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Mehr oder weniger

Aus der November 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Prediger Salomo lesen wir (3:14, 15): „Ich merkte, daß alles, was Gott tut, das besteht immer: man kann nichts dazutun noch abtun; und solches tut Gott, daß man sich vor ihm fürchten soll. Was geschieht, das ist zuvor geschehen, und was geschehen wird, ist auch zuvor geschehen; und Gott sucht wieder auf, was vergangen ist.“ Da Gott, das Gemüt, Alles-in-allem ist, kann es nicht mehr oder weniger als Gemüt und die Idee des Gemüts, den Menschen, geben. Zu der göttlichen Wirklichkeit kann nichts hinzugefügt werden, und es kann nichts davon weggenommen werden.

Die Menschheit scheint mehr Gutes zu bedürfen; aber ihr wirkliches Bedürfnis ist, zu erkennen, daß das Gute alles ist. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß verbesserte Zustände in Wirklichkeit bedeuten, daß ein begrenzter Gesichtspunkt einem unbegrenzten Gesichtspunkt weicht. Vom Standpunkt des christlich-wissenschaftlichen Heilens aus stellen sie das Erlangen eines besseren Verständnisses des Geistes dar — ein Erkennen der Dinge mehr wie sei wirklich sind. Der Nebel der Materialität verzieht sich. Ein beschränkter Gesichtspunkt, der auf der falschen Vorstellung beruht, daß es mehr oder weniger von Gott geben könne, scheint etwas zu erzeugen, was nicht wahrhaft ist. Seine Schöpfungen sind nicht wirklich; sie sind falsche Auffassungen der Wirklichkeit.

Die Christliche Wissenschaft befähigt uns, den rechten Gesichtspunkt von der Wirklichkeit zu haben und falsche Auffassungen zurückzuweisen. Im Licht dieser Wissenschaft können wir ungeachtet dessen, was der irrige Sinn sagt, die geistige Tatsache sehen. Wir können sehen, daß nichts zu Gottes Schöpfung hinzugefügt noch von ihr hinweggenommen worden ist.

In „Nein und Ja“ schreibt Mary Baker Eddy (S. 24): „Die Ansprüche des Bösen werden in der Christlichen Wissenschaft nicht nur weniger sondern auch mehr als in den menschlichen Philosophien und Glaubensbekenntnissen“. Diese Ansprüche bieten sich als Gewinn oder Verlust, als Sicherheit oder Gefahr dar. Gewöhnlich machen sie sich geltend als das Erlangen oder Verlieren von Gesundheit, Vermögen, Charakterstärke und so weiter, als ob der unendliche Gott, das Gute, für den Menschen mehr oder weniger als Gott werden könnte. In „Miscellaneous Writings“ (S. 239–241) ist ein Aufsatz von Mrs. Eddy: „Ich habe eine Erkältung bekommen“. Es wird darin erzählt, wie ein kleines Mädchen dies erklärte, offenbar voller Stolz, an einer allgemeinen weitverbreiteten Grippe teilzunehmen. Der Ausdruck „ich habe bekommen“ wird oft mit Bezug auf Krankheit gebraucht.

Einmal überwältigte mich plötzlich eine heftige, körperliche Beschwerde. Ich hatte am nächsten Tag eine Verabredung, die ich einhalten mußte. Da ich mir selber nicht helfen konnte, wandte ich mich an einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber. Über den Fernsprecher kam die Botschaft: „Wie könnte Ihnen etwas hinzugefügt werden?“ Sofort erkannte ich die der Frage zugrunde liegende Wahrheit, und es fiel mir der Vers aus dem Prediger ein: „Man kann nichts dazutun noch abtun.“ Ich war augenblicklich geheilt. Ich sah, daß zu Gott nichts hinzugefügt werden konnte. Gott bekommt nie etwas, und der Mensch bekommt auch nichts, da er Gottes Idee ist. Gott fügt nichts zu sich selber hinzu, somit kann der Mensch es auch nicht tun. Der Mensch kann keine Krankheit bekommen.

Bekommen oder anhäufen ist oft eine Form des menschlichen Willens. Der menschliche Wille nimmt sich entweder vor, etwas zu bekommen, oder er ist bestrebt, daß jemand anders nicht bekommen soll. Er sucht entweder zu erlangen oder fürchtet zu verlieren. Dies führt natürlich immer zu Vereitelung, weil auf dem Glauben an ein von Gott getrenntes Leben beruhende Bestrebungen eine falsche Grundlage haben und vergeblich sein müssen. Wer einen falschen Ichbegriff überwindet und Gottes Willen geschehen läßt, da er weiß, daß Gott Seinem ganzen Wesen nach Seinen Willen im Menschen ausdrückt, hat Gleichmut, Würde, Demut und Zuversicht. Er weiß unbedingt, daß der Mensch vom Gemüt erhalten wird. Er erlebt nicht Vereitelung, sondern Entfaltung und Fortschritt.

Jesus sagte (Joh. 10:11): „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Dieses Leben in voller Genüge ist nicht die Folge des Erwerbens, sondern es ist das unaufhörliche, fortschrittliche Anerkennen und Entfalten des schon gegenwärtigen Guten. Sagte Jesus nicht auch (Luk. 17: 20, 21): „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch“? Das Himmelreich ist das Bewußtsein des Menschen. Daher ist es hier und jetzt gegenwärtig. Das getrübte Wahrnehmungsvermögen sieht es nur nicht.

