In einem Aufsatz, den Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, einst für die Zeitung New York World schrieb, und der nun in ihrem Buch „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ erscheint, sagt sie (S. 259, 260): „Die Weihnacht achtet den Christus zu hoch, als daß sie sich nur zeitlichen Mitteln und Zwecken hingeben könnte. Sie stellt die ewig sich mitteilende Seele dar, die nur in Harmonie zu finden ist, nur in der Schönheit und Fülle des nie-endenden Lebens — in der Wahrheit, die Leben ist, das Leben, welches die Menschheit heilt und errettet. Eine ewige Weihnacht würde die Materie zu etwas Fremdem, wenn nicht zu einem Phänomen machen, und die Materie würde sich ehrfurchtsvoll vor dem Gemüt zurückziehen. Die Tyrannei des materiellen Sinnes oder der Fleischlichkeit würde vor solcher Wirklichkeit fliehen, um der Substanz Raum zu geben, under der Schatten der Leichtfertigkeit und Ungenauigkeit des materiellen Sinnes würde verschwinden.“ Und sie fährt fort: „Die Grundlage der Weihnacht ist der Fels, Christus Jesus; ihre Früchte sind Inspiration und geistiges Verstehen der Freude und Fröhlichkeit — nicht auf Grund von Überlieferung, Brauch oder materiellem Genießen, sondern auf Grund der fundamentalen und beweisbaren Wahrheit, auf Grund des Himmels in uns.“
Die Betrachtung der geistigen Bedeutung von Weihnachten fördert bei jedem Christlichen Wissenschafter das erneute Bemühen, die Freude und Inspiration zu demonstrieren, die das Verständnis von der Gotteskindschaft des Menschen unweigerlich gibt. Die Weihnachtszeit bietet uns Gelegenheit, unsere Hingabe zu erneuern bis zum vollen Erreichen des Christusideals. Sie fordert somit eine vertiefte Würdigung des Lebens und Charakters des großen Beispielgebers und dessen, was sein Kommen für die Menschheit heute bedeutet. Im Glossarium des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 589) gibt Mrs. Eddy die folgende Definition von „Jesus“: „Der höchste menschliche, körperliche Begriff von der göttlichen Idee, die den Irrtum rügt und zerstört und die Unsterblichkeit des Menschen ans Licht bringt.“
Das Feiern vom Geburtstag des Heilands regt auch zur ernsten Überlegung an, in wie weit wir uns Jesu Leben und Charakter angleichen. In welchem Maße wird der Christus in unserem Leben widergespiegelt? Kommt der Christus in unserm Heim, in unsern Kirchentätigkeiten und Geschäftsbeziehungen zum Ausdruck? Beweisen wir in gewissem Maße, daß, wie Jesus erklärte, das Himmelreich inwendig in uns ist, mit andern Worten, daß wir das subjektive Bewußtsein des harmonsichen und vollkommenen Seins besitzen? Lernen wir durch unser Studium der Christlichen Wissenschaft jenes Bewußtsein der Vollkommenheit zu beanspruchen, in das nichts eindringen kann, „das da Greuel tut und Lüge“? Die Demonstration des Christus erfordert unentwegtes Festhalten an der absoluten Wahrheit des Seins, denn das Christusbewußtsein kennt nur das Wirkliche, Vollkommene und Ewige, und von dieser göttlichen Erhabenheit aus spricht es dem Mutmaßlichen, dem Problematischen, ja allen materiellen und sterblichen Annhmen jede Wirklichkeit ab.
Wenn uns das falsche mentale Bild einer von Zwietracht und Disharmonie zerrissenen Welt entgegentritt — wie es heutzutage der Fall ist — und wir uns vor die große Notwendigkeit gestellt sehen, dies als unwirklich zu beweisen, dann sollten wir uns an die Weise der himmlischen Heerscharen erinnern, die bei Jesu Geburt erklang: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ (Luk. 2:14)! Wir beweisen heute unser Wohlwollen gegen die Menschheit durch unsere Bereitschaft, das Verständnis des Christus, wie die Christliche Wissenschaft es verleiht, allüberall in die hungernde Menge zu tragen. Es ist unser Vorrecht, unseren Dank vernehmbar zu äußern und von den Segnungen zu sprechen, die der Christus, die Wahrheit, jedem einzelnen von uns gebracht hat. Auch im Stillen können wir an der Einheit des Seins festhalten und sie behaupten; das Verständnis von ihr erweckt die Menschheit zu ihrer wahren Kindschaft in Christo.
