Die Leiden der Sinne können durch Umkehrung die Vollkommenheit und Harmonie andeuten, die die grundlegenden Eigenschaften des wahren Seins sind. Jede materielle Annahme ist eine Lüge über eine geistige Idee; daraus folgt, daß Disharmonie lediglich als eine Fälschung der ungetrübten Vollkommenheit besteht. Krankheit, Mangel, Uneinigkeit, Feindschaft und Haß, die das Gegenteil von Gesundheit, Fülle, Harmonie und Liebe sind, existieren nur als leere Einbildungen. Mary Baker Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 367): „Das Böse ist nur das Gegengewicht des Nichts. Das größte Unrecht ist nur ein angebliches Gegenteil des höchsten Rechts.“
Von Anbeginn an sah Gott alles, was Er in Seiner unendlichen Weisheit gemacht hatte, und Er wußte, daß es sehr gut war. Habakuk sagte über Gott (1:13): „Diene Augen sind rein, daß du Übles nicht sehen magst, und dem Jammer kannst du nicht zusehen.“ Im Prinzip alles wirklichen Seins gibt es keine Disharmonie, keine Krankheit, keinen Unfall oder Mangel. Alles ist ewiglich schön und gut.
Die Prüfungen und Schwierigkeiten, die die Menschheit bedrängen, können leicht behoben werden, wenn man ihnen mit dem Mut der Überzeugung entgegentritt, daß die Lösung bereits vorhanden ist. Die Tatsache, daß es eine Schwierigkeit zu geben scheint, schließt die Existenz einer ewig wahren Idee in sich. Eine Fälschung muß etwas Tatsächliches zur Nachahmung haben. In „Miscellaneous Writings“ sagt Mrs. Eddy (S. 60): „Jede materielle Annahme deutet auf die Existenz der geistigen Wirklichkeit hin, und wenn die Sterblichen über geistige Dinge belehrt worden sind, wird sich zeigen, daß durch die Umkehrung der materiellen Annahme in all ihren Kundwerdungen Urbild und Vertreter unschätzbarer, ewiger Wahrheiten erschlossen werden, die unmittelbar gegenwärtig sind.“
Diese unschätzbaren Wahrheiten sind in die immergegenwärtige Wahrheit, Gott, eingeschlossen. Was der Menschheit not tut, ist eine bessere Kenntnis von Gott, Wahrheit, um die Lösung ihrer Probleme zu erlangen, wie verwickelt sie auch erscheinen mögen.
Infolge seiner unfehlbaren inneren Schau und Demonstration der Wahrheit, erhielt Jesus den Beinamen Christus. Er kannte Gott als unendliche Vollkommenheit, Harmonie und Liebe. Er war sich stets der Vollendung des Menschen als des vollkommenen Ausdrucks Gottes bewußt, ewig untrennbar von dem göttlichen Vater und niemals gefallen. Das war das wahre Verständnis, das seiner Heilkraft zugrunde lag.
Als Jesus dem Mann mit der verdorrten Hand entgegentrat, zeigte er kein Mitleid mit dessen Gebrechen, sondern mit christlichem Mitgefühl kehrte er das sterbliche Bild um, um an seiner Stelle die Gegenwart der Wahrheit und ihre Kundwerdung wahrzunehmen. Die hilflose, verdorrte Hand erschien Jesus nicht wirklich; und so war es ihm ganz natürlich zu gebieten (Matth. 12:13): „Strecke deine Hand aus!“ Und weiter heißt es in der Erzählung: „Und er streckte sie aus; und sie ward ihm wieder gesund gleichwie die andere.“
Gesundheit ist Wahrheit und muß von Anbeginn an existiert haben. Krankheit ist die Fälschung der Wahrheit, die irrige Annahme von der Tatsache, und kann nur durch das Verständnis ihrer Nichtsheit und der wahren Vollkommenheit des Menschen zerstört werden.
