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Selbstgefühl

Aus der März 1954-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Selbstgefühl hat zwei Bedeutungen: Selbstachtung und Selbstgefälligkeit. Das erste ist lobenswert, das zweite etwas, über das wir uns als etwas Wertloses erheben müssen. Die Christliche Wissenschaft liefert uns einen guten Grund für wahre Selbstachtung, indem sie uns eine Selbstheit offenbart, die der Achtung wert ist. Diese Selbstheit ist das Ebenbild Gottes, der wirkliche Mensch, und als solche ist sie geistig und beharrlich in ihrem Gehorsam gegen ihren Schöpfer und Herrscher. Das wahre Selbst ist sich nur des Guten bewußt, ist unbefleckt von aller Sünde und ist einer schwächlichen oder niedrigen Handlung unfähig. Geistige Vollkommenheit ist sein Gesetz. Da das wahre Selbst der Ausdruck Gottes, ja Sein Sprößling ist, verkörpert es die Eigenschaften der Gottheit: Liebe, Reinheit, Gesundheit, Freude, Wahrhaftigkeit, Intelligenz und alle anderen schätzenswerten Gedankenelemente.

Sich mit diesem Menschen zu identifizieren, und dann durch rechtes Verhalten dieser Identifizierung gemäß zu leben, ist eine Grundbedingung für die Ausübung der Christlichen Wissenschaft. Man kann sich nicht von sterblichen Irrtümern befreien, solange man glaubt, daß sie zu einem gehören. Eine sehr bekannte und oft angeführte Stelle aus den Schriften Mary Baker Eddys, eine Stelle, die von der rechten Identifizierung handelt, ist auf Seite 242 ihres Buches „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes) zu finden. Sie lautet: „Ihr könnt nicht eher Geistigkeit demonstrieren, bis ihr erklärt, daß ihr geistig seid und das auch selbst versteht.“ Und später in demselben Abschnitt folgen diese Worte: „Wenn einer nicht klar erkennt, daß er das Kind Gottes und daher vollkommen ist, hat er kein Prinzip zu demonstrieren und keine Regel für dessen Demonstration.“

Ungeachtet solcher wissenschaftlichen Lehren, ist man manchmal versucht, sich selbst als einen kranken, entmutigten, sündhaften und unintelligenten Sterblichen zu identifizieren. Das geschieht, wenn wir melancholischen und freudlosen Stimmungen Macht über uns einräumen; wenn wir der Reizbarkeit und der Furcht gestatten, unser Bewußtsein zu erfüllen; wenn wir negativen Annahmen, die der Wahrheit der Christlichen Wissenschaft widersprechen, Einlaß in unser Denken gewähren; wenn wir voreingenommenen, persönlichen Beweggründen erlauben, unsere Handlungen zu beeinflussen. Solche Gemütszustände heben unsere wahre Identifizierung auf und verhindern die Demonstration der Wirklichkeit, die auf wissenschaftlicher Selbstachtung beruht.

Manchmal trifft man Menschen, die es für anmaßend halten, sich als geistig zu bezeichnen, obwohl die Heilige Schrift ganz klar lehrt, daß der Mensch das Ebenbild Gottes ist, und es in dem Beispiel Christi Jesu darlegt, der diese Tatsache voll demonstrierte. Diese Menschen wagen die Selbstachtung, die die Bibel ihnen bietet, nicht anzunehmen. Sie stehen noch unter dem Einfluß falscher theologischer Begriffe, welche die Demonstration der geistigen Freiheit hindern, indem sie behaupten, der Mensch sei ein Sterblicher und der Sünde und Krankheit unterworfen. Und sie finden es schwierig, in den Bereich der Segnungen Gottes zu kommen.

Diese einsamen Seelen sollten sich in entschlossenem Protest gegen die falsche Theologie erheben und die Wahrheiten des wahren Menschentums erfassen, wie die Christliche Wissenschaft sie offenbart. Das bedeutet, beharrlich das sterbliche Selbst und seine Irrtümer als etwas anzusehen, das nicht zum wahren Sein gehört, als aggressive Suggestionen und niemals als Wirklichkeiten. Doch das soll keineswegs andeuten, daß der körperliche Mensch und die bösen Gedanken, die einem anzugehören scheinen, übersehen werden dürfen. Die Christliche Wissenschaft fordert das Überwinden eines jeden Fehlers, um Gottes Ideal ans Licht bringen zu können. Und sie entfaltet die erlösenden Schritte moralischen und geistigen Gehorsams, die eine Demonstration vollkommenen Menschentums ermöglichen.

