Von einer Sonntagsschullehrerin im Staate New York
Wie oft hören wir Christliche Wissenschafter sagen, daß die einzigen Schüler, die sie glauben, in der Sonntagsschule unterrichten zu können, jene sind, die bereits die Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft studiern. Viele Jahre lang meldete sich die Einflüsterung an der Tür meines Bewußtseins, daß ich nicht imstande sei, kleine Kinder zu unterrichten; und ich ließ sie ein. Weil ich mich vor dieser falschen Annahme fürchtete, blieb mir eine wichtige Gelegenheit zu geistigem Wachstum verborgen. Kürzlich jedoch hatte ich eine Erfahrung, die erneut bewies, daß Gott allein weiß, was unserem geistigen Wachstum am förderlichsten ist, und wo wir unsere Gaben am besten anwenden können.
Eines Tages fragte mich die Sonntagsschulvorsteherin, ob ich eine Klasse von Schülern im Alter von anderthalb bis zwei Jahren unterrichten wollte. Es waren die jüngsten Schüler, die wir bisher gehabt hatten. In meinem Streben, gehorsam zu sein, nahm ich dieses Anerbieten an; gewiß keine geringe Anforderung an mich.
Zwei Wochen nach meiner Ernennung unterrichtete ich zum ersten Mal. In der Zwischenzeit wurde ich dazu geführt, mit den Konkordanzen zu arbeiten und alle Stellen in Mary Baker Eddys Schriften über „Kind“ und „Kinder“ zu studieren und darüber nachzusinnen. Dann wurde mir ganz plötzlich ihre Definition von „Kinder“ in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 582) klar. Als ich diese Definition studierte, erkannte ich, daß es so etwas wie einen Menschen im Embryostadium nicht gibt, da der Mensch, als Gottes Idee, immer in seiner Vollreife steht. Meine Furcht, diese Kinder zu unterrichten, verwandelte sich in freudige Erwartung. Anstatt auf die Kleinen, die durch eine menschliche Person die Wahrheiten über Gott gelehrt werden sollten, herabzublicken, lernte ich nun aufzublicken zu den reinen und unschuldigen Gedanken, die Gott kennen.
Am festgesetzten Tage kam ich mit der freudigen Erkenntnis in die Klasse, daß „alle deine Kinder vom Herrn gelehrt werden und groß soll der Friede deiner Kinder sein“ (Jes. 54:13; engl. Bibel). Die Folge war ein höchst beglückender Unterricht.
Seit dieser Zeit habe ich Gelegenheit gehabt, sowohl die jüngeren als auch die mittleren Klassen zu unterrichten, entweder als ständige Klassenlehrerin oder in Vertretung. Zuweilen war es notwendig, einen Schüler zurechtzuweisen. Ein solches Problem wurde stets durch hingebendes Gebet und klareres Verständnis der Definitionen von „Vater“, „Mutter“ und „Kinder“, die Mrs. Eddy uns in „Wissenschaft und Gesundheit“ gibt, harmonisch ausgearbeitet, und Lehrer und Schüler wurden gesegnet. Zeuge zu sein, wie die Kinder die Entfaltung des Gemüts zum Ausdruck brachten, war befriedigend und inspirierend.
Von einer Sonntagsschullehrerin in England
Als ich zur Lehrerin der Sonntagsschule gewählt wurde, war ich nicht sicher, ob ich befähigt wäre, diese Arbeit zu übernehmen, da ich keinerlei Erfahrung im Unterrichten von Kindern hatte. Die ersten beiden Sonntage waren schwierig. Die Schüler waren unruhig, blickten sich nach den andern Klassen um und lächelten sich gegenseitig zu. Sie schienen wenig Interesse für die Lektion zu haben, und ich hatte das Gefühl von Widerstand gegen die Dinge des Geistes, anstatt Aufnahmebereitschaft, was meiner Arbeit die Freude und Befriedigung nahm.
Am Ende des zweiten Sonntags sah ich ein, daß ich meinen Unterricht auf ein höheres Niveau bringen müßte. Nach gebetvoller Arbeit um Leitung wurde ich dazu geführt, die Seiten 582 und 583 von „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mrs. Eddy aufzuschlagen. Hier im Glossarium finden wir die Erklärung von „Kinder“ vom geistigen sowohl wie vom materiellen Gesichtspunkt. Die Definition des materiellen Begriffes lautet: „Sinnliche und sterbliche Annahmen; gefälschte Bilder der Schöpfung, dessen bessere Urbilder Gottes Gedanken sind, nicht im Embryo, sondern in der Reife; materielle Voraussetzungen von Leben, Substanz und Intelligenz, der Wissenschaft des Seins entgegengesetzt.“ In den Worten „der Wissenschaft des Seins entgegengesetzt“ erkannte ich den Irrtum, der beanspruchte, sich der Wissenschaft, die ich zu unterrichten beauftragt war, zu widersetzen. Dieses Aufdecken bewies mir klar, daß ich unbewußt den materiellen Begriff von „Kind“ angenommen hatte, statt des geistigen oder wahren Begriffs, wie er in dieser Erklärung mit folgenden Worten dargelegt wird: „Die geistigen Gedanken und Vertreter von Leben, Wahrheit und Liebe.“
Mit den Wahrheiten über Kinder ausgerüstet, machte ich mich am folgenden Sonntag auf; was ich nun erlebte, war das genaue Gegenteil der zwei vorhergehenden Sonntage. Die Schüler waren aufmerksam und interessiert, und während des ganzen Unterrichts herrschte Harmonie. Dieser Fortschritt hielt an und brachte während meiner folgenden Amtsjahre in der Sonntagsschule noch mehr Früchte; die Erfahrung der ersten beiden Sonntage hat sich nie wiederholt.
Die Kinder von heute sind sehr intelligent. Sie sind Denker. Sie stellen Fragen, die intelligente, geistig wissenschaftliche Antworten erfordern. In meiner Vorbereitung für die Sonntagsschule finde ich große Hilfe von einer Stelle in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Vermischtes, S. 259), wo unsere Führerin über Weihnachten schreibt: „Es stellt die ewig belehrende Seele dar, die nur in der Harmonie, in der Schönheit und Fülle des ewigen Lebens erkannt wird — in der Wahrheit, die Leben ist, das Leben, welches die Menschheit heilt und errettet.“ Ich habe gefunden, daß „die ewig belehrende Seele“ stets gegenwärtig ist und durch den geistigen Sinn und durch intuitive Schlußfolgerungen die richtige Antwort auf jede sich erhebende Frage erteilt.
Mitunter wußte ich nicht die genaue Antwort, wenn eine Frage gestellt wurde, aber durch die Anerkennung der Allgegenwart der Seele und ihrer Willigkeit zu belehren, dachte ich an eine Stelle in der Bibel oder den Schriften unserer Führerin, die geistige Erleuchtung brachte und mich mit der richtigen Antwort versorgte, die sich stets noch erweiterte, wenn sie den Schülern weitergegeben wurde.
Fragen an die Schüler und ihre Ermutigung, einen Punkt in der Diskussion zu erläutern, erhält das Interesse am Unterricht lebendig und fördert ihr geistiges Wachstum. Ich erinnere sie oft daran, daß das göttliche Gemüt seine Ideen allen und jedem einzelnen mitteilt, und daß jeder, der achtsam ist, das „stille, sanfte Sausen“ vernehmen kann, das stets zum menschlichen Bewußtsein spricht; und daß die göttliche Liebe die Kraft verleiht, alles Empfangene zum Segen aller Schüler der Klasse zu deuten.
