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Die Wichtigkeit geistiger Unabhängigkeit

Aus der März 1954-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Geistig unabhängig zu sein, bedeutet, uns selbst zu regieren, unter Gottes Führung für uns selbst zu denken, unbeeinflußt durch sterbliche Meinungen und Annahmen. Vertrauen auf das göttliche Gemüt und Unabhängigkeit vom sterblichen Gemüt bedeutet freie Bahn für die Führung und Herrschaft der göttlichen Liebe und bringt so eine natürliche Entfaltung des Guten in unser menschliches Leben. In ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy (S. 106): „Wie das amerikanische Volk, so hat auch die Christliche Wissenschaft ihre Unabhängigkeitserklärung. Gott hat dem Menschen unveräußerliche Rechte verliehen, unter andern: Selbstregierung, Vernunft und Gewissen. Der Mensch regiert sich eigentlich nur dann selbst, wenn er sich von seinem Schöpfer, der göttlichen Wahrheit und Liebe, richtig leiten und regieren läßt.“

Geistige Unabhängigkeit ist eine Vorbedingung für die Bewahrung körperlichen und geistigen Gleichgewichtes. Sie ist eine Schutzwehr gegen allgemeine falsche Annahmen, gegen unglückliche Verwickelungen, gegen persönliche Beeinflussung oder andere Formen hypnotischer Bestrickung. Um geistige Unabhängigkeit zu demonstrieren, müssen wir die Antwort auf unsere Probleme beim Prinzip und nicht bei Personen suchen. Auf diese Weise erlangen wir die Weisheit und Kraft, jedweder schwierigen Lage Herr zu werden. Dies erfordert jedoch nicht etwa eine Absonderung von anderen Menschen oder überhaupt von irgend etwas Gutem, sondern nur ein Sichfreimachen vom sterblichen Gemüt und seinen Falschheiten. Obwohl der geistig unabhängige Gedanke unnachgiebig den Einfluß irriger, menschlicher Meinungen abwehrt, ist er von keiner Spur von Kälte, Überhebung oder Gleichgültigkeit begleitet. Er steht nicht unter dem Druck von Eigenwillen, Stolz und Furcht, sondern beugt sich nur dem göttlichen Prinzip. Er ist niemals anmaßend, sondern respektiert die Rechte anderer; und da er Inspiration und Führung bei Gott sucht, ist er in spontaner Weise freundlich, entgegenkommend und gütig.

Geistig unabhängiges Denken bewahrt eine Zielstrebigkeit, die den Erfolg sichert. Abrahams geistige Unabhängigkeit, sein Gehorsam und sein Glaube führten ihn aus Ur in Chaldea und zeigten ihm eine bessere Lebensweise. Moses’ geistige Unabhängigkeit, und seine rückhaltlose Treue gegen Gott spornten ihn an, sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft zu erlösen. Jesu geistige Unabhängigkeit, sein fester Entschluß, sich immer „von seinem Schöpfer, der göttlichen Wahrheit und Liebe, richtig leiten und regieren“ zu lassen, befähigten ihn, die frohe Botschaft des christlichen Heilens trotz unversöhnlichen Widerstandes zu lehren und zu beweisen. Es war geistige Unabhängigkeit, ein Sichabwenden von bedrückenden menschlichen Annahmen und ein Führungsuchen in göttlichem Gesetz und göttlicher Macht, was unsere unerschrockene Führerin zu ihrer großen Mission befähigte, den Menschen die geistige Wahrheit des Seins zu offenbaren und ihnen das unveräußerliche Recht auf „Selbstregierung, Vernunft und Gewissen“ wiederzuerstatten.

Ein Mangel an geistiger Unabhängigkeit, ein Nichterkennen und Nichtbenutzen der Kraft der Wahrheit, falsche Annahmen zu überwinden und die menschlichen Angelegenheiten zu modeln und zu regieren, verzögert unser Annehmen und Demonstrieren des stets gegenwärtigen heilenden Christus, der in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird. Die jahrelange Demonstration dieser Wissenschaft hat uns zahllose Beweise der göttlichen Güte und Liebe erbracht. Sie offenbart uns alles, was wir benötigen können, um uns von Armut, Belastung, Unzufriedenheit und Krankheit freizumachen. Warum versäumen wir es wohl manchmal, diese Offenbarung zu benutzen und sie uns zu eigen zu machen? Weil die mentale Sklaverei des Aberglaubens, der Selbstunterschätzung und althergebrachter Furchtvorstellungen uns daran zweifeln lassen, daß so viel Versorgung, Freude, Gesundheit und Liebe wirklich wahr, gegenwärtig und unser eigen sind.

