„Der Punkt, über den sich jeder zu entscheiden hat, ist der: Ist das sterbliche Gemüt ursächlich oder das unsterbliche Gemüt. Wir sollten die Basis der Materie für die metaphysische Wissenschaft und deren göttliches Prinzip aufgeben.“ Zur Zeit, als Mary Baker Eddy diesen Ausspruch niederschrieb (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 195), hatte sie mit ihrem hervorragenden Heilen der Kranken durch nur geistige Mittel bewiesen, daß das unsterbliche Gemüt die große und einzige Ursache ist. Daher konnte sie mit Autorität sagen, wir sollten die Basis der Materie aufgeben.
Es ist aufschlußreich, daß Mrs. Eddy sagt, jeder einzelne von uns müsse für sich selbst entscheiden, ob das sterbliche Gemüt oder das unsterbliche Gemüt ursächlich sei. Natürlich ist es unmöglich, zu einer richtigen Schlußfolgerung zu gelangen, wenn nicht von einer richtigen Prämisse ausgegangen wird. Bei der Betrachtung dieses Themas darf daher nicht übersehen werden, daß die Bezeichnung sterbliches Gemüt auch Materie bedeutet, nämlich alles, was der Disharmonie und dem Verfall unterworfen ist. Unsterbliches Gemüt ist die Bezeichnung für Gott, das unendliche Prinzip, den einzigen Schöpfer, der keine Disharmonie und Entartung kennt, sondern sich nur seines eigenen beständig harmonischen Wesens bewußt ist.
Ob man sich als das Erzeugnis des sterblichen Gemüts oder des unsterblichen Gemüts betrachtet, spiegelt sich nicht nur in den Handlungen wider, sondern auch in jedem Gedanken. Ist man überzeugt, daß man in seinem tatsächlichen Sein geistig unkörperlich ist, so wendet man sich an Gott im ernsten Bemühen, mehr von Ihm zu lernen und zu beweisen, daß man Ihm gleich ist. Nimmt man dagegen an, man sei materiell, das Erzeugnis des sterblichen Gemüts, so beschäftigt sich das Denken mit dem Erwägen materieller Heilmittel, wie Klima, dem Einfluß von Nahrung und Luft auf den Körper, und auch mit der beständigen Betrachtung von Personen, Verhältnissen und Zuständen. Daß Gott, das unsterbliche Gemüt, der einzige Schöpfer ist, und daß Seine Schöpfung einschließlich des Menschen, geistig ist, muß von jedem Christlichen Wissenschafter als Tatsache bewiesen werden.
Für den, der sich für das unsterbliche Gemüt als die einzige Ursache entscheidet, wird es offensichtlich, daß Krankheit und Disharmonie nicht von Gott herrühren, sondern von falschen Annahmen, falschen Gedanken. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß im Verhältnis, wie diese falschen Gedanken abgelegt und durch geistige Wahrheiten ersetzt werden, die irrtümlichen Wirkungen verschwinden. Ein junger Anhänger der Wissenschaft hatte diese Idee erfaßt, als er schlicht sagte: „Wenn Krankheit durch falsches Denken verursacht wird, dann kann sie durch Gott-inspiriertes Denken berichtigt werden.“
Diejenigen, die die fundamentale Wahrheit, daß die Ursache Geist und daher die Wirkung geistig ist, nicht angenommen haben, verstehen oft die Schlußfolgerungen nicht, zu denen die Christlichen Wissenschafter logischerweise gelangen und werden verwirrt durch die beständig vollbrachten Demonstrationen des Heilens. Wenn die Beweisführung nicht von einer korrekten Prämisse ausgeht, werden die Christliche Wissenschaft und die Christlichen Wissenschafter oft mißverstanden. Es wird zum Beispiel manchmal gesagt, die Christlichen Wissenschafter gebrauchten keine Ärzte. Doch die Christlichen Wissenschafter nehmen ohne Vorbehalt die Wahrheit an, daß Gott der große und einzige Arzt ist. Im Psalm (103:2, 3) lesen wir: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen.“
Ebenso wird manchmal von denen, die wenig oder gar kein Verständnis von der Christlichen Wissenschaft haben, gesagt, die Christlichen Wissenschafter gebrauchten keine Medizin, während tatsächlich Gemüt ihre Medizin ist. Mrs. Eddy sagt (Miscellaneous Writings, S. 268): „Gottes Arzneimittel für die Kranken sind Dosen Seiner eigenen Eigenschaften“. Einige dieser Eigenschaften sind Güte, Liebe, Intelligenz, Verständnis, Gesundheit. Dosen Seiner Eigenschaften müssen eingenommen werden, um den Glauben an deren Gegenteile wie Böses, Selbstsucht, Beschränktheit, Unwissenheit, Krankheit aufzuheben. Erkennen, daß Gesundheit, Freudigkeit, Versorgung, Zufriedenheit von Gott kommen, bedeutet, sich etwas mehr wahrer Gesundheit nähern.