Der große Lehrer heißt uns, nicht persönliche Dinge zu suchen oder uns um sie zu sorgen. Er zeigt uns, daß wir nicht versuchen dürfen, vom Standpunkt des Erwerbens aus zu arbeiten, oder materielle Dinge zu demonstrieren zu suchen, sondern daß wir nach dem Reich Gottes, jenem reinen Bewußtseinszustand, der das Himmelreich in uns ist, trachten müssen. Dann mag es dem menschlichen Sinn scheinen, als ob Dinge hinzugefügt würden; aber in Wirklichkeit ist nichts erworben oder hinzugefügt worden; wir haben nur mehr von der Gegenwart der Unendlichkeit erkannt.

Vom Standpunkt Gottes, des Geistes, aus besteht die Wirklichkeit aus Ideen, und alle Ideen haben Wesenheit. In unserem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mrs. Eddy (S. 264): „Wenn die Sterblichen richtigere Anschauungen über Gott und den Menschen gewinnen, werden zahllose Dinge der Schöpfung, die bis dahin unsichtbar waren, sichtbar werden. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß Leben Geist ist, nie in, noch von der Materie, so wird sich dieses Verständnis zur Selbstvollendung erweitern und alles in Gott, dem Guten, finden und keines andern Bewußtseins bedürfen.“

Die Sünde stellt den Anspruch dar, daß es ein Gemüt außer Gott gebe, ein Gemüt, das entweder minderwertiger als Gott oder Ihm überlegen ist. Woher haben wir dies andere Gemüt? Wo jemand, der beim Rechnen Fehler macht, das andere Einmaleins herhat, aus dem vermeintlichen Reich falscher Annahmen. Da Gott, das Gute, Alles-in-allem und unendlich ist, gibt es kein Böses. Sünde jeder Art ist für den wahren Menschen so unmöglich wie für Gott.

Wer eingebildet ist, glaubt, er habe von einer gewissen Eigenschaft des Gemüts mehr als jemand anders. Einbildung und Eifersucht sind so sinnwidrig wie der Gedanke, daß jemand vom Alphabet mehr haben könne als jemand anders. Neid ist der Glaube, daß jemand anders eine Eigenschaft oder einem Besitz habe, den der Neider nicht hat. Er scheint sich nicht bewußt zu sein, daß der Mensch immer alles besitzt, weil sein Bewußtsein die Widerspiegelung des All-Gemüts, Gottes, ist.

Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 109): „Die drei großen Wahrheiten des Geistes: Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit — Geist, der alle Macht besitzt, der allen Raum erfüllt, der alle Wissenschaft ausmacht — widersprechen auf immer der Annahme, daß die Materie etwas Tatsächliches sein kann.“ Wenn die Materie nichts Tatsächliches ist, dann hat sie kein Dasein. Die Materie ist eine Unwahrheit. Eine Unwahrheit zu glauben führt zu Disharmonie. Aber durch das Verständnis der Wahrheit von Mrs. Eddys Worten am Anfang dieses Abschnitts kann die Unwirklichkeit der Materie bewiesen werden. Die Randüberschrift dieses Abschnitts lautet: „Gottes Allheit verstanden.“ Die Vergegenwärtigung der „drei großen Wahrheiten des Geistes“ führt zur Harmonie des Geistes. Diese Harmonie schließt Gesundheit, Fülle und Güte in sich.

Allmacht, eine der drei großen Wahrheiten, bedeutet, alle Macht zu besitzen. Der Mensch besitzt, was Gott hat, weil er Gott zum Ausdruck bringt oder widerspiegelt. Der Mensch besitzt nur durch Widerspiegelung; daher hat der Mensch keine Eigenschaft, die Gott nicht hat. Der Mensch ist nie schwach oder furchtsam; denn er spiegelt die Allmacht wider.

Da Gott allgegenwärtig ist, bekundet der Mensch als Gottes vollständiger Ausdruck Allgegenwart. Der Mensch kommt also nie zu spät, ist nie abwesend. Er ist immer in der Gegenwart Gottes. Er tut immer Gottes Willen, erfüllt immer Seinen Vorsatz. Der Mensch ist sich immer vollkommener Fähigkeiten. Eigenschaften und Merkmale bewußt, weil er die große Wahrheit der Allwissenheit, alles Wissens, widerspiegelt. Mithin ist sich der Mensch, die göttliche Idee des Geistes oder Gemüts immer der Wirklichkeit bewußt; er ist nie unwissend. Er bekundet das allwissende Gemüt.

Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wir diese absoluten Wahrheiten anwenden können. Heute können wir lernen, daß „mehr“ oder „weniger“ nichts zu tun hat mit der Unendlichkeit, dem vollkommenen und ewigen Gott, in dem der Mensch lebt.

Wer zu uns über einen falschen Zustand spricht, gleichwohl ob er sich dabei auf sich selbst oder jemand anders bezieht, hat ihn zugegeben. Wir werden ebenfalls versucht, ihn zuzugeben. Dann ist es an der Zeit, uns zu fragen und darauf zu achten, ob wir dem lügenden sterblichen Gemüt oder dem unendlichen göttlichen Gemüt lauschen. Wir dürfen dem sterblichen Gemüt nicht zustimmen. Wir dürfen nur wissen, was das Gemüt, das die Liebe ist, sagen, sehen oder hören kann. Wir müssen „stille sein und erkennen“. Wir müssen wissen, daß wir nicht zu dem Glauben verleitet werden können, daß etwas zu uns hinzugefügt oder weggenommen worden ist. Die Widerspiegelung des Gemüts, der Mensch, braucht nichts zu erlangen und kann nichts verlieren in der Unendlichkeit. Die Unendlichkeit ist absolut. Es kann kein mehr oder weniger von der Unendlichkeit, von Gott, geben.

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