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Die Zeit ist gekommen

Aus der Juni 1953-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Gute kann nicht aufgeschoben werden. Der Urquell alles Guten ist Gott, und Er offenbart sich immerwährend; zur Stunde, da wir uns vertrauensvoll an Ihn wenden, ist Er gegenwärtig, um uns zu segnen. Der Kranke, den Jesus am Teiche Bethesda heilte, hatte 38 Jahre auf seine Erlösung gewartet, die nie kommen wollte. Seine Erfahrung wurde plötzlich umgewandelt von klagendem Selbstbedauern zu hoher Freude, als er jenem Gebot des Meisters gehorchte: „Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!“ (Joh. 5:8.) Äußerlich hatte die Szene sich nicht verändert. Hier war noch der Teich mit seinem geheimnisvollen Heilquell; auch die „vielen Kranken“ waren immer noch da; und die fünf Hallen waren noch da. Was war geschehen, um die Heilung zu bewirken? Nur das: der Christus war gekommen. Dem traurigen Anblick, den die körperlichen Sinne darboten, gestand unser Meister weder Gegenwart, Vergangenheit noch Zukunft zu. Dies erweckte im Herzen wenigstens eines Leidenden eine entsprechende Intuition. Die Zeit für die Heilung war gekommen, denn die Zeit für Gesundheit und Stärke ist immer gegenwärtig.

Die Lehren der Christlichen Wissenschaft sind alle in der Zeitform der Gegenwart geschrieben. Man braucht nur irgendeine Seite des Buches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy aufzuschlagen, um sich hiervon zu überzeugen. Jeder Christliche Wissenschafter sollte daher wachsam darauf achten, daß er seine eigenen Schlußfolgerungen dementsprechend zieht. Der erste Satz im Vorwort zu „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. vii) lautet: „Für alle, die sich auf den erhaltenden Unendlichen verlassen, ist das Heute reich an Segnungen.“ Die Illusionen von Zeit und Raum, Irrlichter der Sinne, verlocken uns beständig mit schimmernden Verheißungen zukünftiger Ziele, die wir niemals erreichen werden. Die Zeit ist gekommen, das Gute als die gegenwärtige Tatsache anzuerkennen — eben da, wo wir gerade sind.

Kurz nachdem ich das Studium der Christlichen Wissenschaft aufgenommen hatte, bat mich ein Nachbar, ein Mitglied seiner Familie von einer körperlichen Beschwerde zu heilen. Ich war unweise genug, mich von der angeblichen Geschichte der Krankheit beeindrucken zu lassen. Es war ein langjähriges Leiden, und obwohl es nicht als lebensgefährlich betrachtet wurde, bestand die Annahme, daß es nur selten durch ärztliche Behandlung geheilt werden könne. Mit Eifer und aller Aufrichtigkeit nahm ich die Behandlung auf; und ich setzte die Arbeit mit einigen Unterbrechungen drei Jahre lang fort, ohne bemerkenswerten Fortschritt im Befinden des Patienten feststellen zu können. Dann erst gingen mir die Augen auf, und ich erkannte den Irrtum, der meinen Blick getrübt hatte. Ich sah ein, daß ich blind das falsche Argument angenommen hatte, daß es sich hier um einen kranken Sterblichen handelte, den die Christliche Wissenschaft wahrscheinlich nicht schnell — wenn überhaupt — heilen konnte. Sobald diese Offenbarung erschien, verschwand die irrige Auffassung vom Menschen. Eine vollständige Heilung war die sofortige Folge.

Hier war eine Erfahrung, die mich in der unvergeßlichen Art und Weise der Liebe eine wichtige Lektion in der Christlichen Wissenschaft lehrte. Die geliebte Entdeckerin und Gründerin dieser Wissenschaft hat diese Lektion in einem schönen Wort in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 55) zusammengefaßt: „Die Zeit für das Wiedererscheinen des göttlichen Heilens erstreckt sich auf alle Zeiten; und wer immer sein irdisches All auf dem Altar der göttlichen Wissenschaft niederlegt, trinkt heute von dem Kelch Christi und wird mit dem Geist und der Kraft des christlichen Heilens angetan.“

Die herkömmlichen menschlichen Annahmen, einschließlich der Sünde, der Krankheit und des Todes, stehen nicht im Einklang mit den Tatsachen der Wissenschaft. Der Leidende, der einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber zu Hilfe ruft, sucht Befreiung von einer dieser herkömmlichen Annahmen. Ihm mag es so scheinen, als ob ein kranker Körper Heilung benötige. Was er wirklich braucht, ist, aus seiner Furcht vor Krankheit zu einer klareren Erkenntnis vom wahren geistigen Selbst des Menschen erhoben zu werden. Es gibt keine bessere Zeit für diese Erhebung als das Jetzt. Sie wird von der unwandelbaren und nie endenden Wirksamkeit des Christus, der Wahrheit, in uns entfaltet.

