Als Christus Jesus zu seinen Jüngern sagte: „Folget mir nach!“ — was meinte er wohl damit? Er meinte, daß wir nicht der menschlichen Persönlichkeit, sondern dem Christus folgen sollten, den er in seinem menschlichen Leben veranschaulichte — dem Christus, den er zum Ausdruck brachte, liebte und demonstrierte.
Paulus sagte: „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in ihm“ (Kol. 2:6). Dadurch, daß wir geistig mit der Wahrheit und Liebe wandeln, daß wir die Gebote des Meisters dem Geist und dem Buchstaben gemäß halten, werden wir wahre Nachfolger des Christus.
In der Heiligen Schrift lesen wir von den Entschuldigungen derer, die sich von menschlichen Angelegenheiten abhalten ließen, diesem Ruf: „Folge mir nach!“ zu folgen. Zweifellos schienen diese Entschuldigungen, denen, die sie gaben, recht stichhaltig zu sein; doch wenn die Liebe zum Christus ihrem Herzen am nächsten gestanden hätte, so wären sie unverzüglich dem Rufe des Meisters gefolgt.
Dem Manne, der fragte, ob er zuvor hingehen und seinen Vater begraben dürfe, antwortete Jesus: „Laß die Toten ihre Toten begraben, gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes!“ Mit diesem Geheiß wandte sich der Meister an all seine Nachfolger und gebot ihnen, alle Erinnerungen an Disharmonien, Mißverständnisse, Fehler hinter sich zu werfen, alle toten Theorien aus dem Bewußtsein auszutreiben, und dem lebendigen Christus, dem göttlichen Ideal, nachzufolgen.
In „Miscellaneous Writings“ (Vermischte Schriften, S. 169) wird berichtet, daß Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, diese Bibelworte: „Laß die Toten ihre Toten begraben; folge mir nach!“ in der folgenden Weise erklärte: „In ihrem tiefsten Sinne bedeuten diese Worte Erlösung von der Annahme des Todes, des letzten Feindes, der überwunden werden muß; denn durch die wahre Nachfolge Christi wird uns Auferstehung und unsterbliches Leben zuteil. Wenn wir ihm nachfolgen, so kann es keine Toten für uns geben.“
Zu dem anderen Mann, der fragte, ob er zuvor einen Abschied feiern dürfe mit denen, die in seinem Hause waren, ehe er ihm nachfolgte, erwiderte Christus Jesus: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“ Wie sehr man auch Vater und Mutter lieben mag, man muß den Christus mehr lieben, sonst würde man dessen nicht würdig sein, der da ruft: „Folge mir nach.“ Man würde nicht der Erlösung von Sünde, Krankheit und Tod würdig sein, den der heilende Christus uns bringt.
Die Nachfolge Christi bringt Harmonie in unsere menschlichen Angelegenheiten und befähigt uns, Vater und Mutter und die ganze Menschheit zu segnen. Der Meister forderte von seinen Nachfolgern, die Opfer zu bringen, die für die Zerstörung des Irrtums in sich selber und in der Welt nötig waren, ja, alles aufzugeben, was ihrem Fortschritt himmelwärts hinderlich sein könnte. Er forderte von ihnen, sich selbst zu verleugnen, wie auch er sich selbst verleugnete, und das Kreuz auf sich zu nehmen — den Haß der Welt gegen die Wahrheit — wie auch er es in Demut und Liebe auf sich genommen hatte.
Der Lohn, der dem Meister für seine Selbstverleugnung und sein Kreuztragen zuteil wurde, bestand darin, sein Einssein mit Gott zu finden; und der gleiche Lohn erwarter jeden Nachfolger, der ebenso treu und demütig ist, wie Jesus es war.
Die Verheißung an alle, die am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit trachteten, war, daß ihnen alles, dessen sie in ihren menschlichen Angelegenheiten bedurften, zufallen sollte. Wahre Schätze sind die großen Wirklichkeiten des Seins, göttliche Ideen, die in der Bibel und in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy zu finden sind. In den Schatzkammern der Christlichen Wissenschaft sind köstliche Schätze zu finden, wie selbstlose Liebe und Reinheit. Weder Motten noch Rost können sie vernichten, noch können Diebe in usner Bewußtsein einbrechen und uns die Inspiration, die Hoffnung und die Freude rauben, die sie uns brachten.
Die Forderung des Meisters, so vollkommen wie unser Vater im Himmel zu sein, stellt zwar eine große Anforderung an uns, jedoch eine, die von einem jeden von uns erfüllt werden kann; denn die Vollkommenheit des Menschen ist eine anerkannte Tatsache, wie die Christliche Wissenschaft offenbart; und eine anerkannte Tatsache kann bewiesen werden. In ihrer Botschaft „Christian Science Versus Pantheism“ (Die Christliche Wissenschaft und der Pantheismus, S. 11) schreibt Mrs. Eddy: „Die große Wirklichkeit, daß der Mensch das wahre Ebenbild Gottes ist, weder gefallen noch umgekehrt, wird von der Christlichen Wissenschaft demonstriert. Und da die gütige Forderung des Christus: ,Darum sollt ihr volkommen sein' immer noch besteht, werden wir finden, daß sie ausführbar ist.
Die Feinde zu lieben; die zu segnen, die sie haßten; denen wohlzutun, die sie beleidigten und verfolgten, war das unumwundene Geheiß, das der Meister seinen Jüngern gab (siehe Matth. 5:44). Wenn fälschlicherweise allerlei Übles wider einen geredet wird, wegen seines christlichen Lebenswandels, wenn einer um der Gerechtigkeit willen verfolgt wird, so kann die üble Nachrede und Verfolgung ihm kein Leid autun. Die Wahrheit, die einer betätigt, ist sein Schutz; in der Christusähnlichkeit, die er zum Ausdruck bringt, liegt seine Sicherheit.