Unser unentwegtes Behaupten, daß alle Ideen des Gemüts im universalen Sein in liebevoller und friedlicher Beziehung zu einander stehen, weist den Weg, auf dem Friede und Wohlwollen menschlich bekundet werden können. Ist das nicht unsere wertvollste Weihnachtsgabe an die Menschheit, daß wir das Christusbewußtsein aufrichten, in welchem wir alle eins und unendlich sind? In der Einheit des Seins ist niemand von der Demonstration seiner wahren geistigen Kindschaft ausgeschlossen. Das ewige Kommen des Christus, der Wahrheit, wird erkannt, wenn jeder Mensch seine geistige und ewige Identität als Kind oder Idee Gottes wahrnimmt und die falsche Annahme aufgibt, daß er je im Fleisch geboren war.
Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß Christus als die geistige Idee unendlich und allgegenwärtig ist. Er steht und klopft an die Tür jedes menschlichen Bewußtseins. Überall in den weiten Bereichen der Erde beantwortet der Christus den Ruf eines jeden aufrichtigen Suchers nach geistigem Licht.
Die geistige Bedeutung der Weihnacht bringt uns erneut in Erinnerung, daß Liebe das Leitmotiv im Leben und im Heilungswerk des Meisters war und heute die Grundlage der Demonstration des Christus ist. Die göttliche Liebe, die keine Feinde kennt, hält alle ihre Ideen in der Einheit des allharmonischen Seins umschlossen. Dieses Verständnis weist den Weg zur Demonstration des Friedens, welcher höher ist, denn menschliche Vernunft. Es kündet die Erfüllung von Michas Prophezeiung (4:2, 3): „Viele Heiden werden gehen und sagen: Kommt, laßt uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns lehre seine Wege und wir auf seiner Straße wandeln! Denn aus Zion wird das Gesetz ausgehen und des Herrn Wort aus Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden strafen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben und werden nicht mehr kriegen lernen.“
In seinem Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, offenbart der Meister die Bedeutung wahrer Bruderschaft, in der die Einheit der Liebe die Kinder Gottes verbindet; und wenn wir diesem Gebot gemäß leben, kann Christus als der Friedefürst jetzt demonstriert werden. Mit schönen und symbolischen Worten schildert der Prophet Jesaja das Kommen der Christusidee (9:6, 7): „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig- Vater, Friedefürst; auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl Davids und in seinem Königreich, daß er's zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.“
Die Christusidee wird somit als die ewige Offenbarung der Wahrheit an die Menschheit erkannt. Wenn die Herrlichkeit der geistigen Idee im menschlichen Bewußtsein aufdämmert, erscheint sie in der Tat wundervoll und doch göttlich natürlich, weil Christus der Ausdruck vom Wesen Gottes ist. Denen, die sie aufnehmen, verleiht sie göttliche Macht und Weisheit. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß in dem Maße, wie sich das Verständnis der unkörperlichen geistigen Idee entfaltet und demonstriert wird, sich dies mehr und mehr in einer gerechten und unbestechlichen Regierung vergegenständlichen und damit zeigen wird, daß die Grundlage aller Regierung tatsächlich auf den Schultern derer ruht, die den Christus demonstrieren.
Gemäß den Erklärungen des Propheten ist Christus jetzt und immerdar der Friedefürst, bei dessen Erscheinen die Drohungen und Befürchtungen der mörderischen Kriege verschwinden müssen. Mrs. Eddy schreibt (Miscellany, S. 278, 279): „Das Prinzip aller Macht ist Gott und Gott ist Liebe. Was auch immer in das menschliche Denken und Handeln ein Element bringt, das der Liebe entgegengesetzt ist, ist niemals vonnöten, niemals ein Bedürfnis, und wird nicht vom Gesetz Gottes, dem Gesetz der Liebe, gutgeheißen. Der Gründer des Christentums sagte:, Meinen Frieden lasse ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt‘. Die Christliche Wissenschaft bekräftigt Christi Worte und Taten.“ Und weiter sagt sie: „Gott ist der unendliche Vater; und wenn diese große Wahrheit in ihrer göttlich metaphysischen Bedeutung verstanden wird, wird sie die Bruderschaft der Menschen aufrichten, Kriege beenden, und jene Verheißung:, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen‘ demonstrieren.“