsam zu erfolgen scheint oder sich verzögert. Je stärker die Irrtumseinwendung ist, desto stärker sollte unser Glaube und unsere Freude sein — die Freude darüber, daß wir die Wahrheit wissen, und daß wir wissen, daß die Wahrheit heilt.

Eine Christliche Wissenschafterin, die schon seit einer Reihe von Jahren ein schweres Halsleiden hatte, arbeitete ernstlich daran und hatte verschiedentlich Beistand von Ausübern. Aber der Zustand wich nicht. Schließlich beschloß sie, allein daran weiterzuarbeiten; als jedoch Wochen vergingen und kaum eine Besserung zu verzeichnen war, schlich sich Ermüdung ein und sie erschlaffte mehr oder weniger in ihren Bemühungen, die Wahrheit anzuwenden. Eines Tages hörte sie jemand über die traurigen Folgen eines solchen Zustandes sprechen. Nun wurde sie von der Furcht mit all ihren Argumenten überwältigt. Aber sie sah augenblicklich ein, daß Furcht nur der Vorbote des Gifts war, und daß die Furcht behaupten würde, noch verhängnisvoller als das Gift zu wirken. Als sie bei dem Gemüt Führung suchte, fiel ihr die im Garten Eden an Adam gestellte Frage ein (1. Mose 3:11): „Wer hat dir's gesagt, daß du nackt bist?“ Sofort folgten eindringliche Fragen wie: „Wer hat gesagt, du seist schutzlos — dem Irrtum preisgegeben?“ Die Antwort brachte Heilung mit sich: „Dies sind ja nur Einflüsterungen des sterblichen Gemüts, nichts weiter. Gott, der unendliche Geist, erschuf kein Gift, und wenn Gott es nicht erschuf, existiert es nicht.“ Sie erkannte so klar, daß Gift, seine Nachwirkungen und dergleichen, Trugvorstellungen sind, daß sie keine Furcht mehr hatte. Das Denken hatte sich hoch über den Irrtum erhoben. Von da an behauptete sie freudig, beharrlich und folgerichtig die Wahrheit. In verhältnismäßig kurzer Zeit trat die vollständige Heilung ein und erwies sich als dauernd in all diesen Jahren.

Jedem von uns ist die herrliche Gelegenheit geboten, durch die Christliche Wissenschaft verstehen zu lernen, wie man den Irrtum dadurch vernichten kann, daß man das Denken darüber erhebt und beharrlich und freudig — hier und jetzt — nach einem klareren Verständnis von der Allerhabenheit der Wahrheit ringt.

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