Doch die Christliche Wissenschaft mit ihren beständig sich mehrenden Beweisen von der Anwendbarkeit und der Macht der Wahrheit, die menschliche Notdurft zu stillen, erfüllt nun viele mit Zuversicht und neuem Mut. Sie erneuert in ihren Anhängern den Entschluß und die Fähigkeit, sich falscher mentaler Beeinflussung zu widersetzen, Herr ihres eigenen Denkens und Handelns zu sein und sich von keinem Irrtum zu Rückzug und Niederlage zwingen zu lassen. Durch geistige Kraft wird das Böse zurückgewiesen und das Gute angenommen. So verlieren zahllose falsche Annahmen ihren Halt, nicht nur für Anhänger der Christlichen Wissenschaft, sondern auch für einen immer weiteren Kreis von Denkern.

Da der Christliche Wissenschafter sich auf das göttliche Gemüt und nicht auf materielle Mittel verläßt, um vor Krankheit bewahrt zu werden oder sie zu heilen, muß er sich immer mehr geistig freimachen von dem Einfluß allgemein herrschender Theorien über Krankheit, darf sie nicht mehr fürchten noch achten und muß positivere Gewißheit von der Macht und Wirksamkeit der Wahrheit in sich selbst lebendig halten. Wenn er von Argumenten der Furcht bedrängt wird, hat unsere Führerin das Heilmittel gegeben. Sie sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 393): „Nimm Besitz von deinem Körper, und regiere sein Empfinden und Tun.“

Man nimmt Besitz von seinem Körper, wenn man, unabhängig von allem Glauben an sterbliche sogenannte Gesetze, geistig von seinem Denken Besitz ergreift. Der Körper reagiert nur auf die ihn beherrschenden Gedanken. Krankheitsannahmen machen Anspruch darauf, im allgemeinen sterblichen Denken umherzuwandern. Das Übel, das gegenwärtig zu sein scheint, ist dann nicht ein materieller Zustand, sondern eine Irrtumssuggestion, die im Denken auftaucht, um geglaubt zu werden. Hier bietet sich also die Gelegenheit, vom eigenen Denken Besitz zu ergreifen und die eigene geistige Unabhängigkeit geltend zu machen. Gott hat den Menschen mit dem unveräußerlichen Recht ausgerüstet, die Wahrheit zu erkennen, die nie von einer Lüge irregeführt wird. Wenn das Denken von Sünde und Furcht befreit und in der Wahrheit gefestigt ist, kann keine falsche Annahme zurückbleiben, um materiell vergegenständlicht zu werden.

Geistige Unabhängigkeit führt niemals zu der irrigen Einstellung, die Argumente des Irrtums unbeachtet zu lassen. Sie verleiht vielmehr die Aufrichtigkeit und den Mut, solche Argumente aufzudecken und zu zerstören. Der Irrtum mag dem Denken von Eltern und Kindern suggerieren, daß Kinder den sogenannten Kinderkrankheiten unterworfen sind; den jungen Leuten, daß materielle Genüsse anregend und unwiderstehlich sind; den Menschen mittlerer Jahre, daß Wechsel eintreten und die Regsamkeit nachläßt; und denen höheren Alters, daß Altersschwäche sich bemerkbar macht und Verfall bevorsteht. Diese Argumente sind unwahr und brauchen keinen Augenblick lang geduldet zu werden; denn in der Wissenschaft wird uns gezeigt, wie sie durch geistige Kraft überwunden werden können.

Geistige Unabhängigkeit bewahrt uns vor einer falschen Vorstellung von geselligen Verpflichtungen und vor einem Verlangen nach gesellschaftlicher Stellung. Wenn es auch menschlich anregend und erfrischend sein mag, Gastfreundschaft zu geben und zu genießen, so ist dies doch nur insoweit von wirklichem Wert, als es die Selbstlosigkeit, Huld und Güte der göttlichen Liebe zum Ausdruck bringt.

Manchmal müssen Familienglieder mehr geistige Unabhängigkeit voneinander erlangen und so einen besseren Begriff der individuellen Ansprüche aufeinander festlegen. Die Annahme, wie aufrichtig sie auch sein mag, daß man für den Fortschritt von Angehörigen und Verwandten unentbehrlich sei, und daß man das Denken für weniger fähige Familienglieder tun müsse, ist oft mehr eine Form von Selbstüberhebung, als aufbauende Hilfsbereitschaft. Gottes liebende Fürsorge umschließt alle; und wenn man sich nicht von ihr abschließt oder ihren Lauf zu hindern sucht, so wird man finden, daß sie alle Anforderungen genügen kann.