Der Haß und die Bosheit des sterblichen Gemüts, die unserem Meister in voller Kraft entgegentraten, treten auch jedem seiner Nachfolger in gewissem Grade entgegen; doch Paulus freute sich, daß er würdig erfunden wurde, um Christi willen zu leiden. In dem Maße, wie wir würdig sind, um Christi willen zu leiden, werden wir mit Christum herrschen.
Wegen der Demut, der Gerechtigkeit und der selbstlosen Liebe, die der Meister zum Ausdruck brachte, konnte der Haß ihm kein Leid zufügen. Als er verraten und verlassen, gegeißelt und gekreuzigt wurde, konnte die Furcht ihn nicht überwältigen. Als der Teufel ihm durch aggressive Suggestionen zuflüsterte, daß ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit zufallen würden, wenn er geistig von den Höhen der Heiligkeit herabfallen und ihn anbeten würde, konnte diese Verheißung weltlichen Besitzes, Prunkes und Ruhmes ihm nichts anhaben. Mit Nachdruck wies er den Satan ab und schritt ruhig weiter auf seinem aufwärts strebenden Pfade, und die Engel Gottes kamen zu ihm und dienten ihm. Als ihm beim Einzug in Jerusalem die Juden mit Palmenzweigen entgegengingen und ihn als „König von Israel“ begrüßten, konnte dieser Triumph ihn nicht verwirren; kein ehrgeiziges Streben nach Stellung und Macht, kein Wunsch nach Selbstverherrlichung konnte ihn in Versuchung führen. Den Blick auf das Neue Jerusalem gerichtet, schritt er in Demut vorwärts und fand die unvergängliche Herrlichkeit der Seele.
Immer von neuem gebot der Meister seinen Nachfolgern, die Kranken zu heilen. Und wie heilte dieser größte Metaphysiker, den die Welt je gekannt hat, wohl die Kranken? Was war seine Arznei? Es war das Gemüt. In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 schrieb Mrs. Eddy in Beziehung auf unseren großen Beispielgeber (S. 23): „Er brauchte keine Medikamente und empfahl sie auch nicht, und er lehrte seine Jünger und Nachfolger, das Gleiche zu tun; und so demonstrierte er seine Macht über die Materie und über Sünde, Krankheit und Tod, wie kein anderer sie je demonstriert hat.“ Das Hauptgebot des Meisters an uns war, die Toten zu erwecken. Um dies höchst wichtige Gebot zu erfüllen, muß unser Denken in solchem Maße durch den Christus vergeistigt werden, daß nur das Leben und die Idee des Lebens als wirklich anerkannt werden.
Der Meister erkannte Gott allein als Arzt an, der durch Seinen Christus heilte, und den Menschen als Widerspiegelung der Eigenschaften der Seele, die die Heilkraft des Christus verkörpern. Er sah in jeder geistigen Wahrheit über den Menschen, die Substanz und das Gesetz, eine Kraft der Zerstörung für die sterblichen Annahmen über den Menschen, die Substanz und das Gesetz.
Obwohl Christus Jesus ein volles Verständnis von der Allmacht der Liebe besaß, verkannte er doch nicht die Notwendigkeit, sich vor Schlangen zu hüten, und versäumte nicht, seine Jünger zu lehren, wie sie dieselben behandeln sollten. Mrs. Eddy entdeckte, daß die Schlange das Symbol des körperlichen Sinnes war, der behauptet, es gebe Lust und Schmerz in der Materie, und der Mensch lebe und sterbe in der Materie. Sie erkannte diese Schlange als tierischen Magnetismus, der die Allheit Gottes und des Menschen Vollkommenheit und Einssein mit Gott leugnet.
Könnte es etwas Heimtuhckischeres geben als das Argument der Schlange, daß der Mensch ein von Gott getrenntes Bewußtsein habe, das sich des Bösen bewußt sei? Wenn das wahr wäre, so könnte der Mensch Gott nicht kennen, er könnte das Gute nicht kennen, er könnte das Leben nicht kennen. Könnte es etwas Erniedrigenderes geben als das Zugeben der Suggestionen der Schlange, daß der Mensch materiell, sinnlich und sündhaft sei? Wegen der scheinbaren Macht der Schlange und ihrer Lügen würde man wohl daran tun, sich selbst oft zu fragen: „Überwinde ich die Schlange, wie der Meister uns geboten hat? Treibe ich aus meinem Bewußtsein all die Suggestionen aus, die meine Fähigkeit, nur von Gott eingegebene Gedanken zu denken, zerstören würde? Beweise ich, daß alle Phasen des tierischen Magnetismus machtlos und unwirklich sind?“
Der Meister lehrte seine Jünger durch Vorbild und Vorschrift, immer dem Willen des Vaters gehorsam. Mrs. Eddy befolgte die Mahnung des Meisters: „Folget mir nach!“ und erleuchtete uns dadurch den Weg. Sie war die treueste Nachfolgerin des Christus, wie der Meister ihn offenbart hatte, die die Welt je gekannt hat. Sie verleugnete sich selbst, ebenso wie der Meister; sie trug das Kreuz — den Haß der Welt gegen die Wahrheit — mit derselben selbstlosen Liebe wie der Meister. Sie trachtete am ersten nach dem Reich Gottes und Seiner Gerechtigkeit. Sie liebte ihre Feinde, heilte die Kranken und sagte ihren Nachfolgern in aller Demut, sie sollten ihr nur insofern folgen, wie sie dem Christus folgte.