Auf Seite 377 ihres Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy, die gottbegnadete Führerin der Christlichen Wissenschaft: „Weil eine Annahme unbemerkt entsteht, sollte der mentale Zustand dauernd beobachtet werden, damit er seine schlimmen Wirkungen nicht blindlings hervorbringe.“
Wenn man die Christliche Wissenschaft studiert, lernt man verstehen, daß der eigene geistige Zustand beobachtet, geprüft und behütet werden muß, um ungesunden Gedanken der Furcht, der Bitterkeit, der Selbstgerechtigkeit und dergleichen den Einlaß zu verwehren, da sie Krankheit und manche andere Disharmonien hervorbringen, die uns in unserer Entfaltung hemmen würden. Der Wissenschafter entdeckt, daß es niemals die Materie ist, die der Heilung oder Berichtigung bedarf, sondern das sogenannte sterbliche Gemüt. Er lernt verstehen, daß er ein Bewußtsein haben muß, das aufgeschlossen, liebevoll, rein, ehrlich und mit moralischem Mut ausgestattet ist. Mit anderen Worten, er muß geistig gesinnt sein, um die Freiheit, Gesundheit und Zufriedenheit zu demonstrieren, die ihm in Wirklichkeit als einem Gotteskind geistig und natürlich zugehören.
Der treue Christliche Wissenschafter hält sorgfältig Wache über seinen mentalen Zustand. Er weiß, daß Gott, das Gute, das einzige Gemüt ist, und daß der Mensch, das Ebenbild und Gleichnis Gottes, dieses Gemüt widerspiegelt. Er ist sich auch dessen bewußt, daß der materielle Sinn Anspruch darauf erhebt, ein Gemüt zu besitzen; und seine Wache besteht darin, dafür zu sorgen, daß er nur das göttliche Gemüt widerspiegelt, nicht das irrende, sterbliche Gemüt. Die Christliche Wissenschaft befähigt ihn zu erkennen, ob es das Gute oder das Böse ist, das anklopft an der Tür seines Bewußtseins. Mrs. Eddy stellt die Frage: „Wie kann man wahrhaftige Ideen von Illusionen unterscheiden?“ und beantwortet sie dann mit diesen Worten: „Dadurch, daß man den Ursprung beider ergründet“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 88). Und weiter unten in demselben Abschnitt sagt sie: „Gedanken, die dem Gehirn oder der Materie entspringen, sind Schößlinge des sterblichen Gemüts; sie sind sterbliche, materielle Annahmen. Ideen sind geistig, harmonisch, und ewig.“
Der Christliche Wissenschafter übersieht das Böse nicht, auch versucht er nicht, es durch bloßes Wiederholen des Buchstabens der Wahrheit zuzudecken. Er gehorcht dem Geheiß unseres Meisters (Matth. 10:8): „Treibt die Teufel aus.“ Er beweist das Nichts des Bösen, indem er dessen falschen Anspruch umkehrt und seine angebliche Macht zerstört durch das Verstehen der Wahrheit, daß Gott Alles-in-allem und die einzige Macht ist. Und schließlich, wenn er durch Unwissenheit oder eine Täuschung, der er verfallen ist, das göttliche Gemüt nicht widerspiegelt — „das lasset Gott [ihm] offenbaren“ (Phil. 3:15).
Das folgende einfache Beispiel zeigt die Notwendigkeit, den mentalen Zustand zu beobachten. Eines Abends bemerkte eine Christliche Wissenschafterin, daß sie alle Symptome einer schweren Erkältung hatte. Sie erkannte sie sofort als Suggestionen des sterblichen Gemüts oder der fleischlichen Gesinnung, die Paulus vor langen Zeiten als „Feindschaft wider Gott“ bezeichnete (Röm. 8:7). Als sie ihr Denken prüfte, wurde es ihr klar, daß sie früher an diesem Tage dieselben Symptome als wirklich angenommen hatte, während sie bei einer Freundin war, die sie zur Zeit bekundete. Vielleicht hatte sie sogar etwas Furcht davor gehabt.
Sie begann sofort, diese falsche Annahme zu berichtigen. Sie wußte, daß der Mensch nicht empfänglich ist für Krankheit, denn er ist die Widerspiegelung Gottes, der Geist ist. Sie erklärte im Stillen, daß sie in ihrem wahren Sein weder in der Materie lebte noch von ihr gefesselt war, denn Gott, der Geist, ist das einzige Leben. Sie wußte, daß diese Tatsache für alle Kinder Gottes, auch für jene Freundin, wahr war. Sofort fühlte sie, wie alle Symptome der Erkältung aus ihrem Körper verschwanden, und in wenigen Minuten war sie vollkommen frei von körperlicher Disharmonie. Zusammen mit dieser Heilung reifte der Entschluß, den eigenen mentalen Zustand sorgfältiger zu beobachten, und Furcht und die Annahme der Wirklichkeit von Krankheit als Unwahrheiten zu verwerfen, sobald die ersten Symptome sich zeigten, noch ehe sie Gelegenheit hatten, ihre schlimmen Wirkungen „blindlings hervorzubringen“.
Um beständig den mentalen Zustand zu beobachten, muß man geistig wach bleiben. Man darf sich nicht durch die heimtückischen Suggestionen des tierischen Magnetismus, wie Selbstherrlichkeit, Selbstgefälligkeit, Faulheit oder Schmeichelei, mental einschläfern lassen. Man muß sich vor der Versuchung des Irrtums hüten, zu fürchten oder darüber nachzudenken, was wohl in dem Bewußtsein eines andern vorgehen mag, und dabei das Wachehalten über das eigene Denken zu vernachlässigen. Man arbeitet seine eigene Erlösung aus, indem man seinen eigenen mentalen Zustand beobachtet, nicht den eines Nachbarn, eines Verwandten oder eines Freundes. Wenn man Gott um Führung bittet, so kann man mental wach und wachsam bleiben. In dem Maße, wie das menschliche Denken sich mit willigem Herzen an Gott wendet, sich lehren läßt und Gott als die unendliche Intelligenz und Weisheit anerkennt, wird Er offenbaren, was man zu seinem Schutz und seinem Fortschritt benötigt. Gott wird uns keine Fehler machen lassen, wenn wir Ihm vertrauen. In dem Verhältnis, wie man achtsam Wache hält über seinen mentalen Zustand, indem man diesen mit geistigem Verständnis erfüllt, voller Demut und Liebe, in genau dem Verhältnis wird man sich der Zufriedenheit und der Gesundheit erfreuen.
In einer wohlbekannten Botschaft in ihrem Werk „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 210) sagt uns unsere Führerin: „Gute Gedanken sind ein undurchdringlicher Harnisch; damit ausgerüstet, seid ihr vollständig geschützt gegen Angriffe des Irrtums jeder Art. Und nicht allein ihr seid geborgen, sondern alle, auf denen eure Gedanken ruhen, werden dadurch gesegnet.“ Ist das nicht ein Schutz für uns selber und für unsere Lieben, der es der Mühe wert macht, auf unseren mentalen Zustand zu achten — aufzugeben, was irrig und unwirklich ist, und es durch das zu ersetzen, was gut, wirklich, rein und erneuernd ist? Wenn wir es freudig auf uns nehmen, über unseren mentalen Zustand zu wachen, so finden wir, daß wir niemals unbeschäftigt, niemals gelangweilt sein können. Es ist eine herrliche Beschäftigung, voller Inspiration, Freude und Erfrischung. Unser Meister muß das gewußt haben, sonst hätte er uns nicht diese Weisung hinterlassen (Mark. 13:37): „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“