Mrs. Eddy definiert den „Christus“ in einem kurzen einfachen Satz (Wissenschaft und Gesundheit, S. 583): „Christus. Die göttliche Offenbarwerdung Gottes, die zum Fleisch kommt, um den fleischgewordenen Irrtum zu zerstören.“ Der Christus „kommt“. Wieder die Zeitform der Gegenwart. Der Christus „kommt zum Fleisch“. Das bedeutet kein Übersehen der menschlichen Notdurft oder der Erscheinungen von Krankheit und Sünde. Der Christus kommt zu keinem andern Zweck, als zu erlösen und wiederherzustellen. Er kann nichts weniger tun als den Irrtum zerstören. Die Christliche Wissenschaft offenbart der Menschheit das göttliche Prinzip, das aus sich selbst besteht und sich selbst durchsetzt. Nichts kann hinzugefügt werden zu der Vollständigkeit dieser Offenbarung, nichts kann ihre Kraft vermindern. Das Prinzip findet Ausdruck in geistigem Verständnis, welches alles zurückweist, was seine Wirklichkeit bestreitet. Da das Prinzip seinem Wesen nach unendlich ist, sollte es nicht in endlichen, persönlichen Vorstellungen gesucht werden. Die Sterblichen müssen sich über den falschen Aufbau ihrer Befürchtungen und Begrenzungen erheben, um einen Schimmer von dem Christus zu erhaschen. Wie schwach er auch sein mag — er genügt, um uns den Weg zu weisen. Die Heilung erfolgt, sobald es erkannt wird, daß die Zeit für das Erscheinen des Christus gekommen ist.

Unter den ersten Christen gab es viele, die eifrig auf die Wiederkehr der körperlichen Gegenwart Christi Jesu warteten. Sie hatten sich noch nicht freigemacht von der herkömmlichen menschlichen Annahme, daß das Gute in persönlicher, körperlicher Form und innerhalb eines engen Rahmens von Zeit und Raum erscheinen muß. Entmutigung und Enttäuschung waren damals und immer seitdem das Ergebnis solch einer verdunkelten Auffassung. Der Apostel Petrus erkannte diesen Irrtum und machte es sich zur Aufgabe, diese so unfruchtbare Vorstellung vom Christus zu berichtigen. In seinem zweiten Brief schreibt er von den „Spöttern“, die sagen (3:4): „Wo ist die Verheißung seiner Zukunft? denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Kreatur gewesen ist.“ Und er fährt fort, seine Leser mit der geistigen Erklärung der göttlichen Offenbarwerdung zu ermutigen: „Aus Mutwillen wollen sie nicht wissen, daß der Himmel vorzeiten auch war ... bestanden durch Gottes Wort.“ In der Tat — der Christus hat uns niemals verlassen. „Durch Gottes Wort“, durch das Wirken des unendlichen Prinzips bleibt alles, was gut ist, alles, was wirklich ist, ewig vollkommen und ist ewig unser eigen.

Die Obertöne und Untertöne der göttlichen Gnade finden Wiederhall in jedem menschlichen Herzen. Sie beschwichtigen die qualvolle Angst, daß es nur für die Auserwählten Erlösung und Heilung gebe, während die anderen bestimmt seien, zu sündigen, zu leiden und zu vergehen. Die Zeit ist gekommen, wo alle dank der Christlichen Wissenschaft ihre wahre Individualität in dem immer gegenwärtigen Christus, der Wahrheit, finden und sich der heilenden Berührung bewußt werden können. Resignation im Unglück, Auflehnung gegen widrige Umstände, Zerknirschung über Fehler der Vergangenheit, angeborene oder angenommene Neigungen zum Bösen — dies alles kann uns nicht von der Liebe Gottes scheiden. Die Demonstration dieser Tatsache erheischt besondere Arbeit. Die Botschaft des Christus ändert sich niemals; sie ist die Gleiche für alle. Sie sagt einfach: „Sei geheilt!“ Die Zeit ist gekommen, wo wir sagen können: „Ich bin geheilt.“ Sollten wir noch ein Widerstreben fühlen, diese Antwort zu geben, so wird es weichen, wenn wir im zuversichtlichen Gebet Anspruch erheben auf unsere Gotteskindschaft, unsere Abstammung vom göttlichen Prinzip des Menschen, der Liebe.

Wartezeit braucht nicht vergeudete Zeit zu sein. Jeder Augenblick vergeistigten Bewußtseins und Strebens ist von Gott inspiriert. Durch Widerspiegelung schließt er die Kraft in sich, zu wachsen, zu blühen und Früchte zu tragen. Es handelt sich hier nicht um einen Wettlauf mit der Krankheit, die unserm Leben ein Ende zu machen droht; mit der Versorgung, die scheinbar versagen will; mit dem Schatten der Gebrechlichkeit, den vorgerückte Jahre auf uns werfen möchten. Die Zeit ist gekommen, uns zu freuen, daß Gott niemals auch nur einen Augenblick von seiner Offenbarwerdung getrennt ist; daß der Mensch jetzt und immerdar geliebt wird und geliebt wurde von seinem Vater-Mutter Gott, dem einzigen Leben und der einzigen Substanz. Solche Freude zeugt von unserer Treue zu den Lehren unserer teuren Führerin. Sie ist das Sakrament, das unser Leben läutert und uns zu dem Verständnis von des Menschen Einssein mit dem unendlichen Guten erhebt.