Wahre Selbstachtung erheischt ein schönes Gleichmaß des Denkens — die Anerkennung absoluter Vollkommenheit und den Beweis alles dessen, das anerkannt wird. Erst wenn man etwas von der offenbarten Vollkommenheit des Menschen verstehen gelernt hat, ist man imstande, die listigen Irrtümer der Selbstgerechtigkeit, der Selbstsucht, der Selbstgefälligkeit und der Selbstrechtfertigung, die sich in unser Bewußtsein einzuschleichen suchen, zu entdecken und ihnen Einlaß zu verwehren. Je höher und reiner unser Maßstab des Selbst wird, desto unerträglicher werden uns die bösen Gedanken, die diesem Maßstab hohnsprechen würden, und umso schneller werden wir von den Folgen der Sünde erlöst. Mrs. Eddy sagt (ebd., S. 161): „Wer Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und das Himmelreich in seinem Innern, in seinem eigenen Bewußtsein, erlangt, wird durch Christus, die Wahrheit, erlöst.“

Solange der menschliche Daseinszustand anzudauern scheint, wird es zwei Arten von Selbsterkenntnis geben — die Erkenntnis des wahren Menschen, die mit der geistigen Entfaltung zunimmt, und das gesunde Erkennen der sterblichen Irrtümer, die sich Geltung verschaffen möchten, ein Erkennen, das zu notwendiger Reue und zum Widerstand gegen den Irrtum führt.

Ein wichtiges Anzeichen wissenschaftlicher Selbsterkenntnis und Selbstachtung ist die Bereitwilligkeit, die eigene Demonstration der Christlichen Wissenschaft anzuerkennen und zu schätzen, und Gott dankbar zu sein für das Gute, das vollbracht worden ist. Selbstgefälligkeit möchte persönliche Anerkennung für Leistungen beanspruchen; doch das Gebet Christi Jesu enthält die demütige Erklärung: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“, eine Erklärung, die Selbstgefälligkeit ausschließt.

Der Meister schlug seine eigenen Leistungen hoch an, weil er wußte, daß es sein himmlischer Vater war, der den Antrieb dazu gegeben und sie zu voller Reife geführt hatte. Er sagte (Joh. 5:30): „Ich kann nichts von mir selber tun.“ Und Paulus, der so getreu in seiner Demut war, sagte (Phil. 4:13): „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Keiner dieser großen Gestalten litt an Selbstgefälligkeit. Beide hatten Selbstachtung. Sie verstanden, daß der Mensch Gottes vollkommenes Kind ist, und sie gestalteten ihr Leben im Einklang mit dieser Überzeugung.

Was wir am meisten benötigen, um Selbstachtung der rechten Art zu entfalten, ist Demut. Demut allein befähigt uns, die Trugbilder, die Erblichkeit und Erziehung uns aufgebürdet haben, zu überwinden, und dann von der Basis der ewigen Volkommenheit des Menschen aus das Problem des menschlichen Lebens auszuarbeiten. Je klarer einer sich selbst als den Ausdruck Gottes erkennt, voller Liebe und Intelligenz, voller Reinheit und Gesundheit und Weisheit, desto wissenschaftlicher wird seine Selbstachtung sein. Und gerade weil seine Selbstachtung auf der Offenbarung der göttlichen Wissenschaft aufgebaut ist, wird er umso eifriger danach streben, auch anderen zu helfen, ihre wahre Selbstachtung zu erlangen. Er wird sich nicht in persönlicher Verurteilung ergehen, sondern wird festhalten an der Wirklichkeit des Menschentums und beitragen zu der Überwindung unwürdiger Zustände und Handlungen, die das Menschengeschlecht entehren und danach trachten, die Offenbarung des geistigen Menschentums zu verhindern.

Laßt uns wahre Selbstachtung betätigen, und helfen, sie allen Menschen wiederzuerstatten, so daß sie mit der geistigen Würde des Menschentums ausgestattet werden mögen, in dem Maße wie sie fortschreiten zu der Demonstration ihrer Vollkommenheit als in Wirklichkeit der geliebten Kinder Gottes.

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