Durch emsiges Forschen in der Bibel entdeckte Mrs. Eddy die Grundwahrheit der Vollkommenheit und folgte in den Fußstapfen des Meisters, Christus Jesus, indem sie die Gegenwart der Gesundheit, der Fülle und des Friedens demonstrierte. Unter der Randüberschrift: „Wahrheit durch Umkehrung“ auf Seite 129 in „Wissenschaft und Gesundheit“ unterweist Mrs. Eddy ihre Schüler in der richtigen Beurteilung jeder Lage. Sie schreibt: „Willst du die geistige Tatsache erkennen, so kannst du sie dadurch entdecken, daß du die materielle Fabel umkehrst, sei die Fabel nun für oder wider, sei sie in Übereinstimmung mit deinen vorgefaßten Meinungen oder diesen gänzlich entgegengesetzt.“
In geistiger Aufrichtigkeit weigert der Christliche Wissenschafter sich, den Augenschein der materiellen Sinne anzunehmen. Bei einer Krankheit, die er heilen will, erkennt er die Gegenwart der Gesundheit, der rechten Tätigkeit und der harmonischen Funktion an. Er kehrt die Annahme des Mangels um und erkennt die Gegenwart der Fülle. Anstelle der Heimatlosigkeit und Einsamkeit sieht er das geliebte Kind Gottes, ewiglich umfangen von der Wärme und Behaglichkeit der Liebe, die beglückende Kameradschaft geistiger Ideen genießend. Unfälle werden als etwas erkannt, was die menschliche Leichtgläubigkeit auferlegt, denn Prinzip regiert das Universum in unfehlbarer Sicherheit.
Der Geschäftsmann sollte weder Überangebot noch Mangel an Nachfrage anerkennen, er sollte vielmehr „die materielle Fabel“ umkehren und das beständige Wirken des Gesetzes der Ausgeglichenheit wahrnehmen. Das ausgeglichene Zusammenbestehen von Angebot und Nachfrage ist ein Gesetz des Gemüts, das immer zur Anwendung im täglichen Leben zur Hand ist.
Die Annahme der Arbeitslosigkeit sollte durch die freudige Erkenntnis umgekehrt werden, daß der Mensch ewiglich in dem ist, das seines Vaters ist, hier und jetzt als Zeuge der göttlichen Gegenwart und Macht wirkend. Prüfungen jeglicher Art sollten nur als umgekehrte Gleichnisse einer schon vorhandenen, geistigen Wirklichkeit erkannt werden, herrlicher und beglückender, als das menschliche Denken es ersinnen kann.
Die Verwicklungen und Intrigen der persönlichen Beziehungen, angefangen mit dem Streiten der Kinder bis zu den Auseinandersetzungen der Völker, werden von dem Christlichen Wissenschafter nur in soweit richtig gesehen, wie er den sterblichen Augenschein umkehrt und die herrliche Wahrheit der Brüderschaft aller Menschen als Kinder des einen Vaters anerkennt, von denen der einzelne, in hohem Maße befriedigt, im Bewußtsein der unendlichen Güte lebt.
Christus Jesus sandte vier seiner Jünger zu einem Volk in einem Lande, wo Armut und Krankheit überhandnahmen, um ihnen das Evangelium vom gegenwärtigen Himmelreich zu predigen. Da sie dem Augenschein des Unglücks nicht glaubten, erklärten sie die Gegenwart Gottes und bewiesen sie, indem sie die Kranken heilten und die Gefangenen der körperlichen Sinne befreiten. Oft brachten die Jünger die absolute Tatsache der Vollkommenheit ans Licht und zerstörten in dieser Weise die Fälschung, Ungemach genannt. Der christliche Jünger heutiger Zeit hat keine geringere Verpflichtung, die materielle Fabel umzukehren. Im Gegensatz zum Zeugnis der physischen Sinne, bleibt er seiner Überzeugung treu, daß das vollkommene Sein gegenwärtig ist, und damit treibt er den Irrtum aus und heilt er die Kranken.
Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Die wahre Idee muß existiert haben, ehe die Fälschung oder die Lüge davon gebildet wurde. So laßt uns Mut fassen und tapfer zur Erreichung der Vollkommenheit vordringen, die von Gott von Anfang an für jedes einzelne Seiner geliebten Kinder geschaffen war.