Ebensowenig ist es im Einklang mit dem Gesetz Gottes, einen Angehörigen auf Grund der Familienbeziehungen mit unverhältnismäßig großen Verpflichtungen zu überbürden. Eine hypnotische Suggestion mag einen glauben machen, es sei sein Vorrecht, sich auf andere zu verlassen, und von ihnen zu fordern, was ihm nicht rechtmäßig zusteht; oder, umgekehrt, mag einen dazu führen, nur die Rolle eines geduldigen Lasttragenden zu spielen. Gar oft kommt es vor, daß ein gehorsames Kind, oder einer der liebenden Eltern, oder ein anhänglicher Verwandter, den andern dient, ohne daß seine Dienstleistungen von ihnen entsprechend anerkannt werden. Dort Hilfe zu leisten, wo eine christliche Anforderung dafür vorliegt, liebevoll jedem seinen rechtmäßigen Platz und seine rechtmäßige Entfaltung zuzugestehen, ist eines jeden Pflicht; doch niemand ist verpflichtet, die Verantwortung für die Sicherheit, den Fortschritt oder die Erlösung eines anderen auf sich zu nehmen.

Jesus reagierte nicht auf Anforderungen, die unberechtigterweise auf Grund menschlicher Bande an ihn gestellt wurden. Einmal, als er gerade zu dem Volke redete, „sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden. Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und reckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder, Schwester und Mutter“ (Matth. 12:47–50). Jesus deutete damit an, daß wahre Verwandtschaft vielmehr auf geistiger Einheit des Denkens und Strebens als auf äußeren Umständen der menschlichen Geburt beruhe. Wir wissen von Jesu liebevoller Rücksichtnahme auf seine Mutter und seine Familie. Aber er erlaubte den Familienbanden nicht, seine geistige Unabhängigkeit noch sein Recht zu beschränken, dem Vater treulich zu dienen — gemäß seiner eigenen Demonstration und der Führung des göttlichen Gemüts.

Ein Nachfolger Jesu, der die Bedeutung seines Werkes erkannt und den Wunsch ausgesprochen hatte, mit ihm zu gehen, sagte zum Meister (Matth. 8:21): „Herr, erlaube mir, daß ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe.“ Doch Jesus erwiderte: „Folge du mir, und laß die Toten ihre Toten begraben.“ Der Jünger Christi kann nicht auf das Erwachen eines anderen warten, sondern muß die Schritte vorwärts tun, die sein eigener Fortschritt erfordert. Treue zum Prinzip, die Bereitwilligkeit, wenn nötig mit Gott allein zu wandern, hat in manchen Fällen den Respekt Außenstehender in dem Maße erworben, daß sie das Studium der Christlichen Wissenschaft aufnahmen.

Das geistig unabhängige Denken widersteht dem Bösen in all seinen Formen. Wenn wir im Bewußtsein von der Allmacht und Allgegenwart des Guten verweilen, können wir nicht von den sogenannten Ränken des sterblichen Gemüts beeinflußt, noch von einem Glauben an die Wirklichkeit des Bösen bedrückt werden. Wir können nicht gezwungen werden, das zu fürchten, was wir mentale Malpraxis nennen, denn wir wissen, daß wir nicht das Opfer der bösen Gedanken anderer werden können. Gott ist die einzige Macht; und wenn wir uns selbst als das Gesetz der reinen Verkörperung des Guten erkennen, haben wir nichts zu fürchten. Wie wichtig ist es also, ein geistig unabhängiger Denker zu sein, die geistigen Tatsachen wahrzunehmen an Stelle der materiellen Fabel, Liebe an Stelle des Hasses zu sehen, Wahrheit an Stelle des Irrtums, Gutes an Stelle des Bösen! So erlangen wir die Festigkeit, die nicht unter dem falschen Druck von Gefährten zum Wanken gebracht werden kann, die nicht beeinflußt werden kann von dem Irrtum, der durch Fernsehen, Rundfunk, Presse oder Lichtspiel die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken sucht, die von den Prophezeiungen des Bösen nicht erschreckt noch von der Furcht in Fesseln geschlagen wird. Selbständigkeit durch Zuversicht in Gott, Selbstvertrauen durch Vertrauen auf Gott, Selbstachtung durch Achtung vor dem göttlichen Gesetz, Fortschritt durch scharfsichtiges aufrichtiges Streben — das sind die trostreichen und tief befriedigenden Früchte der geistigen Unabhängigkeit.

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