Es ist ermutigend zu erkennen, daß für Einsamkeit, mag sie auch noch so groß als Problem erscheinen, ein wissenschaftliches und dauerndes Heilmittel vorhanden ist und allen zur Verfügung steht. Man findet dieses Heilmittel im Verständnis der Untrennbarkeit des Menschen von Gott.
Jesus war sich seines Einsseins, seiner Verbundenheit, mit Gott immer bewußt. Er sagte (Joh. 8:29): „Der Vater läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.“ Schon im Alter von zwölf Jahren tat Jesus das, was Gott gefiel; ihm machte es nichts aus, daß er allein in der großen Stadt Jerusalem zurückblieb, als seine Angehörigen, nach einer Wallfahrt dorthin, den Heimweg antraten; so sehr war ihm an dem gelegen, das seines Vaters war.
Worin besteht das, was des Vaters ist? Und wie können wir heutzutage tun lernen, was Gott gefällt, so daß wir die Bedingungen erfüllen, die zur Heilung von Einsamkeit erforderlich sind — einer Annahme, die unsere Zufriedenheit vernichtet.
Die Antwort auf diese Fragen findet man durch ernstes Studium der Heiligen Schrift im Licht des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft. Durch dieses Studium erlangen wir das wahre Verständnis von Gott als Geist, Gemüt, Liebe und vom Menschen als Gottes Bild und Gleichnis. Wir lernen verstehen, daß wir Gott nur gefallen, wenn wir uns selber und andere als das sehen, was wir wirklich sind: als die volle und vollständige Widerspiegelung des göttlichen Guten, der nichts mangelt.
Einsamkeit ist eine Mangelannahme, die Annahme, man sei verlassen und vom Guten getrennt. Wenden wir uns ab von diesen düsteren und unerfreulichen Annahmen und den geistigen Tatsachen des Seins zu, so vertreibt das durchdringende Licht der göttlichen Wahrheit die Düsterkeit und enthüllt unser wirkliches Selbst, das immer eins ist mit allem Guten. Wir sehen, daß wir uns hier und jetzt unseres Einsseins mit Gott bewußt werden können; daß wir hier und jetzt das beglükkende Gefühl der Gegenwart des Guten erlangen können, das der Apostel fand, als der Augenschein der materiellen Sinne dem geistigen Sinn wich und er erklärte, daß nichts „uns scheiden mag von der Liebe Gottes“ (Röm. 8:39). Mrs. Eddy schreibt auf Seite 259 in „Wissenschaft und Gesundheit“: „Der Mensch geht nicht in der Gottheit auf, er kann seine Individualität nicht verlieren, denn er spiegelt ewiges Leben wider, auch ist er keine abgesonderte Einzelidee, denn er stellt das unendliche Gemüt, die Summa aller Substanz, dar.“
Die Verfasserin kann die Tatsache bezeugen, daß Einsamkeit geheilt werden kann. Zu einer Zeit in ihrem Leben, als sie der Kameradschaft besonders zu bedürfen schien, wandte sie sich von ganzem Herzen dem Studium der Christlichen Wissenschaft zu. Die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“ wurden ihre beständigen Begleiter. Stunden, die sie sonst vielleicht in trübsinniger Betrachtung ihrer scheinbar freudlosen und ihr nicht zusagenden Umgebung verbracht hätte, wurden anregend im Licht geistigen Verständnisses. Als sie das tat, was Gott gefällt — als sie ein Verständnis Seiner Allheit und Einheit erlangte und bestrebt war, Seinem Willen gehorsam zu leben —, fand sie, daß alle Einsamkeitsgefühle verschwanden und an ihre Stelle ein ruhiges, freudiges Gefühl der Vollständigkeit kam, eine neu erwachte, tiefwurzelnde Freude, die sie noch nie empfunden hatte. Kurz nach dieser Heilung kam sie mit einer andern ernsten Christlichen Wissenschafterin in Verbindung, mit der sie später ein gemeinsames Heim gründete.
Hier mag vielleicht jemand sagen: „Wer Kameradschaft und ein glückliches Heim hat, kann leicht sagen, Einsamkeit kann geheilt werden. Wie verhält es sich aber mit mir? Ich bin so allein.“ In diesem Fall dürfte es hilfreich sein zu wiederholen, daß die Verfasserin bei dieser Erfahrung die Demonstration gemacht hatte, daß sie ihre Vollständigkeit empfand und befriedigt war, ehe sich äußerlich eine Änderung in ihrem Leben gezeigt hatte. Sie versuchte nicht menschliche Kameradschaft zu demonstrieren; sie demonstrierte die Vollständigkeit des individuellen Menschen als Gottes Ebenbild durch Gemeinschaft mit geistigen Ideen.
Wer über Einsamkeit Herr werden will, muß achtgeben, daß er nicht unbewußt andere beneidet um die Kameradschaft, deren sie sich offenbar erfreuen. Wir werden Gutes selbst schneller erleben, wenn wir dankbar sind für das Gute im Leben anderer in unserer Umgebung. Sich an Personen klammern, sie zu beeinflussen oder an sich zu ziehen suchen, um sich selber zu befriedigen, ist eine Art Selbstsucht, die echter Kameradschaft eher entgegenwirkt als sie fördert. Überläßt man die Menschen dagegen Gott, so daß sie gemäß ihrer eigenen höchsten Auffassung vom Rechten leben können, und lernt man selbstlos lieben, so bleibt man sich der göttlichen Liebe bewußt, in der allein wahre Befriedigung und Vollständigkeit zu finden ist.
Jesus sagte (Matth. 6:33): „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Und dies ist die Verheißung der Christlichen Wissenschaft.