Um unsere schwankenden Schritte vor den Fallstricken der Bosheit, Unwissenheit und Furcht zu schützen, gründete unsere geliebte Führerin ihre Kirche und gab uns das Handbuch Der Mutterkirche. Es ist die Kirche, die fest und sicher auf der unerschütterlichen Grundlage demonstrierten Heilens steht. Christlich-wissenschaftliches Heilen liefert stets den Beweis von der Gegenwart des Christus. Wachstum im geistigen Verständnis bringt uns immer der Kirche näher und zieht uns niemals von ihr ab. Wir sollten unsere Gedanken sorgsam bewachen und uns weigern, Suggestionen Einlaß zu gewähren, die uns verlocken, von dem Schutz der christlichen Gemeinschaft abzuirren. Regelmäßiger Besuch der Gottesdienste; tätige, kritiklose Unterstützung der Kirchentätigkeiten; eifriges tägliches Studium der Lektionspredigten aus dem Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft; dankbare Liebe zu unserer Führerin; unverzügliches Benutzen jeder Gelegenheit, anderen zu helfen: das sind die Wegweiser, die wir nicht übersehen dürfen. Die Pfade der Weltlichkeit und der Selbstgefälligkeit können uns nicht irreleiten, wenn wir den geistigen Forderungen der Kirche treu bleiben.

Die Zeit ist gekommen, wo wir verstehen können, daß die Christliche Wissenschaft uns frei macht von abergläubischen Annahmen, die unsern Fortschritt hindern. Güte, Reinheit und Ehrlichkeit öffnen die Pforte, durch die der Christus in unser Leben eintritt. Es gehört zum Wesen des Christus, diesen Eingang zu finden. Es gehört zum Wesen des Menschen, ihn willkommen zu heißen. Johannes, der geliebte Jünger, brauchte nur das leere Grab zu sehen, um die volle Herrlichkeit der Auferstehung in seinem erwartungsvollen Bewußtsein aufdämmern zu fühlen. „Er sah und glaubte es“, berichtet das Johannesevangelium (20:8). Ein anderer Jünger zog vor auf den körperlichen Beweis von seines Meisters Sieg über das Grab zu warten. Auch ihm erschien der auferstandene Christus und zwar in einer Form, die sein zweifelndes Herz überzeugen konnte — doch erst nach acht Tagen des Wartens. Heute wie damals ist die göttliche Offenbarwerdung gleicherweise für uns alle da. Es bedarf nur unserer Selbstverleugnung, unserer Hingabe an den geistigen Sinn, um sie an den Tag zu bringen.

Der Mensch lebt nicht im tierischen Magnetismus noch durch ihn. Er reagiert nicht auf die hypnotischen Einflüsse der körperlichen Sinne. Die Zeit ist für uns gekommen, unsern Standpunkt zu festigen, wenn böse Versuchungen sich Gehör zu verschaffen suchen. Rechttun erfordert mehr als bloß pflichtgetreue Unterwerfung unter den Buchstaben der Zehn Gebote. Es ist das eigentliche Wesen wahren Menschentums, das sich dem göttlichen Geheiß gemäß durchsetzt; und es bringt uns eine Fülle geistiger Eingebungen, die uns alles sagen, was wir zu wissen brauchen. Der menschliche Wille mit seinem verdunkelnden Einfluß will uns verleiten, diesen Eingebungen keine Beachtung zu schenken; doch der erlösende Christus ist immer bereit, die sehnende Hoffnung der reinen Herzen aus der Gefahr zu erretten. Bevor der Christus gekommen ist, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

„Wir sind nun Gottes Kinder“ (1. Joh. 3:2). Der einzige Daseinszweck des Menschen ist, die Wahrheit des Seins widerzuspiegeln. Wir sollten tiefschürfend die Motive ergründen, die uns manchmal davon abhalten wollen, unsern Standpunkt als Christliche Wissenschafter darzulegen. Ein Christlicher Wissenschafter zu sein, bedeutet immer Sicherheit. Es bedeutet, die Ansprüche der Materie und des materiellen Sinnes mit Hilfe unseres Verständnisses von der Allheit Gottes zu bekämpfen. Geistiges Verständnis befähigt uns, siegreich auf der Seite Gottes, des unendlichen Guten, zu streiten. Dies ist die heilige Stätte, wo Gesundheit, Freiheit und Harmonie immer gegenwärtig sind, immer unser eigen. Die Zeit ist gekommen.

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