Mrs. Eddy bezieht sich an verschiedenen Stellen in ihren Schriften auf Gemüt, Gott, als auf die Medizin, die uns vom Bösen befreit. Dieses Heilmittel macht uns von der Voraussetzung frei, daß wir gebunden sind und uns mental nicht zum Verständnis des wahren Seins erheben können; sie erlöst uns von dem Mesmerismus, der uns glauben machen möchte, wir seien unfähig, unsere wahre Verbindung mit Gott zu erfassen und zu demonstrieren. Gemüt zeigt der Menschheit den Weg, der Krankheit und dem Leiden zu entrinnen. Geistig rechtes Denken löscht die Vorstellung aus, der Mensch sei materiell, und vernichtet auf diese Weise die Wirkungen des irrigen Denkens, allgemein Sünde, Krankheit und Unzufriedenheit genannt. Wer einmal erkannt hat, daß allein das unsterbliche Gemüt Ursache ist, ist gezwungen, das ganze Gewicht seines Denkens auf die Seite des Geistigen zu verlegen.
Eine Frau, jetzt Ausüberin der Christlichen Wissenschaft, erzählte mir von ihrem Vater, der an einer anerkannten medizinischen Hochschule Medizin studiert hatte. Als sie noch Kind war, glaubte ihr Vater fest an die Wirksamkeit von Arzneien und verordnete sie seiner Familie. Damit bewies er seine Überzeugung, daß Materie die Ursache ist. Später kamen ihm Zweifel, ob es ratsam sei, so viel Medizin zu geben. Er fing an, sich für die Homöopathie zu interessieren und verdünnte nun die Arzneien in solchem Maße, daß die Dosis, die er eingab, fast nur noch Wasser war. Er selbst fühlte, daß dies einen großen Schritt vorwärts bedeutete.
Nach Jahren, als seine Tochter längst erwachsen und gerade krank war, besuchte er sie eines Tages und sagte ihr voll Freude: „Endlich habe ich den einzig wahren Arzt gefunden, Gott; und Seine Medizin ist das immer wirkende Gemüt!“ Er schilderte ihr, wie wundervoll ihm die Christliche Wissenschaft in der kurzen Zeit, die er sie kannte, geholfen hatte. Er gab ihr das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“, setzte sich neben sie und las ihr aus diesem Buch vor. Nicht lange danach fühlte sie sich wohl genug, um aufzustehen und das Mittagessen für ihn zu bereiten. Er bat sie, das Lehrbuch zu studieren und führte aus, wie viele lediglich durch das Lesen dieses Buches geheilt worden waren. Auch sie wurde an diesem Nachmittag geheilt, und nur dadurch, daß sie es vorlesen hörte.
Dieser neue Christliche Wissenschafter hatte seine Annahme überwunden, daß das sogenannte sterbliche Gemüt die Ursache sei, und sich infolgedessen restlos dem unsterblichen Gemüt zugewandt. Diese feste Überzeugung befähigte ihn, nicht nur sich selbst zu helfen, sondern auch das Werkzeug bei der Heilung eines andern zu sein. Jeder von uns kann das gleiche tun.
Um heilen zu können, darf man nie die Tatsache aus den Augen verlieren, daß das unsterbliche Gemüt die einzige Ursache ist. Irgend etwas, das nicht teilhat an der restlos guten Natur des unsterblichen Gemüts, ist ohne Ursache und muß eine Illusion sein. Mit andern Worten, seine Basis ist Materie und muß deshalb aufgegeben werden.
In dem Verhältnis, wie wir in diese grundlegenden Wahrheiten von Gott und dem zu Seinem Bilde erschaffenen Menschen eindringen, entdecken wir, wie das Gemüt als Heilmittel angewendet wird. Und als Ergebnis hiervon wird uns selbst geholfen und werden wir das Werkzeug bei der Heilung derer, die krank und unglücklich sind. Jedem kann geholfen werden, der willens ist, sich vom Schöpfungsbegriff eines sterblichen Gemüts zu lösen und sich der Tatsache zuzuwenden, daß Gott, Gemüt, der einzige Schöpfer ist, und daß alles, was Er gemacht hat, gut ist.
Richtiges, heilendes Denken ist mehr, als nur gutes, menschliches Denken. Es ist geistiges Wissen, das die Kundwerdung des Bösen, die um Anerkennung wirbt, zerstört. Dieses Wissen, daß Gott, das Gute, Alles ist, daß Gemüt und die Idee des Gemüts jetzt vollkommen sind und es immerdar waren, vernichtet die Suggestion des Bösen, die den Anspruch erhebt, diese immergegenwärtige Tatsache ändern zu können.
Die Christlichen Wissenschafter haben Zugang zu dem vollkommenen und wahren Arzt, der bei keinem Fall versagt. Ihre Medizin, das ursprüngliche und wirksamste Heilmittel, das es je gab, wirkte in alten Zeiten, wie heute noch. Sie hat viele Leidende geheilt und heilt sie täglich von höchst beunruhigenden Zuständen. Diese Medizin, das Gemüt, vernichtet jedes Anzeichen einer Krankheit und beweist damit, daß der ursprüngliche und von Gott geschaffene Zustand des Menschen vollkommen und harmonisch ist.
Ist es verwunderlich, daß die Christlichen Wissenschafter begeistert und glücklich sind und das Bedürfnis haben, auch andern mitzuteilen, wie sie unseren großen Arzt besser verstehen und lernen können, das vollkommene Heilmittel, Gemüt, anzuwenden?
