Eine Schülerin der Christlichen Wissenschaft befand sich in finanziellen Schwierigkeiten. Sie war noch neu im Studium und unerfahren im Anwenden der Wahrheiten, die die Christliche Wissenschaft lehrt. Eines Tages stieß sie beim Lesen einer der christlich-wissenschaftlich autorisierten Broschüren auf die folgende Stelle: „Anstatt sich zu fragen:, Wieviel Geld habe ich?‘ sollte man überlegen: Wieviel Dankbarkeit habe ich?“
Da sie die geistige Bedeutung dieser Stelle mißverstand, fing sie an, Freunden wie Fremden jeden nur erdenklichen Dienst zu erweisen, um Dankbarkeit „einzusammeln“. Es bedarf keiner Erwähnung, daß ihre Bemühungen ohne Anerkennung blieben. In den meisten Fällen wurde keinerlei Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht, und ihre finanziellen Schwierigkeiten hielten an.
An einem Sonntagmorgen, während eines christlich-wissenschaftlichen Gottesdienstes, wurde ihr plötzlich klar, was sie an der Demonstration des ihr rechtmäßig Zugehörenden gehindert hatte. Als an diesem Sonntag die Ordner begannen, die Kollekte einzusammeln, suchte sie wie gewöhnlich in ihrer Tasche nach Kleingeld. Im selben Augenblick jedoch wurde sie sich ihres begrenzten Begriffes von Dankbarkeit gegen Gott bewußt. Sofort berichtigte sie ihn, indem sie einen hochwertigen Geldschein als Ausdruck ihrer aufrichtigen Wertschätzung für die Christliche Wissenschaft abgab. Und damit war diese unharmonische Erfahrung beendet. In ausreichendem Maße wurden nun ihre Bedürfnisse gedeckt und ihre Versorgung floß ihr aus nie erträumten noch gesuchten Quellen zu.
In Maleachi (3:10) lesen wir: „Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf daß in meinem Hause Speise sei, und prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle.“ Im Glossarium in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 595) definiert Mary Baker Eddy den Begriff des Zehnten zum Teil wie folgt: „Beitrag; der zehnte Teil; Huldigung; Dankbarkeit.“
Dankbarkeit ist eine positive Eigenschaft. Sie anerkennt das empfangene Gute, Undankbarkeit dagegen leugnet es. Der Christliche Wissenschafter, welcher der unendlichen Segnungen, die das Verständnis dieser Wissenschaft vermittelt, scheinbar nicht teilhaftig wird, möge deswegen sein Denken untersuchen und feststellen, ob er wirklich die Zehnten seiner Dankbarkeit, das tätige Anerkennen der Existenz Gottes, des Guten, darbringt.
Wir können unsern Zehnten in der Weise geben, daß wir unser Zeugnis in den Mittwochabend-Versammlungen ablegen und so öffentlich all das Gute anerkennen, was uns durch unser Eindringen in die Wissenschaft zuteil geworden ist. Damit geben wir unseren tätigen Beitrag zu dem Aufrechterhalten von Mrs. Eddys Demonstration des wissenschaftlichen Christentums. Durch regelmäßiges Teilnehmen an den Sonntagsgottesdiensten und Mitgliederversammlungen bringen wir Dank und Huldigung unserem Meister Christus Jesus dar, auf dessen Leben und Wirken sich die Christliche Wissenschaft gründet.
Auf Seite 3 in „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt Mrs. Eddy: „Dankbarkeit ist weit mehr als eine Dankesäußerung in Worten. Taten drücken mehr Dankbarkeit aus als Worte.“ Und auf Seite 400 des gleichen Buches zeigt unsere Führerin das Ideal des Handelns, nach dem wir streben sollen; sie schreibt: „Die Tätigkeit des sogenannten sterblichen Gemüts muß von dem göttlichen Gemüt zerstört werden, damit die Harmonie des Seins ans Licht gebracht werde.“ In dem Maße, wie wir zu einer geistigeren Auffassung des Seins erwachen, zerstören wir den falschen Begriff von einem materiellen und materiell erhaltenen Leben und lernen gleichzeitig, Versorgung als das zu sehen, was sie tatsächlich ist — das geistig Gute.
Die Immergegenwärtigkeit und stete Anwendbarkeit des unendlichen geistigen Guten werden, selbst von einem menschlichen Standpunkt aus, nicht mehr in Frage gezogen, wenn das Gute als der Ausdruck gottähnlicher Eigenschaften verstanden wird. Wie wir ohne Bedenken Dankbarkeit, Wahrheit, Reinheit, Weisheit usw. in jeder erforderlichen Menge anwenden, weil wir wissen, daß sie unerschöpflich sind, so sollten wir auch furchtlos für einen guten Zweck geben und finanzielle Zuwendungen machen, weil wir doch wissen, daß der zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffene Mensch alles Gute uneingeschränkt widerspiegelt. Das ängstliche Sorgen „für den morgenden Tag“ (Matth. 6:34) verrät unser Bangen vor einer Zeit, wenn der Mensch nicht mehr mit Gott zugleich bestehen würde; und doch bleibt es eine Tatsache, daß alles, was wir brauchen in jedem Augenblick unseres Lebens durch den Ausdruck der Eigenschaften und Ideen Gottes uns offenbart werden kann. Obgleich diese Wahrheit keineswegs zu gedankenloser Verschwendung unserer Geldmittel ermutigen noch von weisem Sparen abhalten soll, so lehrt sie uns doch, nicht aus Angst vor morgen, uns schon heute einer Sache zu berauben. Ewigkeit drückt sich in dem immergegenwärtigen Jetzt aus. Was wir jetzt von der Wahrheit verstehen, ist unsere Versorgung für heute.
Versorgung ist gleichbedeutend mit geistigem Verständnis. Das Anerkennen dieser Tatsache schließt die göttliche Gewißheit in sich, daß wir das Gute stets und in zunehmendem Maße haben werden, denn Fortschritt ist das Gesetz Gottes. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet — zeigt da die Unfähigkeit, es mit den ständig wachsenden Kosten der Lebenshaltung erfolgreich aufzunehmen, nicht einen scheinbaren Mangel an geistigem Wachstum? Der Christliche Wissenschafter aber, der täglich das anwendet, was er von Gott und dem Menschen versteht, kann nicht anders, als zu jeder Zeit und in jeder Weise ein Zunehmen des Guten zu erleben.
Die oben erwähnte Christliche Wissenschafterin fand sich eines Tages, infolge der geschäftlichen Mißerfolge ihres Mannes, ohne Einkommen. Als sie festhielt an den Wahrheiten, die die Bibel lehrt (Jes. 54:5) nämlich, daß ihr Schöpfer ihr „Mann“ war und daß nichts die dem Menschen beständig von Gott zufließende Versorgung mit Ideen je unterbrochen hatte, wurde sie dazu geführt, ihre frühere Beschäftigung wieder aufzunehmen, was sich rasch zu einem pekuniären Erfolg entwickelte.
Laßt uns den Mut haben, unserer Überzeugung gemäß zu handeln. Dann wird sich unsere bloße Vorstellung von Gott zum Glauben an Gott entwickeln, und der Glaube wird zum Verständnis werden, bis schließlich unser gesamtes Leben zeugen kann für die Wahrheit der Verheißung unseres Meisters, daß uns alles Gute zufallen wird, wenn „wir am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ trachten.
